Beim 3. ASPHALT Festival, dem Sommerfestival für Theater und Musik in Düsseldorf, werden HOFMANN & LINDHOLM zu Gast sein. Das renommierte Regie- und Autorenduo aus Köln ist bekannt für seine interdisziplinären Projekte im Grenzbereich zwischen Theater, Film und Bildender Kunst.
In Kooperation mit dem ASPHALT Festival produzieren Hofmann & Lindholm den nächsten Teil ihrer SERIE DEUTSCHLAND, einer Videoinstallation, bei der sie berühmte Fotografien der jüngeren deutschen Geschichte vor laufender Kamera mit Bürgern an den jeweiligen Originalschauplätzen nachstellen. Seit 2008 sind u. a. Videoinstallationen zum Kniefall Willy Brandts und dem Gladbecker Geiseldrama entstanden.
Die Dreharbeiten für SERIE DEUTSCHLAND – ETAPPE DÜSSELDORF finden am Mittwoch, den 14. Mai im Düsseldorfer Landgericht statt. Dazu benötigen die Theaterkünstler Mitwirkende aus Düsseldorf: Gesucht werden 24 Statisten, die eine berühmte Fotografie vor laufender Kamera nachstellen. Besondere Vorbereitungen, Kenntnisse oder Fähigkeiten sind nichterforderlich. Die Teilnehmer müssen volljährig sein.
Interessierte können sich noch bis zum 1. Mai bei der Produktionsleiterin Alexandra Schmidt unter der Nummer 0179/529 62 46 melden oder per Email unter schmidt@hofmannundlindholm.de Kontakt mit ihr aufnehmen.
Das Ergebnis der Dreharbeiten wird im Rahmen des diesjährigen ASPHALT FESTIVALS vom 8. bis 17. August im Weltkunstzimmer zu sehen sein.
Weitere Informationen: www.hofmannundlindholm.de www.asphalt-festival.de
DÜSSELDORFER NACHT DER MUSEEN – Samstag, 3. Mai 2014 von 19 bis 2 Uhr
Auch 2014 stehen die Düsseldorfer Museen wieder eine Nacht lang im Zentrum der Aufmerksamkeit: Am 3. Mai – von 19 Uhr bis 2 Uhr morgens – erwarten 40 Museen, Privatsammlungen, Kulturinstitute, Kirchen, Kunstvereine, Off-Locations und Galerien Tausende von Besuchern, denen sie ein attraktives und breit gefächertes Kunst- und Kulturangebot präsentieren. In den Häusern wird zusätzlich zu den Dauer- und Sonderausstellungen ein literarisches, theatralisches, musikalisches und gastronomisches Rahmenprogramm geboten. Die Düsseldorfer Nacht der Museen will inspirieren und schickt ihre Besucher auf eine sinnliche Entdeckungs- und Erlebnisreise. Sie hält einige Überraschungen bereit und lockt mit neuen spannenden Locations.
Höhepunkt des Kunstjahres ist die Quadriennale Düsseldorf 2014: Unter dem Motto „Über das Morgen hinaus“ beteiligen sich 13 Museen mit hochkarätigen Ausstellungen, wie zum Beispiel die Kunstsammlung am Grabbeplatz, die unter dem Titel „Der weiße Abgrund Unendlichkeit“ Meisterwerke von Kandinsky, Malewitsch und Mondrian zeigt. Das Museum Kunstpalast beteiligt sich mit der opulenten Schau „Kunst und Alchemie. Das Geheimnis der Verwandlung“. Passend dazu bietet das Museum in einer „Goldenen Nacht“ einen Einblick in die besondere Beziehung von Kunst und Alchemie und öffnet eine „Alchemie-ExperimentierKüche“. Und in unmittelbarer Nachbarschaft ist im NRW-Forum eine Ausstellung des Filmmuseums zu sehen, die sich mit der Stadt der Zukunft im Film beschäftigt.
2014 feiert der Stadtteil Oberkassel seine Premiere bei der Düsseldorfer Nacht der Museen: Die Julia Stoschek Collection, eine international renommierte Privatsammlung, öffnet erstmals ihre Türen, und das Atelierprojekt Hansaallee wartet unter anderem mit Horst Wackerbarths „roter Couch“ auf.
Mitmachen erwünscht – in der Museumsnacht kann man auch eigene kreative Fähigkeiten entdecken. So zum Beispiel in einem Grafik-Workshop zu japanischer Kunst im Hetjens-Museum, einem Schauspiel-Workshop à la Shakespeare im Theatermuseum oder bei einem Drehbuch-Crashkurs im Filmmuseum. Und live erleben, wie Kunst entsteht, kann man ebenfalls – beispielsweise bei einer Aktion des bekannten „Bananensprayers“ Thomas Baumgärtel im BBK in Flingern.
Im Haus der Architekten präsentiert „Tatort“-Kommissar Joachim Król schriftstellerisches Talent und liest „Eigenes und Gefundenes“. Ein weiteres Highlight ist die EY-Benefizauktion, bei der man auch 2014 wieder Kunstwerke vom vielversprechenden kreativen Nachwuchs der Kunstakademie Düsseldorf ersteigern kann.
.
