Vom 09. Juni bis 09. September 2018 zeigt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, in einer umfassenden Retrospektive das Werk der in vielerlei Hinsicht außergewöhnlichen und facettenreichen Künstlerin Anni Albers (1899–1994). Ihre wichtigsten und komplexesten Werke sind handgewebt. Sie verbinden damit eine uralte Kulturtechnik mit einer modernen künstlerischen Praxis, in der Kunst, Handwerk und Design gleichwertig nebeneinander stehen.
Die im Jahr 1899 in Berlin in eine wohlhabende, bürgerliche Familie geborene Anni Albers entschied sich bereits früh für ein Leben als Künstlerin und studierte ab 1922 an der innovativen Bauhaus-Schule in Weimar. Das Bauhaus, eine Verbindung von Kunstakademie und Schule für Kunstgewerbe, verfolgte die Professionalisierung von Kunst, Handwerk und Design und die enge Kooperation zwischen Künstler und Werkmeister. Wie viele ihrer Mitstudentinnen trat auch Anni Albers in die sogenannte »Frauenklasse« ein, die Werkstatt für Textilien. Obwohl sie das Weben gewissermaßen durch den Mangel an Alternativen begann, wurde sie schnell ein wichtiges Mitglied dieser Werkstatt, wo die Handweberei ebenso eine Rolle spielte wie die Entwicklung von Stoffen für die maschinelle Produktion. Nach der Schließung des Bauhauses im Jahr 1933 zog Albers gemeinsam mit ihrem Ehemann – dem Künstler Josef Albers – in die Vereinigten Staaten, um am gerade gegründeten experimentellen Black Mountain College zu lehren. An diesem progressiven Ort des Lernens, an dem Kunst, Tanz und Musik ebenso ihren Platz hatten wie Soziologie, Philosophie, Wirtschaftswissenschaft und Mathematik, erlebte das Paar produktive Jahre.
Anni Albers richtete eine Weberei ein und war eine ebenso strenge wie inspirierende Lehrerin. Hier und ab 1950 in New Haven CT, wo Albers bis zu ihrem Tod im Jahr 1994 lebte, entstanden Bildgewebe von hoher künstlerischer Qualität. Viele dieser »pictorial weavings« sind inspiriert durch Reisen nach Mexiko und Peru, wo das Künstlerpaar die gewebten und getöpferten Zeugnisse der präkolumbischen Kultur studierte, und auch sammelte. Als das Handweben Ende der 1960er Jahre zu mühsam wurde, hatte Albers bereits ein neues Medium für sich entdeckt, die Drucktechnik. Dabei konnte sie auf ihre vielfältigen Überlegungen zu Textur, Farbe und Oberflächenqualitäten aufbauen und vertraute Phänomene wie Knoten, Musterbildung und Farbmischung in einer neuen Technik untersuchen. Parallel arbeitete sie an einem Buch, das 1965 unter dem Titel On Weaving veröffentlicht wurde und »Grundbegriffe und Methoden des Textilen« vorstellt und diskutiert. Zehn Texte sowie eine lange Sequenz von Illustrationen verdeutlichen eindrucksvoll die außerordentliche Komplexität dieser uralten Technik, in der Hand, Auge, Maschine und der planende Geist perfekt zusammenspielen müssen, damit neue, der Zeit gemäße Formen und Qualitäten erdacht werden können.
Die Ausstellung Anni Albers – eine Kooperation der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen mit der Tate Modern, London – präsentiert das facettenreiche Werk einer Künstlerin, die sich die Technik des Webens zu eigen machte, sie ins Zentrum ihres Schaffens stellte und als vollwertige Form der Kunstproduktion etablierte, ohne dabei die nützlichen oder industriellen Aspekte zu vernachlässigen. Das Weben kann, das war ihre Überzeugung, wie jedes andere Handwerk »in der Produktion nützlicher Objekte münden oder sich auf die Ebene der Kunst erheben« (Anni Albers, 1937).
In der großen Ausstellungshalle am Grabbeplatz wird der gesamte Kosmos des Schaffens von Anni Albers präsentiert: ihre »pictorial weavings« (Leihgaben aus europäischen und amerikanischen Museumssammlungen), die Raumteiler und Stoffe für den Wohnbereich, die zeichnerischen Entwürfe für die maschinelle Produktion, die farbintensiven Drucke, die Schmuckstücke aus einfachsten Materialien, ihre Auftragsarbeiten, zahlreiche Studien aus dem Bereich der Lehre sowie die Textilmuster, die das unstillbare Interesse an neuen Fasern und Webstrukturen belegen. Ihre illustrierten Textsammlungen stehen dabei, einem Herzstück gleich, im Zentrum der Ausstellung. Sie werden durch Kunstwerke und Materialien, die die Künstlerin beeinflussten und die ihre Idee des gewebten Fadens als Form einer universellen Sprache inspirierten, ergänzt – darunter beispielsweise präkolumbische und peruanische Textilien aus der Sammlung des Künstlerpaars. Angesichts des erstaunlichen Zusammenklangs dieser Werke werden die außergewöhnliche Vielseitigkeit des Beitrags ihrer Schöpferin zur Moderne und ihr nachhaltiger Einfluss auf die Kunst und das Design des 20. und 21. Jahrhunderts nachvollziehbar und erlebbar.
ART COLOGNE 2018: Etablierten Galerien, renommierte Neuzugänge und junge Nachwuchsgalerien
Spitzenqualität auf allen Ebenen von der Klassischen Moderne über die Nachkriegskunst bis zur zeitgenössischen Kunst bietet die bevorstehende ART COLOGNE (19.- 22. April). Einblicke in die aktuelle Kunstproduktion kann der Besucher im Sektor „NEUMARKT“ gewinnen; die „COLLABORATIONS“ zeigen 22 ausgewählte kuratierte Projekte, die von 36 Galerien präsentiert werden.
Rund 210 weltweit renommierte Galerien aus 33 Ländern bilden ein Teilnehmerfeld, das in dieser Güteklasse einzigartig in Deutschland ist. Hochkarätige Präsentationen lassen international tätige Großgalerien wie Karsten Greve, Hauser & Wirth, Thaddeus Ropac und David Zwirner erwarten, auf deren Ständen die prominenten Vertreter der Gegenwartskunst anzutreffen sind. Mit Larry Gagosian kommt ein Schwergewicht der Branche zum zweiten Mal nach Köln. Einen weiteren Zugewinn verbucht die Kunstmesse bei ihrer 52. Ausgabe durch eine Anzahl wichtiger Rückkehrer und Erstaussteller wie die Londoner Lisson Gallery, Esther Schipper aus Berlin und die Galerie Lelong aus Paris. Ihr Debüt auf der ART COLOGNE geben die in Paris und London ansässige Galerie Kamel Mennour, die Berlinerin Barbara Wien und Clearing aus New York und Brüssel.
