Kunst Düsseldorf
Sandra Ackermann WASTELAND 13.03. – 02.05.2015
In der heutigen Konsumgesellschaft inszenieren und manipulierten die Medien ideale Abbildungen der menschlichen Korper und modellieren die Wahrnehmung eines Individuums nach konnotierten Masstaben. Dadurch entsteht ein enormer Druck auf die Leibhaftigkeit der eigenen Korper. Besonders der Frauenkorper erfahrt durch die aggressive Publizitat der Medien eine massive Verwandlung, denn nicht das ausergewohnliche und individuelle Bild des Korpers wird propagiert, sondern das gegenwartig normierte Schone.
Die Abbildung der Frau hat in der kunstgeschichtlichen Narration eine fast dogmatische Tradition. weibliche Korper als Objekt der Sanftheit und Sexualitat. Die Bildfunktion der Frau entsprach dabei immer ihrer sozialen Rolle des passiven Betrachters oder eines Objektes der Begierde. In dem zeitgenossischen Verstandnis hat sich die Rolle der Frau in der Kunst besonders stark durch die sog. Performance-Art geandert. Die Performance- Kunstlerinnen provozierten den Betrachter mit den eigenen Korpern und stiegen aus der kunsthistorischen Konnotation im wahrsten Sinne des Wortes aus. Dennoch blieb die Darstellung des weiblichen Korpers gerade durch die kritische Anspielung auf die Postulate ein objekthaftes Symbol. Sandra Ackermann ist sich in ihren Arbeiten uber die modernen Schonheitsideale der Frau bewusst. Ihre weiblichen Figuren divergieren zwischen der Darstellung von Naturlichkeit und Stilisierung. Die individuell beleuchteten Sujets verbinden die Ambivalenzen der Realitat. Die Bildsprache der Arbeiten von Sandra Ackermann ist oft metaphorisch. Die Narration der Darstellung setzt sich zusammen aus dem weiblichen idealen Korper und dem konstruierten Hinter – und Vordergrund. Dabei fungieren Hinter- und Vordergrund wie ein Scanner oder ein Bildschirm der versteckten Gedanken und Empfindungen einerseits. Andererseits spiegelt es aktuelle politische als auch kulturelle Ereignisse wider. Diese Arbeiten der Kunstlerin sind eine Art der visuellen Dokumentation von Gewalt, Terror oder der sozialen Ungerechtigkeit, verpackt in einer asthetischen Darstellung der schonen Projektionsflache. Schlieslich sind Sandra Ackermanns Arbeiten eine Reflexion und Spiegelung der Phanomene unserer mediatisierten Gesellschaft. Die fragmentarische Darstellung der Arbeiten erlaubt dem Auge des Betrachters keine sofortige Wahrnehmung der Figur. Das Auge schwebt zwischen Vorder- und Hintergrund. Sandra Ackermann erzeugt eine Art der Verdeckung, denn der Betrachter kann sich aufgrund des Wechselspiels nicht auf die Personlichkeit im Bild fokussieren. Die dargestellte weibliche Figur erscheint dekonstruiert und bruchteilig. Diese Bruchteile sind aber gleichzeitig die Leerstellen eines dargestellten Korperkonstrukts, bei denen der Betrachter, ausgehend von der eigenen Wahrnehmung, zu einem Dialog gefordert wird.
Sofia Sokolov, Kunsthistorikerin, M.A.