Musikalische Schwerpunkte setzt das Rahmenprogramm der Museumsnacht an vielen Orten, so unter anderem im KIT mit exotischer Live-Musik vom Dsama M‘butu Arkestra. Im Foyer des NRW-Forums lädt DJ Shantel mit Balkan-Rhythmen zur Disco ein, aber auch sakrale Vokalmusik in der Basilika St. Lambertus, klassische Musette im Heinrich-Heine-Institut und Karibik-Grooves im Klosterhof des Maxhauses sorgen für musikalische Unterhaltung und Überraschungen.
Zum Finale wird bis in die frühen Morgenstunden gefeiert: Neben der großen Abschlussparty im Quartier Bohème laden auch Off-Locations wie das Boui Boui Bilk mit Hip-Hop und Funk sowie der reinraum zur Party ein.
Das Ticket für die Düsseldorfer Nacht der Museen kostet zwölf Euro. Es ist zugleich Eintrittskarte für alle Veranstaltungsorte und Fahrkarte für die Shuttle-Busse, die zwischen den nächtlichen Schauplätzen pendeln (ca. 5-10-Minuten-Takt). Das Ticket ist in allen wichtigen Vorverkaufsstellen, über d:ticket und in den beteiligten Museen erhältlich. Dort gibt es auch das umfangreiche Programmheft mit allen Informationen zu den Veranstaltungsorten und Shuttle-Bussen. Besitzer der Art:card erhalten kostenlosen Eintritt.
Xavier Cha (US), Simon Denny (1982, NZ), Aleksandra Domanović (1981, SI), Omer Fast (1972, IL), Christoph Faulhaber (1972, D), Kenneth Goldsmith (1961, US), International Necronautical Society, Korpys/Löffler (1966/1963, DE), Trevor Paglen (1974, US), Laura Poitras (1964, US), Tabor Robak (1986, US), Santiago Sierra (1966, ES), Taryn Simon (1975, US)
Die Wahrheit ist: Der Industriekapitalismus wandelt sich zum digitalen Kapitalismus. Das ändert die Lage.[1] Der Binär-Code regiert die Welt. Der informations- und kommunikationstechnische Umbruch revolutioniert Wirtschaft und Gesellschaft.[2] Was heißt es, ein Individuum in der Informationsgesellschaft zu sein? Denn eine Informationsgesellschaft ist immer auch eine Überwachungsgesellschaft. Nicht die Information bringt die Überwachung hervor, sondern die Überwachung die Information: Sobald menschliche Äußerungen und Regungen quantifizierbar werden, werden sie aufgezeichnet, um irgendwo etwas ökonomisch, bürokratisch oder ideologisch zu optimieren.[3] Spätestens seit Edward Snowden die breitflächige Überwachung des US-Geheimdienstes aufgedeckt hat, ist für die Post-Privacy-Denker klar: Die Privatsphäre ist tot, die NSA hat lediglich noch ihren Stempel daruntergesetzt.[4] Leistungsfähige Computer wissen manchmal mehr über uns als wir selber. Die Speicherkapazität dieser Systeme wächst jedes Jahr kontinuierlich um das Zehnfache. Es kommt so weit, dass man nichts Verbotenes getan haben muss; es reicht, dass man jemandem irgendwann verdächtig vorkommt, selbst wenn es sich dabei um einen Irrtum handelt, und dann können sie das System nutzen, um in die Vergangenheit zurückzuschauen und jede Entscheidung zu überprüfen, die irgendwann getroffen hat, jeden Freund, mit dem man einmal etwas diskutiert hat, und sie können einen auf dieser Grundlage angreifen, um aus einem unschuldigen Leben irgendwie einen Verdacht zu konstruieren und jedermann als Täter darzustellen.[5] In der Zukunft der modernen Kriegsführung, zumindest darin sind sich die meisten Experten einig, werden drei Buchstaben eine entscheidende Rolle spielen: NCW für Network Centric Warfare. Dahinter verbergen sich Netzwerke, die Einheiten untereinander und mit ihren Kommandeuren verbinden – und ihnen damit die Möglichkeit zur schnellen, flexiblen und asymmetrischen Kriegsführung bieten. Das Ziel ist dabei klar formuliert: Informationsüberlegenheit über den Feind.[6]
Die Bezeichnung »Big Data«, als ein Begriff aus dem Wirtschaftsjargon und mehr noch als Beschwörung eines kommenden Zusammenbruchs, ist schnell langweilig geworden. Doch die enorme Ausweitung der Bandbreite und Tiefe von Informationen über unser Verhalten, die routinemäßig erfasst werden, und die neuen Analysemöglichkeiten, die dadurch entstehen, lassen sich nicht leugnen. Einer Schätzung zufolge werden derzeit mehr als 98 Prozent der weltweiten Informationen digital gespeichert, und dieses Datenvolumen hat sich seit 2007 vervierfacht. Ein großer Teil dieser Daten wird von gewöhnlichen Menschen am Arbeitsplatz und zu Hause erzeugt, indem sie E-Mails verschicken, im Internet surfen, sich in sozialen Netzwerken bewegen, an Crowdsourcing-Projekten arbeiten und vieles mehr – und indem sie dies tun, haben sie unwissentlich dazu beigetragen, ein großartiges neues gesellschaftliches Projekt zu starten. Wir befinden uns inmitten eines großen Infrastrukturprojekts, das in gewisser Hinsicht denen der
Vergangenheit – von den römischen Aquädukten bis zur Encyclopédie der Aufklärung – gleichkommt.[7] Das digitale Spiegelbild des Gegenwartsmenschen ist in Hunderte Einzelteile zersplittert.[8]
Das Wissen im Internet ist dynamisch. Es ist flüchtig. Es ist volatil. Es ändert jeden Tag seine Gestalt. Wir wissen wenig über seine Quellen, über die dahinterstehenden Interessen und seine Glaubwürdigkeit.[9] Die Folge ist eine zunehmende Copy-and-paste-Kultur ohne echte Aneignung des Inhalts.[10] Informationen wollen gratis sein. Gleichzeitig wollen Informationen teuer sein. Informationen wollen gratis sein, weil es so billig geworden ist, sie zu verbreiten, zu kopieren und neu zusammenzustellen – zu billig, um messbar zu sein. Sie wollen teuer sein, weil sie für den Empfänger unermesslich wertvoll sein können. Diese Spannung wird sich nicht auflösen.[11]
Im Fokus der Ausstellung Smart New World steht der grundlegende, die Gesellschaft radikal verändernde Prozess der Digitalisierung – die Auflösung und Überführung analoger Informationen in digitale Codes zum Zweck ihrer Speicherung und Weiterverarbeitung. Die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler nutzen die rasanten Entwicklungen der digitalen Technologie nicht nur als Inspiration für ihre Bildwelten, sondern reflektieren vor allem deren kulturelle, gesellschaftliche und politische Dimension.