Halle 11.2 Zeitgenössische Kunst
Die Arcadia Missa Gallery (London) stellt unter anderen die Medienkünstlerin Hannah Black in den Mittelpunkt, in deren Werk Sprache, Ton und Bild eng miteinander verknüpft sind. BERG Contemporary (Reykjavik) präsentiert Werke des gebürtigen Niederländers Kees Visser, der in Island eine neue Heimat gefunden hat. Mit dem jungen Maler Benjamin Senior zeigt die Galerie BolteLang (Zürich) einen Künstler, der in klassischer Malweise mit Eitempera im Stil von Fernand Léger oder Oskar Schlemmer den Zeitgeist der Gegenwart einfängt. Ben Brown Fine Arts (London, Hongkong) hat mit Awol Erizku einen Fotokünstler im Programm, der mit einer Aufnahme der schwangeren Sängerin Beyoncé weithin Berühmtheit erlangte. Ausgangspunkt seiner Werke sind oft Renaissance-Gemälde, die er mit afrikanischen oder afroamerikanischen Modellen neu interpretiert. BlainISouthern (London, Berlin) trumpft mit großformatigen Fotografien des Filmregisseurs Wim Wenders auf, der seit einiger Zeit auch als Fotograf reüssiert.
Die Galerie Daniel Buchholz (Köln, Berlin) hat mit Wolfgang Tillmans einen der großen, weltweit gefeierten zeitgenössischen Fotokünstler im Programm. Die Galerie Gisela Capitain (Köln) konfrontiert Werke vom Martin Kippenberger mit Arbeiten des US-amerikanischen Fotografen und Konzeptkünstlers ChristopherWilliams. Star bei der Galerie Andrea Caratsch (St. Moritz) ist der Schweizer Aktions- und Konzeptkünstler John Armleder. Die Charim Galerie (Wien) bringt unter anderem Werke der früh verstorbenen georgischen Künstlerin Tamuna Sirbiladze mit nach Köln. Die Ehefrau von Franz West malte mit großer expressiver Geste auf zumeist monumentalen Leinwänden. Clearing (New York, Brüssel) hat für den ersten Auftritt auf der ART COLOGNE unter anderem Skulpturen von Eduardo Paolozzi ausgewählt, der zu den innovativsten Künstlern der britischen Nachkriegsmoderne zählt. Seine bildhauerischen Arbeiten bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Gagosian (New York, London, Paris, Rom, Beverly Hills, Hong Kong) konfrontiert den Betrachter unter dem Titel „Untitled (skulptur)“ mit einer Gruppe künstlicher Körper: Mensch und Tier; hyperreal und abstrakt. So zeigt die Galerie unter anderem eine Ersatzbronze von Alberto Giacometti. In der Mitte des Standes steht Duane Hansons verblüffender Window Washer (1984), eine hyperrealistische männliche Figur im Kontrapost, geöffnetes Flanellhemd, das einen langstieligen Fenstergummi hält. Chris Burdens Sex Tower (Architekturmodell des 125 Fuß hohen Sex Towers) (1986) wartet mit einem monumentales vergoldetes Monument auf, während Urs Fischers Marsupiale (2017), eine großformatige Wachskerze, einen Mann im Anzug zeigt, umarmt von eine riesige Büste eines Heiligen.
Erika Déak (Budapest) stellt Attila Szücs in den Mittelpunkt, dessen eigenwillige Bildfindungen auf Fotografien basieren. Die auf Outsider-Art spezialisierte Galerie Delmes & Zander (Köln) zeigt Werke des tschechischen Fotografen Miroslav Tichy, der ab den 1960er Jahren auf der Straße tausende Fotos von Frauen und Mädchen mit selbst gefertigten Kameras machte. Stella Hamberg, Tim Eitel und Martin Eder gehören zu den erfolgreichen und gefragten Positionen im Programm der Galerie Eigen + Art (Berlin, Leipzig). fiebach, minninger (Köln) stellen mit Arthur Löwen und Laura Schawelka zwei junge Nachwuchstalente vor. Die Konrad Fischer Galerie (Düsseldorf) zeigt neue Werke des Schotten Jim Lambie, der mit farbigen Vinylbändern arbeitet.
Karsten Greve (Köln, Paris, St. Moritz) wartet in diesem Jahr auch wieder mit hochkarätigen Künstlern auf wie Gotthard Graubner, Louise Bourgeois, Leiko Ikemura oder Pierre Soulages. Die Galerie Bärbel Grässlin (Frankfurt) hat mit der Malerin Alicia Viebrock eine junge Künstlerin im Programm, die sich bei ihrer gestisch-intuitiven, kraftvollen Malerei unkonventioneller Mittel und Methoden bedient. Hauser & Wirth (Zürich, London, New York, Los Angeles) vereint mit Larry Bell, Mary Heilmann und Takesada Matsutani drei sehr unterschiedliche Künstlerpersönlichkeiten auf ihrem Stand, deren gemeinsamer Nenner die geometrische Abstraktion ist. Bell wurde durch seine raffinierte Behandlung von Glasflächen und deren Licht-, Spiegelungs- und Schatteneffekten bekannt. Er ist auf der ART COLOGNE mit Glasskulpturen und Papierarbeiten vertreten. Mary Heilmann, eine der führenden Vertreterinnen der zeitgenössischen abstrakten Malerei, ist mit Werken aus den letzten drei Jahrzehnten präsent, darunter „Little Red Boxes“. Takesada Matsutani, Mitglied der Gutai-Gruppe, experimentierte lange Zeit mit Vinylklebstoff, unter anderem in Kombination mit Graphit.
Die Galerie Max Hetzler (Berlin, Paris) stellt die vielseitige norwegische Künstlerin Ida Ekblad vor, außerdem die Bildhauerin Inge Mahn, die fast ausschließlich mit Gipsarbeitet. Galerie Kadel Willborn (Düsseldorf) stellt die vielseitige amerikanische Künstlerin Barbara Kasten vor, die erst spät international entdeckt wurde. Die Galerie Kleindienst (Leipzig) legt den Schwerpunkt auf Absolventen der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig wie Henriette Grahnert, Julius Hoffmann und Christoph Ruckhäberle.