Scharfsinnig, kritisch und auch humorvoll widmen sich die unterschiedlichen Arbeiten den Möglichkeiten, Visionen und Gefahren der Digitalisierung. Dabei wird die staatliche und ökonomische Zensur, die einen Angriff auf demokratische Wissensproduktion und die Privatsphäre jedes Einzelnen bedeutet genauso in Augenschein genommen, wie die Auswirkungen des Internets auf unsere Denk- und Wissensstrukturen. Alle Werke verbindet ihr investigatives Potenzial.
Die International Necronautical Society (INS), einneoavantgardistisches, streng hierarchisch organisiertes Netzwerk von Künstlern, Schriftstellernund Philosophen,hat ein komplexes Einlassverfahren für die Ausstellung entwickelt,bei dem jeder Besucher mit seiner Unterschrift einen Verbrauchervertrag auf Basis der philosophischen Doktrin der INS abschließen muss. Die Unterzeichnung dieser Erklärung, die auf den Bedingungen der digital-kapitalistischen Gegenwart basiert, ist unabdingbare Voraussetzung für den Besuch der Ausstellung.
Christoph Faulhabers filmische Künstlerbiografie erzählt unter anderem von seinen unbequem provokativen Performances, mit denen er die Funktionsweise staatlicher Überwachungsapparate vorführt, während das Künstlerduo Korpys/Löffler unter Anwendung nachrichtendienstlicher Methoden die neue Zentrale des deutschen Geheimdienstes in Berlin selbst überwacht und dokumentiert. Die Filme von Omer Fast und Santiago Sierra wiederum thematisieren auf sehr unterschiedliche, aber gleichermaßen eindringliche Weise den digital gesteuerten Drohneneinsatz, der für die moderne Kriegsführung bestimmend ist. Im Zentrum von Trevor Paglens aufwendig recherchierten Arbeiten steht dagegen der weitgehend unbekannte und unsichtbare, aber gleichwohl gigantische physische Teil des US-Militärs und der Geheimdienste, wie beispielsweise Gebäude oder Satelliten. Laura Poitras, die neben Glenn Greenwald die erste Person war, die Zugriff auf die von Edward Snowden zur Verfügung gestellten Dokumente der globalen Überwachungs- und Spionageaffäre hatte, zeigt Filmmaterial über den Neubau des NSA Überwachungsgebäudes in Bluffdale, Utah, das sie viele Jahre lang dokumentiert hat. Kenneth Goldsmith hingegen nimmt das utopische Potenzial des Internets ernst und engagiert sich für Informationsfreiheit und Bildungsgleichheit, indem er privatisierte Informationen zu einem öffentlichen Gut erklärt. Gleichzeitig macht er auf die schier unerschöpfliche digitale Datenflut aufmerksam, der kein Mensch jemals Herr werden kann. Taryn Simon unterzieht ihrerseits die Bilderflut des Internets einem konzeptuellen Eingriff, der deutlich macht, dass Suchmaschinen niemals »neutral« operieren und unsere Vorstellungswelt erheblich bestimmen. Auch Aleksandra Domanović legt offen, wie der schlagwortbasierte Wissenserwerb unser Denken und unsere Wahrnehmung beeinflussen, und Xavier Cha überträgt in einer ausstellungsbegleitenden Performance die oft zwanghaft repetitive Nutzung digitaler Medien in eine Choreographie. Tabor Robak führt die Verführungsstrategien der Werbung mittels der Möglichkeiten digitaler Bildproduktion vor. Simon
Denny schließlich macht in seinem Beitrag Hardware zu Skulptur und thematisiert die Bedeutung von technischer Entwicklung, Kommunikation und Interface. Sein massiver Block aus gequetschten Fernsehgeräten und Bildern analoger Fernseher auf bedruckten Leinwänden stellt visuell wie inhaltlich eine Verbindung zur raumgreifenden Blackbox im Eingangsbereich her, in der die INS die gesammelten Unterschriften der Besucher archiviert: Diese Blackbox ist Teil eines Systems, das nur über die Benutzeroberfläche – das Interface – Kommunikation und Transferleistungen ermöglicht, ohne die inneren Vorgänge sichtbar zu machen.