Etablierten Positionen wie Alex Katz und Tony Cragg stellt die Galerie Bernd Klüser (München) Lori Nix gegenüber, die in minuziöser Handarbeit Miniaturwelten erschafft, die sie mit der Kamera festhält. Star am Stand der Galerie Christine Koenig (Wien) ist der Fotograf Jürgen Teller, in dessen Aufnahmen Schauspielerinnen wie Charlotte Rampling oder Beatrice Dalle wie Figuren in einem „Tableau vivant“ inszeniert werden. Die Koenig Galerie (Berlin) zeigt neue Skulpturen von Alicja Kwade. Eleni Koroneou Gallery (Athen) konfrontiert mit Helmut Middendorf und Alex Hubbard zwei Maler unterschiedlicher Generationen und Traditionen.
Kraupa-Tuskany-Zeidler (Berlin) zeigen Arbeiten des Künstlerkollektivs „Slavs and Tatars“. Die Galerie Lange + Pult (Zürich) hat mit Sylvie Fleury eine wichtige feministische Position im Programm. Die Galerie Christian Lethert (Köln) stellt etablierten Positionen wie Lutz Fritsch und Imi Knoebel die junge Natascha Schmitten gegenüber, die ihre Werke aus unzähligen halbtransparenten Farbschichten aufbaut. Die Lisson Gallery (London) bestreitet ihr Messedebüt mit Shirazeh Houshiary, die neben Tony Cragg, Richard Deacon und anderen zur Gruppe der „New British Sculpture“ gehört. Die Galerie Löhrl (Mönchengladbach) wartet mit einer Feuergouache von Otto Piene aus dem Jahr 1975 auf, außerdem mit einer farbig gefassten Bronze von Stephan Balkenhol. Gió Marconi (Mailand) vertritt die vielseitige deutsche Künstlerin Kerstin Brätsch und zeigt neue Werke von Oliver Osborne. Daniel Marzona (Berlin) zeigt neue Materialbilder von Olaf Holzapfel, die aus Stroh und Kakteenfasern bestehen.
Mario Mazzoli (Berlin) stellt Céleste Boursier-Mougenot vor, der mit seinen Interventionen Räume in poetische Schwingungen versetzt. Außerdem hat er Werke von Nicola de Maria, einem der wichtigsten zeitgenössischen Maler Italiens, im Programm. Die Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder (Wien) präsentiert unter anderem Werke von Katharina Grosse, Caitlin Lonegan und Günter Umberg. Die Galerie Nagel/Draxler (Köln, Berlin) konzentriert sich auf Heimo Zobernig. Carolina Nitsch (New York) wartet mit dem Konvolut „Ode á l‘ Oubli“ von Louise Bourgeois auf. Die Galerie Vera Munro (Hamburg) bringt Imi Knoebels bedeutende Arbeit „Transit“ aus dem Jahr 1988 mit, ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Günther Förg. Nanzuka (Tokio) stellt den vielseitigen Künstler Hajime Sorayama vor, der mit der Serie der „Sexy Robots“ weithin bekannt wurde.
Die Galerie Neu (Berlin) konzentriert sich auf die Malerin Birgit Megerle, deren feministische Porträts auf inszenierten Fotos basieren. Im Fokus der Pearl Lam Gallery (Hongkong) steht der britische Maler Ged Quinn, dessen allegorische, in altmeisterlicher Technik gemalten Bilder Zitate der Kunstgeschichte und aktuelle Anspielungen und Verweise enthalten. Highlight bei Giorgio Persano (Turin) ist eine vier Meter lange Mischtechnik von Mario Merz aus dem Jahr 1985. Die Galerie Rupert Pfab (Düsseldorf) hat mit Bogomir Ecker eine etablierte Position im Programm, der die komplexen Werke von Lars Breuer gegenübergestellt werden, der mit einer selbst entworfenen Typographie Räume neu definiert. Petra Rinck (Düsseldorf) zeigt die farbleuchtenden, aus Pigmenten aufgebauten Gemälde des Graubner-Schülers Jörg Stoya. Die Galerie Thaddaeus Ropac (Salzburg, Paris) hat eine Arbeit des Künstlerduos Gilbert & George im Angebot. Philipp von Rosen (Köln) wartet mit Arbeiten von Cody Choi auf, der Korea 2017 bei der Biennale di Venezia repräsentiert hat. Nicolaus Ruzicska (Salzburg) versammelt mit Francois Morellet und Maurizio Nannuci zwei Lichtkünstler auf seinem Stand. Bei Deborah Schamoni (München) ziehen die großformatigen, figurativ-abstrakten Gemälde der Irin Aileen Murphy die Blicke auf sich, die schwebende Körper in verrenkten Posen zeigen. Murphys Praxis liegt eine Beschäftigung mit der Conditio Humana zugrunde. Den Gemälden werden Skulpturen von Judith Hopf gegenübergestellt. Die Galerie Anke Schmidt (Köln) offeriert neue Arbeiten des New Yorkers David Reed, der zu den bedeutendsten Vertretern abstrakter Malerei in den USA gehört.
Die Galerie Rüdiger Schöttle (München) feiert ihr 50-jähriges Bestehen mit Werken des Chinesen Chen Wei, der bühnenhafte Settings mit starken Lichteffekten kreiert, sowie mit Arbeiten von Thomas Ruff, dem die Galerie 1981 seine erste Einzelausstellung ausrichtete. Der Fotokünstler ist mit der „Negatives“-Serie präsent. Sprüth Magers (Berlin, London, Los Angeles) hat unter anderem ein Gemälde von Thomas Scheibitz im Angebot, den das Kunstmuseum Bonn derzeit mit einer großen Ausstellung würdigt. Die Walter Storms Galerie (München) hat mit Günter Fruhtrunk, Rupprecht Geiger und Sean Scully prominente Positionen zeitgenössischer abstrakter Malerei im Programm und kündigt atelierfrische Gemälde des Leipziger Malers Peter Krauskopf an. Vartai (Vilnius) debütiert auf der ART COLOGNE mit Fotografien des Künstlerduos Svajone und Paulius Stanikas. Die Galerie Wentrup (Berlin) kündigt Werke des renommierten Bildhauers Olaf Metzel an. White Cube (London) vertritt mit Antony Gormley ebenfalls eine prominente Bildhauer-Position. Zilberman Gallery (Istanbul, Berlin) stellt Guido Casaretto vor, der mit unterschiedlichsten Materialien experimentiert, um Entstehungsprozesse sichtbar zu machen. David Zwirner (New York) lockt mit einem Gemälde des hoch gehandelten Shootingstars Oscar Murillo.