Über das Morgen hinaus – Düsseldorf wagt den Blick in die Zukunft
von Marianne Hoffmann
Großes hat die Stadt Düsseldorf geplant, um Deutschland auf die nordrheinwestfälische Landeshauptstadt aufmerksam zu machen.
Zum 3. Mal startet die Quadriennale und bindet alle Kulturstätten und die Galerien in dieses Projekt mit ein. Unter dem Motto ”Über das Morgen hinaus” versuchen die Projektleiter einen individuellen Blick in die Zukunft zu werfen, wobei die Vergangenheit ganz bewußt einbezogen wird, was man an den Ausstellungen im Filmmuseum, der Langen Foundation und dem Hetjens Museum bewußt nachempfinden kann und soll. Im Filmmuseum geht es um Science Fiction und Metropolis, in der Langen Foundation um den Lichtkünstler Otto Piene, und das Hetjens Museum zeigt, was Ton als Material so alles kann. Der Betrachter ist gefragt und gefordert und eingeladen, ein paar Tage in Düsseldorf zu verbringen, denn mehr als zwei Ausstellungen am Tag sind kaum zu bewältigen.
Lautstark wurde das Festival durch die Komposition des Klangkünstlers Rochus Aust “Fanfara Futurista” eröffnet. Eigens für diese zukunftsweisende Fanfare hat er Quadrophone als neue Musikinstrumente erfunden. Im Laufe der Quadriennale werden einzelne Miniquadrophone, die sich in Kanaldeckeln befinden, diese Fanfare immer wieder zum Besten geben. Diese Installation , die in enger Kooperation mit den Stadtentwässerungsbetrieben entwickelt wurde, ist sicherlich so noch nie da gewesen. Und selten hat man einen Sprecher der Stadtentwässerungsbetriebe gehört, der einem dieses Abflusssystem und die jetzt entstandene Kunst so nahe bringen konnte, dass allein diese Performance über das Morgen hinaus unvergessen bleiben wird.
Dass in diesem Jahr alles anders ist, beweist auch das Begleitbuch, das es zum ersten Mal in dieser Form gibt. Es führt an vielen Textbeispielen durch die Welt der Begrifflichkeiten, die sich die Quadriennale auf ihre imaginäre Denkfahne geschrieben hat. Aufbruch/ Erde/ Himmel/ Licht/ Fortschritt/ Verwandlung/ Utopie/ Experiment/ Feuer/ Neugier/ Rückzug lassen den Kuratoren viel Raum für Ausstellungsthemen und dem Besucher viel Raum, um nachzudenken. Neu ist ebenfalls, dass sich die Quadriennale-Organisatoren einen künstlerischen Vordenker bestellt haben, der zusammen mit einem Kunstbeirat, meist Leiter der verschiedenen Kulturinstitutionen, ein griffiges Konzept entwickelt hat. Doch Wolfgang Ullrich, Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der HFG Karlsruhe, verliess das Schiff schon zum Ende des vergangenen Jahres, aus persönlichen Gründen, wie es heißt. Allerdings hat die Zeit gereicht, dem Projekt Substanz zu verleihen. So ist ihm der Gedanke, dass in diesem Jahr der Plural an Zukünften im Fokus der Quadriennale steht, zu verdanken. Entsprechend, so schreibt er, “meint da “Über das Morgen hinaus “ nicht nur den Blick in die Zukunft in kalendarischer Hinsicht; vielmehr klingt darin genauso der Anspruch an, in jeder Weise das Alltägliche und Bekannte zu überschreiten und dorthin zu gelangen, wo ganz andere Arten von Erkenntnis und Einsicht erhofft werden können.” Da stellt sich sofort die Frage: wie wird eine Ausstellung zu “Mondrian, Malewitsch und Kandinsky – der weiße Abgrund Unendlichkeit” diesem Anspruch gerecht? Eine Untersuchung zur Nicht-Farbe “Weiß” in ausgesuchten Werken dieser drei hervorragenden Künstler ist sicherlich per se ein spannendes Thema und ermöglicht durch eine geschickte Ausstellungsinszenierung und begleitende Laboratorien eine hervorragende Forschungsgrundlage. Interessant ist, dass diese Ausstellung schon vor der parallel laufenden Malewitsch Ausstellung in Bonn geplant war, die dadurch wiederum nicht auf das schwarze Quadrat zurückgreifen konnte, während es Düsseldorf gelungen ist, eine Variante des berümten Werkes auszustellen. Zukunftsweisend ist hier nichts, allerdings in der Vergangenheit gedacht, war das, was die Herren auf die Leinwand gebracht haben, etwas, was über das Morgen hinaus Bestand hat. Um die Sinne zu resensibilisieren, zeigt Olafur Eliasson im K20 eine Lichtinstallation, die an Bewegungen im All erinnert. Auf Monitoren erklärt der Künstler höchstpersönlich die Begrifflichkeiten der Quadriennale. Zusätzlich hat er eine APP “Your exhibition guide” entwickelt, die dem Benutzer elf kurze Filme vorführt und ihn z. B. mit der Frage konfrontiert: Was wäre, wenn die Kunst keine Kunst wäre? Außerdem zu sehen im K21 Ständehaus ist die Ausstellung “Unter der Erde von Kafka bis Kippenberger”. Die einzelnen Ausstellungskapitel handeln von Eingängen, Übergängen, Rückzug und Aufbruch ins Unterirdische, dem Bezug des Untergunds zum Unbewussten und Unheimlichen oder von der Gegenüberstellung des fiktiven und des konkreten Raumes. Hier spielen Vergangenheit und Gegenwart zusammen und geben der Fiktion über das Morgen hinaus Raum.
Julia Stoschek, herrlich unaufgeregt und gar nicht präsent im Reigen der öffentlichen Beweihräucherung, bespielt zum ersten Mal ihre Ausstellungsräume in Oberkassel mit nur einer Künstlerin. Elaine Sturtevant, mittlerweile 84 Jahre alt, wurde durch das Kopieren der Werke der Heroen der zeitgenössischen Kunst bekannt. Die “queen of copycats” hat sich der Welt der digitalen Revolution gestellt und bezieht nun Bilder der Massenmedien in ihre selbst gedrehten Filme ein und verwandelt diese in zeitbasierte Arbeiten. Mit den ästhetischen und formalen Möglichkeiten des world wide web analysiert sie die Ursprünge von Wissen, Kunst und Kultur. Diese Ausstellung ist eine Herausforderung für alle Sinne und ein extremes Beispiel, was die Beschäftigug mit dem Jetzt über das Morgen hinaus im Menschen auslösen kann.
Nahtlos könnte man von hier in die Kunsthalle der Stadt Düsseldorf übergehen, wo sich die Künstlergeneration, die mit dem Tablet vor Augen aufgewachsen ist und sich schon frühzeitig Gedanken um den Prozess der Digitalisierung machte. “Smart New World”: die Auflösung und Überführung analoger Informationen in digitale Codes zum Zweck ihrer Speicherung und Weiterverarbeitung . Die ausstellenden Künstler und Künstlerinnen befassen sich also damit, welche kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Dimensionen die digitale Welt erschließt. Allein schon der Einlass in die Ausstellung geschieht nicht einfach so. Ein neo-avantgardistisches, streng hierarchisch organisiertes Netzwerk von Künstlern, Schriftstellern und Philosophen operiert unter dem Namen International Necronautical Society (INS). Die Besucher werden erst nach einer geleisteten Unterschrift, die einen Verbrauchervertrag auf Basis der philosphischen Doktrin der INS abschließt, in die Ausstellung eingelassen. Und danach hat man die Möglichkeit, sich in die Cyberwelten einzulassen, die manchmal ganz real aus Stapeln von ausgedruckten Papieren bestehen, wie z. B. Kenneth Goldsmith es zeigt. Er hatte als erster Mensch versucht, das gesamte Internet auszudrucken.
“Printing out the Internet” fand 20.000 Unterstützer und über 1000 Presseberichte und Kommentare zu diesem Projekt. Über das Morgen hinaus ist es ein Projekt, das niemals ein Ende finden wird . Und die 230.000 Seiten, die eine Horde von Mitarbeitern an schmalen Bürotischen ausgedruckt haben, gewidmet Aaron Swartz vom Online-Zeitschriftenarchiv “JSTOR”, der “viel” heruntergeladen hat und von der US-Staatsanwaltschaft angeklagt wurde.
13 Institutionen – Kunstmuseen, Ausstellungshäuser und die Kunstakademie – zu analysieren und besprechen, würde über das Morgen hinaus dauern und den einzelnen Ausstellungen sicherlich nicht gerecht, die beteiligten Galerien gar nicht mit eingerechnet. Viel ist nicht immer gut und gut gemeint kann leicht danebengehen. Auch wenn die extra entwickelte Quadriennale-App, leider erst ab Ende April den Besucher von 6 bis 60+ virtuell durch die Ausstellungen führt, stellt sich die Frage, ob das über das Morgen hinaus oder in das Gestern hinein gedacht wurde.
______________________
Die Quadriennale geht noch bis zum 10. August 2014.Programmheft
Plattform für den Film mit Fokus Theater
Initiatoren suchen Nachwuchsregisseure
Das TFF (TheaterFilmFest) präsentiert audiovisuelle Arbeiten, in denen das Theater besondere Aufmerksamkeit und Würdigung erfährt. Thematisch liegt der Schwerpunkt auf Theater als intermediale Disziplin im Film. Vom 4. bis 6. Juli 2014 werden in der „Black Box“, dem Kinosaal des Filmmuseums Düsseldorf, drei Abende lang „Theaterfilme“ gezeigt. Künstlerischer Leiter dieses Festes ist Gabriel Rodriguez, der im Jahr 2012 schon die argentinischen (Theater-)Filmtage „CineTeatroArgentino“ in Dortmund organisiert hat.
Gemeinsam mit der Heinrich-Heine-Universität wollen Filmmuseum und Theatermuseum mit dem TFF ein Forum für diese besondere Art von Film schaffen, welches Gelegenheit zur Diskussion und zu Meinungsaustausch über Theater, Film und Theater als intermediale Disziplin im Film bieten soll. Dieses Forum wird moderiert von Miguel Herrero, einem Lektor der Heinrich-Heine-Universität.