Halle 11.1 Klassische Moderne & Nachkriegskunst Die Galerie Boisserée (Köln) präsentiert ausgewählte Arbeiten der spanischen Künstler Eduardo Chillida und Joan Hernandez Pijuan sowie eine Sonderschau zum 100. Geburtstag von Karl Fred Dahmen, die mit Leinwänden, Materialbildern, Objektkästen und Papierarbeiten einen Überblick über das Schaffen des gebürtigen Stolbergers gibt. Derda (Berlin) bringt ein Gemälde des in Vergessenheit geratenen Malers Arnold Topp mit, der zu den großen deutschen Kubisten zählt und Mitglied der legendären Künstlergruppe „Der Sturm“ war. Dierking – Galerie am Paradeplatz (Zürich) stellt den Zero-Künstler Hermann Göpfert in den Mittelpunkt, der mit Raum, Bewegung und Licht arbeitete. Döbele (Mannheim, Dresden) ehrt den Fotokünstler Robert Häusser mit einer großen One-Artist-Show. 21 Arbeiten aus den Jahren 1942 bis 2009 bieten einen Querschnitt durch das vielfältige Schaffen Häussers, dessen Fotografie eines eingepackten Rennwagens aus dem Jahr 1970 zu einer Ikone der Fotogeschichte wurde.
Die Galerie Henze & Ketterer (Wichtrach/Bern) zeigt auf der ART COLOGNE eine eigens konzipierte Ausstellung mit dem Titel „Meeresrauschen“. Der Schwerpunkt liegt auf dem Werk Ernst Ludwig Kirchners und seiner Kollegen von der Künstlervereinigung „Die Brücke“. Kirchner ist mit einem „Stillleben mit Ente“ und dem Ölgemälde „Ruderer“ aus dem Jahr 1928/29 präsent.
Mit Alfred Hrdilcka und Joannis Avramidis vereint die Galerie Ernst Hilger (Wien) zwei der wichtigsten österreichischen Bildhauer des 20. Jahrhunderts auf ihrem Stand. Beide legten den Fokus auf den menschlichen Körper und waren einander durch eine innige Freundschaft verbunden. Die Galerie Konzett (Wien) zeigt Werke der Fotokünstlerin Rita Nowak, deren inszenierte Fotografien Referenzen an die Kunstgeschichte aufweisen, die zeitgenössisch übersetzt werden. Die Galerie Lahumière (Paris) widmet sich mit dem Kubisten Auguste Herbin und dem Op Art-Künstler Victor Vasarely prominenten Vertretern der konkret-konstruktiven Kunst. Die Galerie Lelong (Paris) trumpft mit einer Soloshow des Düsseldorfer Malers Konrad Klapheck auf. Le Minotaure (Paris) bringt ein seltenes Werk von Hans Arp mit nach Köln sowie ein Stillleben von Serge Charchoune, der ebenfalls Mitglied der Dada-Bewegung war. Die Galerie Ruberl (Wien) offeriert Werke von Oskar Kokoschka, Arnulf Rainer und Günter Brus, die mit Gemälden von Michael Horsky konfrontiert werden. Highlights bei Florian Sundheimer (München) sind Paul Klees Gemälde „Ereignis im Park“ aus dem Jahr 1938 und seine Kreidezeichnung „nach dem Fall“. Mit Pierre Tal Coat hat er außerdem einen bedeutenden Vertreter der „École de Paris“ im Programm, der zu den Mitbegründern des Tachismus gehört.
Bei der Galerie Thomas (München) wird ein Farbraumkörper von Gotthard Graubner aus dem Jahr 1974 ebenso die Blicke auf sich ziehen wie Jim Dines farbintensiver „Night Garden“. Die Galerie Utermann (Dortmund) hat mit Ernst Ludwig Kirchners „Boudoir-Szene“ aus dem Jahr 1908 ein Meisterwerk auf kleinem Format im Angebot.
Schwerpunkt am Stand der Galerie Valentien (Stuttgart) sind Werke von Max Ernst, ein Höhepunkt ist die Frottage „Foret“ aus dem Jahr 1935. Herausragend ist auch das großformatige Gemälde „Largo“ der deutsch-amerikanischen Künstlerin Hilla von Rebay, einer Wegbereiterin der Abstrakten Malerei. Hochkarätig bestückt ist wie gewohnt der Stand der Galerie von Vertes (Zürich). Zu den diesjährigen Highlights gehören ein Mobile von Alexander Calder, ein „Concetto spaziale“ von Lucio Fontana und ein Gemälde von Jean-Paul Riopelle. Am Stand der Whitestone Gallery (Tokio, Hongkong) locken Werke der Gutai-Künstler Yuko Nasaka, Aine Kinashi und Chiyu Uemae.
Halle 11.3 NEUMARKT und COLLABORATIONS
Die Galerie 22,48m2 (Paris) bringt zu ihrem ersten Auftritt auf der ART COLOGNE Werke von Bianca Biondi mit, die Galerie Alma (Riga) konzentriert sich bei ihrem Messedebüt auf neue Arbeiten des lettischen Künstler Eriks Apalais, der auf mattem schwarzen Bildgrund ein reduziertes malerisches Bezugssystem entwickelt. Bei Clages (Köln) werden Arbeiten von Claus Richter gezeigt. Hingucker am Stand der erstmalig auf der ART COLOGNE vertretenen Galerie Crèvecoeur (Paris) sind die Skulpturen von Renaud Jerez, der aus verschiedensten Materialien Mischwesen zwischen Mensch und Maschine entstehen lässt. Die Galerie DREI (Köln) bringt Werke von Megan Rooney und Tiril Hasselknippe mit. Blickfang am Stand von Future (Berlin) sind die skulpturalen Arbeiten von Nicolas Pelzer.
Jan Kaps (Köln) richtet dem jungen Schweizer Emanuel Rossetti eine Soloshow aus; die Gallery Kiche (Seoul) präsentiert die koreanischen Künstler Meeyoung Kim, Myoungho Lee und Seungcheo Ok. Kai Matsumiya (New York) hat Pedro Wirz im Programm, der mit einem Werk im Skulpturengarten an der Riehler Straße vertreten ist.
Die Polansky Gallery (Prag) stellt Werke von Kristof Kintera vor, der Alltagsobjekte auf irritierende Weise kombiniert und ihnen eine neue Bedeutung zuweist. Die Galerie Sperling (München) feiert ihr Messe-Debüt mit der Malerin und Bildhauerin Veronika Hilger, die eine Serie neuer Arbeiten zeigen wird, die zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion balancieren und die klassischen Malerei-Themen Landschaft und Stillleben aufgreifen. Supportico Lopez (Berlin) vertritt den Brasilianer Adriano Costa, der derzeit mit einer Ausstellung im Kölnischen Kunstverein präsent ist. Union Pacific (London) zeigt Leinwandgemälde von Max Ruf. Die Galerie Barbara Wien (Berlin) zeigt Arbeiten der aktuellen Wolfgang-HahnPreisträgerin Haegue Yang, der das Museum Ludwig eine Ausstellung widmet.