Der Film hat eigene Erzählformen finden müssen, um sich als eigenständige Kunst behaupten zu können. Genau diese Erzählformen werden wieder vom Theater aufgegriffen. Aber auch Filmarbeiten greifen bewusst oder unbewusst auf bühnenähnliche Erzählformen zurück und erreichen damit einen besonderen Effekt. So tauschen sich Theater und Film ständig aus.
Studenten, Autodidakten und Profis aus dem Theater- und Filmbereich sind aufgefordert, ihre Arbeiten einzureichen. Die Filme werden an einem Wettbewerb teilnehmen, bei dem der Schwerpunkt das ‚Theater‘ ist. Schließlich wählt eine Jury, bestehend aus Florian Deterding (Leiter der Black Box/Filmmuseum Düsseldorf), Miguel Herrero (Lektor der Universität Heinrich Heine), und Gabriel Rodriguez (Künstlerischer Leiter) Filme aus.
Genauere Informationen zu dem TFF und zu den Voraussetzungen der Teilnahme mit einem eigenen Film unter www.theaterfilmfest.com.
Die Werke können bis zum 15. Mai 2014 eingesandt werden an:
Am 17. März hat das TFF eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Als Dank für die Spenden vergeben die Organisatoren u.a. Eintrittskarten für das TFF oder DVDs mit Dokumentationsmaterial und ausgewählten „Theaterfilmen“. Die Kampagne: http://www.indiegogo.com/projects/tff-theaterfilmfest–2
Interview mit Angela Eckert-Schweizer, Geschäftsführerin Quadriennale GmbH
2006 fand die Quadriennale acht Monate lang über das Frühjahr und den Sommer hinweg statt; 2010 waren es vier Monate im Herbst und 2014 werden es vier Monate im Sommer sein. Wovon machen Sie die Termine der Quadriennale abhängig?
Die erste Quadriennale im Jahr 2006 war dezentral angelegt; die Ausstellungen eröffneten gestaffelt. Bei der Quadriennale 2010 wurde der Zeitraum gestrafft und auf ca. vier Monate begrenzt, um den Festivalgedanken deutlicher hervortreten zu lassen. Eine längere Laufzeit ist auch im Hinblick auf die Leihgaben, die zur Quadriennale ausgeliehen werden, nicht durchführbar. Viele hochkarätige Leihgaben sind nicht länger als vier Monate zu haben, das ist schon eine lange Zeit für die ausleihenden Häuser. Wir haben uns 2014 ausdrücklich für eine Verlegung der Quadriennale in das Frühjahr/den Sommer hinein entschieden. Die Quadriennale soll im Stadtbild sichtbar und mit einem breit gefächerten Begleitprogramm im Außenraum erlebbar werden. Dies ist in den warmen Monaten besser zu realisieren.
Wie planen Sie, das Sommerloch überbrücken?
Wir haben kein Sommerloch! Da wir inzwischen 13 Ausstellungshäuser sowie weitere Projektpartner und auch die Off-Szene mit dabei haben, ist es für Besucher über den gesamten Zeitraum hinweg interessant, die Kunst- und Kulturstadt Düsseldorf zu besuchen.
Welches sind die Highlights der diesjährigen Quadriennale?
Natürlich stehen die Ausstellungen im Mittelpunkt der Quadriennale Düsseldorf. Mit den langen Nächten zur Quadriennale und einem weit gefächerten Begleitprogramm schaffen wir es darüber hinaus immer wieder neue Anreize zum Besuch der Quadriennale Düsseldorf zu schaffen.
Werden Galerien und Off-Spaces mit einbezogen?
Die Galerien werden sich mit einem langen Galerien-Abend am 05.04.2014 an der Quadriennale Düsseldorf beteiligen. Zudem sind wir eine Kooperation mit der Art.Cologne eingegangen, die u.a. eine gemeinsame Pressereise für Journalisten aus den Benelux Ländern sowie Themenführungen zu den Quadriennale-Ausstellungen für Besucher der Art.Cologne umfasst. Die Off-Szene wird sich mit einem eigenen Projekt beteiligen. Das Konzept hierzu wurde von Karl-Heinz Rummenige entwickelt. Ca. 20 Off-Räume werden gemeinsam ab dem 24.05.2014 in einem ehemaligen Baumarkt an der Oberbilker Allee die jüngsten Kunst- Positionen präsentieren.
Das Budget für die letzten beiden Quadriennalen betrug 5 Millionen Euro. Arbeiten Sie 2014 mit demselben Betrag? Wohin fließen die Gelder?
Das Budget der Quadriennale 2014 beträgt 4,2 Millionen Euro und entspricht damit dem Budget der letzten Quadriennale. Das Budget umfasst Zuschüsse zu den Ausstellungen und die Programmkosten sowie die Aufwendungen für die Kommunikation und die betrieblichen Aufwendungen der Quadriennale GmbH über einen Zeitraum von vier Jahren.
Wird die Quadriennale außerdem noch gefördert? Gibt es Sponsoren?
Der Etat von 4,2 Millionen Euro kommt ausschließlich von der Stadt Düsseldorf. Die Häuser selbst haben ihre eigenen Sponsoren, die ihre Ausstellungen finanziell unterstützen. Sponsor der Eröffnungsnacht der Quadriennale Düsseldorf 2014 ist die Stadtwerke Düsseldorf AG. Darüber hinaus sind wir Medien-Kooperationen eingegangen, und wir arbeiten eng mit den kulturtouristischen Partnern Düsseldorf Tourismus und NRW-Tourismus zusammen, die das Festival international bewerben.
Der Programmleiter Wolfgang Ullrich hat im September 2013 überraschend sein Amt niedergelegt. Woran lag dies, Ihrer Ansicht nach? Welche seiner Aufgaben können nun nicht mehr erfüllt werden?
Prof. Ullrich hat im Sommer vergangenen Jahres aus persönlichen Gründen sein Amt abgegeben. Zu diesem Zeitpunkt war das Konzept für die Quadriennale Düsseldorf 2014, das Herr Ullrich gemeinsam mit den Kuratoren und Kuratorinnen der Ausstellungen entwickelt, abgeschlossen. Die Museumsdirektionen haben in der Nachfolge seinen konzeptionellen Ansatz wunderbar gemeinsam umgesetzt.
Welche Vermarktungsstrategien werden durchgeführt / sind geplant?
Die Quadriennale Düsseldorf versteht sich als ein urbanes Festival, das den städtischen Raum berücksichtigt und das Außen als notwendige Ergänzung zum geschlossenen musealen Raum nutzt. Wir legen daher besonderen Wert auf ein umfangreiches Begleitprogramm zur Quadriennale, das im Stadtraum sichtbar wird. Künstlerische Interventionen im Stadtraum wie Urban Gardening, Urban Branding, Expeditions-Teams, drei lange Kunstnächste und ein umfangreiches Festival- und Vermittlungsprogramm unter dem Leitthema „Über das Morgen hinaus“, umgesetzt mit vielen Partnern, legen Zugänge zu den Ausstellungsthemen für alle Altersgruppen.
Was gab 2008 den Anstoß für die Gründung der Quadriennale GmbH? Welche Aufgaben hat sie seitdem erfüllt? Welchen Tätigkeiten geht die Quadriennale GmbH in den drei Jahren, in denen die Quadriennale nicht stattfindet, nach?
Die Quadriennale GmbH wurde Ende 2008 gegründet, weil zur Vorbereitung und Durchführung eines derart komplexen und umfangreichen Festivals eine schlanke Organisationsform mit kurzen Entscheidungswegen sinnvoll ist. Ein so großes Kunstfestival wie die Quadriennale benötigt für die Konzeption und Umsetzung einen mehrjährigen Vorlauf. Darüber hinaus ist die Quadriennale GmbH für die Vermarktung von „Art in Düsseldorf“ zuständig.
Haben sich Ihre Vorstellungen von der Quadriennale seit den ersten beiden Quadriennalen verändert?
Die Besonderheit der Quadriennale Düsseldorf ist, dass die führenden Museen und Ausstellungshäuser auf ein starkes, gemeinsames Leitthema einzahlen und die Besucher damit die einzigartige Möglichkeit haben, ein Thema aus verschiedenen Blickwinkeln zu erleben. Diese Stärke betonen wir stärker als bei den zurückliegenden Quadriennalen. Darüber hinaus ist es wichtig, die Stadt stärker mit einzubeziehen und die Menschen für die Kunst in Düsseldorf und die vielfältigen Angebote zu begeistern. Wir erleben bereits jetzt, dass dies die innere Haltung verändert. Beteiligung schafft Begeisterung und Identifikation. Davon wird Düsseldorf langfristig profitieren.
Wie stellen Sie sich die Zukunft der Quadriennale vor? Werden Sie in der Zukunft mit der derzeitigen Vorgehensweise zufrieden sein?
Ich wünsche mir, dass wir mit der Quadriennale Düsseldorf auf eindrucksvolle Weise deutlich machen, wie reich das kulturelle Angebot in Düsseldorf ist und welche Bedeutung Kunst und Kultur für die Stadt und ihre Lebensqualität und Attraktivität haben. Und ja, ich persönlich glaube, dass wir mit der Quadriennale Düsseldorf 2014 dem „Fest der bildenden Kunst“ ein Profil gegeben haben, das ihm dauerhaft einen festen Platz im nationalen und internationalen Kulturkalender ermöglicht.
Die Quadriennale Düsseldorf ist ein Festival der Bildenden Kunst, das seit 2006 alle vier Jahre über mehrere Monate in Düsseldorf stattfindet. Verantwortet wird es seit 2008 von der Quadriennale GmbH, deren alleinige Gesellschafterin die Landeshauptstadt Düsseldorf ist. Die Geschäftsführung der Quadriennale GmbH liegt bei Hans-Georg Lohe und Angela Eckert-Schweizer. Unter einem gemeinsam entwickelten Leitthema konzipieren die renommierten Kunstmuseen, Ausstellungshäuser und Galerien der Stadt einzigartige Werkschauen, Präsentationen und ein umfangreiches Begleitprogramm. Partner aus anderen Sparten werden eingeladen, sich an dem Festival zu beteiligen. Die erste Quadriennale fand 2006 unter dem Thema „Der Körper in der Kunst“ statt (Besucherzahlen: 380.000); 2010 folgte „Kunstgegenwärtig“ (Besucherzahlen:250.000). Das Leitthema der Quadriennale 2014 lautet Über das Morgen hinaus, für dessen Umsetzung ein Budget von über vier Millionen Euro von der Landeshauptstadt Düsseldorf zur Verfügung gestellt wird. www.quadriennale-duesseldorf.de<
ASPHALT Festival –
Sommerfestival für Theater und Musik
8. bis 17. August 2014 in Düsseldorf
Schirmherr: Sönke Wortmann
PRESSEMITTEILUNG
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir freuen uns sehr, Ihnen den Termin für das dritte ASPHALT Festival ankündigen zu dürfen: ASPHALT 2014, das Sommerfestival für Theater und Musik in Düsseldorf, findet vom 2. bis 11. August 2014 statt.