COLLABORATIONS Guido B. Baudach (Berlin) kooperiert mit der Düsseldorfer Galerie Van Horn. Sie zeigen Skulpturen von Björn Dahlem, die mit Werken von Ulrike Schulz konfrontiert werden. Isabella Bortolozzi (Berlin) und Fons Welters (Amsterdam) präsentieren auf ihrem Gemeinschaftsstand die Künstlerinnen Juliette Blightman und Olga Balema, die schon mehrfach zusammengearbeitet haben. Ihr Debüt geben die Galerien Gillmeier Rech (Berlin) und Weiss Falk (Basel), die auf ihrem Stand Arbeiten von Max Schmidtlein und Veit Laurenz Kurz zusammenbringen. Max Mayer (Düsseldorf) präsentiert zusammen mit Project Native Informant (London) eine neue Videoinstallation der kanadischen Künstlerin Melanie Gilligan, der der Kölnische Kunstverein bereits 2010 eine Einzelausstellung ausgerichtet hat. Esther Schipper (Berlin), nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder (Wien) sowie Jocelyn Wolff (Paris) kommen mit Werken von Isa Melsheimer nach Köln, die mit einfachen Materialien arbeitet, die neu kontextualisiert und zusammengestellt werden.
Unser Tagestipp im Rahmen der Nacht der Museen (14.4.2018) im K20:
Live Videoinstallation „k.364“ von Douglas Gordon
14. 4. — 19. 8. 2018
In der Grabbe Halle des K20 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen präsentiert der international renommierte schottische Künstler Douglas Gordon (*1966) seine eindrucksvolle, raumgreifende Videoinstallation „k.364“, 2010.
In dieser 50-minütigen Arbeit, die auf zwei doppelseitige Projektionsflächen projiziert wird, folgt der Künstler zwei israelischen Musikern polnisch-jüdischer Herkunft auf ihrer Bahnreise von Berlin nach Warschau, wo sie in der Nationalphilharmonie Mozarts „Sinfonia Concertante für Violine, Viola und Orchester Es-Dur, KV 364“ aufführen werden.
Ihre Reflektionen über den Holocaust, die geschichtsbeladene Landschaft und die Begegnung mit der seit der NS-Zeit als Schwimmhalle missbrauchten Synagoge von Posen/Poznań mischen sich mit dem Geräusch des rollenden Zuges und den berührenden Klängen der Mozart-Symphonie. Die Arbeit ist ein bewegendes Dokument des tiefen Vertrauens der Protagonisten in die Kraft der Musik vor dem subtil gezeichneten Hintergrund einer dunklen und ungelösten Geschichte. Der Eintritt ist frei.
Die Auseinandersetzung mit Zeit, Sprache und Geschichte steht im Zentrum der künstlerischen Arbeit des 1992 in Neu Delhi gegründeten Raqs Media Collective. Unter Einsatz verschiedener Medien vereinen die drei Mitglieder Jeebesh Bagchi (*1966), Monica Narula (*1969) und Shuddhabrata Sengupta (*1968) zeitgenössische Kunstpraxis mit historischer und philosophischer Spekulation, Geschichtsforschung und Theorie, wobei sie soziale und politische Bedingungen im globalen Kontext in den Blick nehmen.
Zu Beginn ihrer Zusammenarbeit drehten die drei Künstler Dokumentarfilme. Mittlerweile agieren sie in vielen Rollen, sind Kuratoren, Autoren, arbeiten mit Architekten oder Computerexperten. Ihre hybride Praxis ist zugleich poetisch und analytisch, bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Tradition, Philosophie und Politik.
Ausgangspunkt der Ausstellung ist Raqs’ andauernde Faszination für das Phänomen Zeit, ein Thema, das die Künstler bereits seit den Anfängen ihrer Zusammenarbeit intensiv beschäftigt. In Arbeiten wie etwa Escapement (2009) oder Rerun (2013) spekulieren sie: Was ist Zeit? Was bedeutet es, Zeit zu messen? Und in welcher Beziehung steht Zeit zu Raum und Geschichte? Dem Besucher werden verschiedene Dimensionen von Zeit vor Augen geführt – von einem Herzschlag oder einer Atempause, über historische Episoden bis hin zur Unendlichkeit. Sie regen dazu an, gängige Vorstellungen von Zeit, ihre disziplinierende Funktion im Alltag und ihre grundlegende Rolle bei der kapitalistischen Organisation von Arbeit neu zu hinterfragen.
Als wesentliches künstlerisches Material und Medium dient Raqs die Sprache. Seien es Wortspiele und Neologismen, die sie in Werktitel integrieren und in Texten verweben oder illuminierte Installationen wie Lost in Search of Time (2015) oder Revoltage (2010), in denen sie Buchstaben in regelmäßigen Rhythmen hell aufleuchten lassen. Das Spiel mit Sprache erlaubt es ihnen, verschiedene Lesarten zuzulassen, besetzte Begriffe und Konzepte aufzubrechen und lineare Erzählungen zu untergraben.
So ist auch der Name des Kollektivs ein Spiel mit Sprache: ‚Raqs’ geht zurück auf ein Wort aus der islamischen Mystik, welches den ekstatischen Zustand bezeichnet, in den sich Sufi-Derwische versetzen, wenn sie tanzen. Es beschreibt einen hoch konzentrierten und zugleich permanent bewegten Modus, der auch das Schaffen der international agierenden Künstlergruppe treffend zusammenfasst. Gleichzeitig kann Raqs als Akronym für „Rarely Asked Questions“ („Selten gestellte Fragen“) verstanden werden.
Mit ihrer Ausstellung eröffnen Raqs einen neuen Möglichkeitsraum, der den Betrachter einlädt, das Bewusstsein für die grundsätzliche Ambivalenz dieser Welt zu schärfen und etablierte Methoden, Narrative und Denkmuster neu auf den Prüfstand zu stellen.
Die Auseinandersetzung mit Zeit, Sprache und Geschichte steht im Zentrum der künstlerischen Arbeit des 1992 in Neu Delhi gegründeten Raqs Media Collective. Unter Einsatz verschiedener Medien vereinen die drei Mitglieder Jeebesh Bagchi (*1966), Monica Narula (*1969) und Shuddhabrata Sengupta (*1968) zeitgenössische Kunstpraxis mit historischer und philosophischer Spekulation, Geschichtsforschung und Theorie, wobei sie soziale und politische Bedingungen im globalen Kontext in den Blick nehmen.
Zu Beginn ihrer Zusammenarbeit drehten die drei Künstler Dokumentarfilme. Mittlerweile agieren sie in vielen Rollen, sind Kuratoren, Autoren, arbeiten mit Architekten oder Computerexperten. Ihre hybride Praxis ist zugleich poetisch und analytisch, bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Tradition, Philosophie und Politik.
Ausgangspunkt der Ausstellung ist Raqs’ andauernde Faszination für das Phänomen Zeit, ein Thema, das die Künstler bereits seit den Anfängen ihrer Zusammenarbeit intensiv beschäftigt. In Arbeiten wie etwa Escapement (2009) oder Rerun (2013) spekulieren sie: Was ist Zeit? Was bedeutet es, Zeit zu messen? Und in welcher Beziehung steht Zeit zu Raum und Geschichte? Dem Besucher werden verschiedene Dimensionen von Zeit vor Augen geführt – von einem Herzschlag oder einer Atempause, über historische Episoden bis hin zur Unendlichkeit. Sie regen dazu an, gängige Vorstellungen von Zeit, ihre disziplinierende Funktion im Alltag und ihre grundlegende Rolle bei der kapitalistischen Organisation von Arbeit neu zu hinterfragen.
Als wesentliches künstlerisches Material und Medium dient Raqs die Sprache. Seien es Wortspiele und Neologismen, die sie in Werktitel integrieren und in Texten verweben oder illuminierte Installationen wie Lost in Search of Time (2015) oder Revoltage (2010), in denen sie Buchstaben in regelmäßigen Rhythmen hell aufleuchten lassen. Das Spiel mit Sprache erlaubt es ihnen, verschiedene Lesarten zuzulassen, besetzte Begriffe und Konzepte aufzubrechen und lineare Erzählungen zu untergraben.
So ist auch der Name des Kollektivs ein Spiel mit Sprache: ‚Raqs’ geht zurück auf ein Wort aus der islamischen Mystik, welches den ekstatischen Zustand bezeichnet, in den sich Sufi-Derwische versetzen, wenn sie tanzen. Es beschreibt einen hoch konzentrierten und zugleich permanent bewegten Modus, der auch das Schaffen der international agierenden Künstlergruppe treffend zusammenfasst. Gleichzeitig kann Raqs als Akronym für „Rarely Asked Questions“ („Selten gestellte Fragen“) verstanden werden.
Mit ihrer Ausstellung eröffnen Raqs einen neuen Möglichkeitsraum, der den Betrachter einlädt, das Bewusstsein für die grundsätzliche Ambivalenz dieser Welt zu schärfen und etablierte Methoden, Narrative und Denkmuster neu auf den Prüfstand zu stellen.
Seit drei Jahren arbeitet Daniel Heil an zwei umfangreichen, andauernden Werkserien, die eine intensive Interaktion zwischen Maler und Leinwand dokumentieren. Diese rhythmischen Abstraktionen haben eine körperliche, gar eine choreografische Dimension. Sie dokumentieren frei fließende Gesten, die plötzlich gestoppt und auf der Leinwand oder auf Papier festgehalten werden. Trotz ihrer sprühenden Energie strahlen die Bilder und die kleinformatigen Zeichnungen eine meditative, Zen-ähnliche Stille aus. Genau dieses Wechselspiel aus Lebhaftigkeit und Ruhe fasziniert den Künstler.
In seinem Essay „Movement in Space“ über Daniel Heils Arbeit weist Thomas Kuhn treffenderweise auf die „reduzierten Konstellationen der Tuschemalerei des Zen-Buddhismus“ hin, bei der mit kleinsten Mitteln die größte Wirkung erzielt wird. Wie in den Lehren des Zen und dessen Konzentration auf das individuelle Bewusstsein gibt es auch hier keinen starren Plan und kein Bestreben, die Betrach- tungsweise der Werke zu beeinflussen. „Ich stelle keine Ansprüche an den Betrachter“, betont Heil. „Meine Bilder sind einfach ein Angebot.“
Zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Publikation mit Textbeiträgen von David Galloway und Thomas W. Kuhn. (Kerber Verlag / ISBN 978-3-7356-0413-2)
Daniel Heil
1988 geboren in Düsseldorf
2010–2015 Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf bei Katharina Grosse
Ausstellungen (Auswahl)
2018 Selbstgespräche, Galerie Voss, Düsseldorf
2017 Untitled, Galerie Voss, Düsseldorf OSTRALE, Dresden Panoptical Blend #1, Hollerei Galerie, Wien | Vienna Rethinking time, space & beauty, PKS, Düsseldorf
2016 Art Cologne, Galerie Bruce Haines, London/Köln | Cologne Crossing Borders, Galerie Voss, Düsseldorf
Düsseldorfer Kunstakademie
Rundgang 2018: Kunst bis unter die Decke
Sven Blatt
(Der Artikel wurde soeben um eine Galerie weiterer sehenswerter Werke ergänzt – siehe gegen Ende des Artikel)
In der Düsseldorfer Kunstakademie gibt es seit gestern beim sog. Rundgang im wahrsten Sinne des Wortes wieder Kunst „bis unter die Decke“ – und weil das anscheinend noch nicht ausgereicht hat, tauchten zwei Studenten mit ihrer Performance eben mal ab (schon zu Genüge durch die Schlagzeilenpresse gewandert, daher möchte ich an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen).
Bereits am Eröffnungstag – also unter der Woche – Schlagenbildung der kunstbegeisterten Pilger zum Eiskellerberg. Der Einlass gestaltet sich dann jedoch relativ zügig – so wie verlassende Besucher aus der Kunstakademie rauströpfeln werden auch wieder welche nachgefüllt.
Die der allgemeinen Öffentlichkeit noch bis zum Sonntag frei zugängliche alljährliche Leistungsschau teilen sich wie jedes Jahr die sich noch mitten im Studium befindlichen angehenden Künstler/ innen mit den Absolventen der Kunstakademie, denen man in ihrer jeweiligen Abschlusspräsentation selbstverständlich einen großzügigeren Platz einräumt. Der Anteil an Abschlusspräsenta-
tionen scheint dabei dieses Jahr gefühlt besonders groß zu sein.
Ansonsten präsentieren sich die einzelnen Klassen künstlerisch – und das meine ich positiv – sehr inhomogen. Während es in früheren Jahren durchaus möglich war anhand der Kunst eines Studenten auf seine Professorin oder Professoren zu schließen und die jeweilige „Schule“ einen sichtbar prägenden Einfluss hinterließ, ist dies heute so gut wie nicht mehr möglich (bis vielleicht auf die Klasse Fritsch, wo man dann doch eine gewisse Handschrift erkennt).
Das ist auch gut so, denn es soll schließlich neue Kunst entstehen und z. B. nicht nur ein weiterer Immendorff-Zögling. Auch wenn man sich der Kunstgrößen, die die Düsseldorfer Kunstakademie hervorge-
bracht hat, durchaus bewusst ist (und dieses Jahr davon einige Eingang in die aktuell gezeigten Werke fanden), will man erkennbar eigene Wege gehen.
Auch in der Vermarktung der eigenen Kunst geht man mittlerweile neue Wege, weg aus der Ecke, wo man früher noch Aussagen hörte wie man mache Kunst um der Kunst willen und alles andere (wie die Finanzierung einer Existenz) würde erst mal nicht interessieren, hin zu einer immer professionelleren Selbstvermarktung schon bereits zu Studienzeiten. Wo früher noch – wenn überhaupt – gedruckte Visitenkarten lagen werden heute Flyer aus schwerem Hochglanzpapier drappiert und die Flure mit aufwändig produzierten Postern bestückt (fast schon tapeziert). Auch wurde gerade eine von Studenten initiierte Web-Galerie (www.kunstakademie.gallery) gelaunched.
Kritiker mögen das als Kommerzialisierung verunglimpfen, aber warum soll die Kunst davon verschont bleiben bzw. man ihr das nicht auch zugestehen, wo sich das Rad doch auch sonst aller Orten immer schneller dreht und von höchstrangigen „Vorbildern“ vorgelebt wird. Aber wer sagt denn auch, dass Kunst nur gut ist, wenn sie bei Hunger entstanden ist. Ob man allerdings in Sachen Selbstvermarktung so weit gehen muss wie Meral Alma, die gleich eine Videoproduktionsfirma inkl. zweier Kameraleute, Visagistin und Produzentin für den Dreh eines Imagevideos zum Rundgang in die Kunstakademie angeheuert hat, das sein mal dahingestellt.
Die Entscheidung darüber muss jeder Künstler selbst für sich treffen. Es ist halt auch die Frage: wieviel Aufmerksamkeit brauche ich, um als Künstler Erfolg zu haben und ab wann schadet sie mir. Vielleicht ist das aber auch einfach nur ihr ganz normaler „Zirkus des Lebens“, wie Alma ihre Ausstellung betitelt hat.
Es gibt dann aber wiederum auch die konträren Gegenbeispiele – namenlose, zumeist in den Fluren aufgehängte und dann trotzdem künstlerisch interessante Werke. Das soll es jetzt aber zu diesem Thema auch gewesen sein.
Künstlerisch überzeugen dieses Jahr insbesondere die Klassen Grosse, Gursky und Anzinger.
Die Klasse Grosse hat es verstanden, den Ausstellungsraum als Gesamt-Kunstwerk zu inszenieren und dennoch die Einzelwerke gleichrangig nebeneinander zu stellen und dabei alle 3 Dimensionen mit einzubeziehen.
Die Klasse Gurski besticht durch ihre Professionalität und ihrem handwerklichen wie künstlerischen Perfektionismus. Hier nimmt ein großer 4K-Flach-TV eine räumlich zentrale Rolle ein, der den Betrachter mit der brilliant „produzierten“ gemeinsamen Videoarbeit „Apartment Monologue“ von Hedda Schattnik und Roman Szczesny in seinen Bann zieht.
Daneben faszinieren ebenso die Arbeiten von Alexander Romey sowie Lucia Sotnikova, die soeben den diesjährigen Absolventenpreis erhalten hat, ein mit einem Stipendium verbundenen Förderpreis, den die Freunde und Förderer der Kunstakademie Düsseldorf alljährlich vergeben.
In der Klasse Anzinger sind insbesondere die Arbeiten von Nicolas Schützinger hervorzuheben. Die in Öl gehaltenen Werke gewähren einen Blick in häusliche, zum Teil intime Lebensmomente und halten dabei dennoch einen würdevollen Abstand, so dass in keinem Moment ein Gefühl von Voyeurismus entsteht. Der gekonnte Umgang mit Licht und Schatten und seine farbliche Umsetzung erzeugt dabei eine intensive, fast gefühlte räumliche Atmosphäre – handwerklich und künstlerisch bereits sehr ausgereift.
Die Bildhauerklassen können nach dem Weggang einiger Absolventen im vergangenen Jahr nicht mehr ganz an das hohe Niveau der Vorjahre anknüpfen. Hier scheint man sich zumindest teilweise in einer Neufindungs- und Experimentierphase zu befinden. Aber auch dieses Jahr gibt es natürlich einige hervorzuhebenden Arbeiten. Hier nur einige Beispiele.
Insgesamt ist es der Kunstakademie bzw. deren Studentinnen und Studenten mit dem Rundgang 2018 gelungen, dem noch jungen Düsseldorfer Kunstjahr nach der „Grossen NRW“ (s. unsere Besprechung) bereits jetzt schon ein weiteres Kunsthighlight zu schenken. Düsseldorf hat somit ein gutes Kunstjahr 2018 eingeläutet – und das quasi aus „eigenem Künstlermaterial“.
In diesem Sinne – auf ein weiter spannendes Düsseldorfer Kunstjahr 2018.
Galerie weiterer sehenswerter Arbeiten
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Der Rundgang geht noch bis diesen Sonntag und ist täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet .
Die Fotos wurden ob der großen Beleuchtungs- und Perspektiven-
herausforderungen digital bearbeitet, so dass es sehr wahrschein-
lich zu gewissen Abweichungen bei der werkgetreuen Darstellung gekommen sein wird. Die Bearbeitung erfolgte aber sorgsam und nach bestem Wissen und Gewissen, es sollte aber kein Studiokatalog erwartet werden.
Die Rechte an den Fotos liegen bei dem Autor – eine Zweitverwer-
tung bedarf einer entsprechenden Genehmigung.
Ich bedanke mich bei den Studentinnen und Studenten für das zahlreiche und spannende Bildmaterial.
Um eines gleich vorweg zu sagen – die Große Kunstausstellung NRW ist 2018 wirklich ein MUSS für jeden Kunstinteressierten aus der Region und natürlich gerne auch darüber hinaus, zeigt sie doch die unglaubliche Fülle des künstlerischen Schaffens der mit der Kunststadt Düsseldorf verbundenen Künstlerinnen und Künstlern in einem sehr breiten Querschnitt über alle Genres hinweg, so dass man die GROSSE sicherlich mit Fug und Recht als die repräsentative Ausstellung für die Kunst der Region bezeichnen kann. Dabei ist sie nicht nur Kunst für den Moment, sie kann auch mit nach Hause genommen werden – und dies zu durchaus erschwinglichen Preisen, wenn es denn bei Kleinformaten bleibt. So gibt es durchaus kostbare Kleinode ab 400 EUR, an denen man sich ein Leben lang erfreuen kann und die der Anfang für eine schöne Sammlung bilden könnten. Zudem unterstützt man mit dem Kauf direkt den jeweiligen Künstler, dem der größte Teil des Kaufpreises zufließt – also fair Art statt Art Fair, wenn man so will.
In der drei Wochen dauernden Ausstellung werden insgesamt 300 Exponate von 156 Künstlerinnen und Künstlern gezeigt. Die Anzahl der Werke übertrifft damit die des Vorjahres. Trotz dieser Fülle an dargebotener Kunst drängt sich diese dennoch nicht auf, denn
das Ausstellungsteam hat es dank einer umsichtigen Kuratierung verstanden, die Ausstellung immer wieder durch ruhigere Räume und zusammenhängende Themenblöcke zu „entschleunigen“, so dass das Künstlerauge nicht überfordert wird, sondern eher neugierig darauf gemacht wird, was es denn um die nächste Ecke noch Interessantes gibt.
Weiterhin zur Entspannung dürfte beigetragen haben, dass man sich dieses Mal dazu entschieden hat, die GROSSE auch auf den gegenüberliegenden Gebäudeteil des Forum NRW auszuweiten, also planen Sie bei einem Besuch auch schon mal einen kurzen Spaziergang über den Ehrenhof ein – er lohnt sich auf jeden Fall. Und man möchte wohl zukünftig durch die Einbeziehung von Freiflächen zur Bespielung mit Skulpturen räumlich sogar noch etwas weiter wachsen – falls das Gartenamt mitspielt, wie Ausstellungsleiter Michael Kortländer bei seiner Führung über das Ausstellungsgelände augenzwinkernd mitteilte.
Mit der Ausrichtung dieser Ausstellung wird traditionell auch jedes Jahr ein „Kunstpreis der Künstler“ sowie ein „Förderpreis“ vergeben. Der „Kunstpreis der Künstler“ ging dieses Jahr an die Künstlerin Sybille Pattscheck. Den Förderpreis erhält die Künstlerin Carmen Schaich. Beide Preise werden vom Land NRW gestiftet.
Bei einer solch umfassenden Werkschau fällt es natürlich schwer, einzelne Werke herauszustellen um damit die Spannweite der Ausstellung repräsentativ wiederzugeben. Das ist eigentlich nicht möglich. Die hier gezeigte Auswahl stellt daher keinerlei Wertung dar, sie soll Lust auf mehr machen. Es gibt noch Vieles zu entdecken, was genauso sehenswert ist.
DIE GROSSE
Kunstausstellung
NRW Düsseldorf 2018
28.01.–18.02.2018
Stiftung Museum Kunstpalast
Kulturzentrum Ehrenhof
Ehrenhof 4–5
40479 Düsseldorf
Geöffnet:
Dienstag bis Sonntag,
von 11:00 bis 18:00 Uhr
Donnerstag:
11:00 bis 21:00 Uhr
Geschlossen:
Donnerstag, den 08.02.18
Eintrittspreise
regulär 8 Euro,
ermäßigt 5 Euro
Kinder bis
12 Jahre frei
Katalogpreise
DIE GROSSE 2018
20 Euro
Dokumentation
100 Jahre Große
Kunstausstellung
10 Euro
Kombipaket:
Katalog und
Dokumentation
25 Euro
Am Samstag, dem 27. Januar 2018, um 18.00 Uhr, wird im Museum Kunstpalast DIE GROSSE Kunstausstellung NRW Düsseldorf 2018 eröffnet.
Die Ausstellung führt auch in diesem Jahr das neu ausgerichtete Konzept weiter. Es werden Werke von ca.160 KünstlerInnen aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Fotografie, Grafik und Neue Medien gezeigt.
DIE GROSSE hat regional und landesweit eine kulturpolitische Strahlkraft, mit stetig wachsender Bedeutung für die Bürgerinnen und Bürger des Landes. Sie gibt erneut einen differenzierten Einblick in die Kunstszene Düsseldorfs und Nordrhein-Westfalens. Unterstützt von einer prominent besetzten Jury, die aus mehr als 600 Bewerberinnen und Bewerbern eine Auswahl trifft, finden hier avantgardistische und bewährte künstlerische Positionen ein Forum für Dialog und Diskussion. Für diese Begegnung ist das Museum Kunstpalast schon seit langem ein wunderbarer Ort. An den Donnerstagen werden die “DONNERHALL“- Veranstaltungen, dieses Mal in der Verantwortung des FFT Düsseldorf, stattfinden. An den drei Sonntagen werden Matinee-Veranstaltungen die Ausstellung bereichern. Die Kunstakademie Düsseldorf wird mit der Klasse von Prof. Stefan Kürten Gast in der Ausstellung sein. Als weiterer Kooperationspartner wird das Lore-Lorentz-Berufskolleg temporär Arbeiten aus dem Bereich Grafik/Design im Atrium des Museums präsentieren. In der heutigen Zeit sind derartige große allgemeine Kunstausstellungen selten geworden. DIE GROSSE Kunstausstellung NRW Düsseldorf kann sich zu Recht als die größte von Künstlern für Künstler organisierte Ausstellung in Deutschland bezeichnen.
Der „Kunstpreis der Künstler“ geht im Jahr 2018 an die Künstlerin Sybille Pattscheck. Ihr Werk und ihre künstlerische Position werden mit diesem Preis in besonderer Weise gewürdigt. Den Förderpreis erhält die Künstlerin Carmen Schaich. Beide Preise werden vom Land NRW gestiftet.
Eröffnung am 27. Januar 2018 um 18 Uhr im Robert-Schumann-Saal, Museum Kunstpalast Künstlerführungen: Do. – So. 16:00 Uhr, 7 Euro zzgl. Eintrittspreis Gruppen- oder Schulklassenführungen sowie exklusive Führungen für Vereine, Firmen und Institutionen etc. auf Anfrage unter info@diegrosse.de
Der jährliche „Rundgang“ der Kunstakademie Düsseldorf findet im Jahr 2018 vom 31. Januar bis 4. Februar von jeweils 10 bis 20 Uhr statt. Für die Öffentlichkeit ist diese Semesterschlußausstellung ebenfalls ab 31. Januar 2018 geöffnet.
Der Besuch des Rundgang ist kostenlos und bedarf keiner Anmeldung.
Plätze für eine „Öffentliche Führung“ können von Mittwoch – Sonntag jeweils um 13.00 Uhr und 15.00 Uhr gebucht werden. Wenn Sie an einem Platz für eine „Öffentliche Führung“ interessiert sind, gibt es die Möglichkeit, nachfolgend einzelne Plätze zu reservieren. Das Führungsentgelt beträgt 5 Euro und wird am Tag der Führung vor Ort beglichen. Treffpunkt: 1. Etage am Bücherstand.
Individuelle Gruppenführungen für max. 15 Personen können zum Preis von 75 Euro unter vanessa.sondermann@kunstakademie-duesseldorf.de angefragt werden.