Noch befindet sich das Programm im Aufbau, doch einige von ASPHALT koproduzierte Projekte können wir Ihnen bereits verraten:
• Das Regie- und Autorenduo Hofmann & Lindholm aus Köln wird mit der Uraufführung einer neuen Arbeit zu sehen sein.
• Das alte Glashütten-Gelände in Gerresheim wird Schauplatz einer szenischen Stadtführung der besonderen Art.
• Neben Theater, Konzerten und Tanz wird ASPHALT zum ersten Mal in seiner jungen Festivalgeschichte auch der Literatur ein Forum geben: Bei „ASPHALT liest!“ erwartet das Publikum eine innovative Live-Lesung-Radio-Performance mit Düsseldorfer Autorinnen und Autoren.
Sehr stolz sind wir darauf, dass Film- und Theaterregisseur Sönke Wortmann die Schirmherrschaft für das ASPHALT Festival übernommen hat. Der Kontakt entstand während des Festivals 2013, als ASPHALT Wortmanns Theaterinszenierung von „Frau Müller muss weg“ zeigte.
Sönke Wortmann über die Gründe für sein Engagement:
„Die Atmosphäre des Festivals war einfach fantastisch. Die Kombination aus ungewöhnlichen Spielstätten und qualitativ hochwertigen künstlerischen Beiträgen ist einmalig. Mir gefällt vor allem das Konzept, gezielt mit Kultur in die Stadtteile hineinzugehen, dass sich die Stücke ihren Raum suchen. Das ASPHALT Festival ist eine echte Bereicherung für die kulturarme Sommerzeit!“
www.kunstduesseldorf.de – Künstler, Galerien, Ausstellung, Ausschreibungen u. v. m.
KunstDuesseldorf.de ist ursprünglich aus einem Kunstblog entstanden und hat sich mittlerweile zu einem interaktives Kunstportal bzw. Kunstnetzwerk weiterentwickelt, welches über zeitgenössische Kunst in Düsseldorf, in Nordrhein-Westfalen (NRW), z. B. Köln, Essen, Wuppertal, Bonn aber auch dem restlichen Deutschland berichtet. Es sollen dabei nicht nur die Ausstellungen und Künstler in den Museen Berücksichtigung finden, sondern auch Kunst Events der sog. Off-(Kunst-)Szene. Unsere registrierten Mitglieder können sich dabei – quasi als Co-Autoren/Redakteure – an diesem Austausch beteiligen und entweder Artikel zu Themen der Kunst veröffentlichen oder aber auch selbständig administrierbare Künstlerseiten, Galerieseiten oder Websites für Kunstgruppen bei uns kostenlos erstellen. Künstler können sich auf unserer Kunstplattform auch eine Online-Galerie gratis einrichten.
Wir selbst veröffentlichen Hinweise auf Ausstellungen bzw. auf sonstige Kunstevents, freie Atelierplätze, Ausstellungsmöglichkeiten, Ausschreibungen im Bereich Kunst, z. B. Kunstwettbewerbe, Kunststipendien, geförderte Künstleraustausche, Kunstpreise, Kunstprojekte, Förderprogramme etc. Darüber hinaus übernehmen wir Aufträge im Bereich Public Relations (PR) sowie Kunsteventmanagement. Für Kunstprojekte kann man uns mit der Konzipierung und Programmierung von Websites als CMS (Content Management System) beauftragen. Hierbei übernehmen wir als Webmaster die Einrichtung und das Customizing von WordPress-Installationen zur Administrierung ihres Webprojektes. Wir ermöglichen Ihnen dadurch eine kostengünstige Alternative zur Website-Erstellung über eine teure Agentur. Der Kostenvorteil entsteht auch dadurch, dass Sie diese Website dann eigenständig mit Inhalten füllen und warten können, ohne dass Sie über HTML- oder sonstige Programmierkenntnisse verfügen müssen. Auch für die Aktualisierung ihrer Inhalte sind Sie dadurch von teuren Webmaster unabhängig.
Zukünftig werden wir unsere Redaktion verstärken und somit in der Lage sein, noch umfangreicher und professioneller mit Eigenbeiträgen über die Kunstszene zu berichten. So werden wir in Kürze über die Biennale in Venedig berichten. Darüber hinaus werden wir unsere Dienste im Art Consulting anbieten. Künstler, die über ein abgeschlossenes Kunststudium an einer staatlich anerkannten Kunstakademie abgeschlossen haben oder sich im letzten Drittel ihres Studiums befinden, können sich diesbezüglich gerne bei uns bewerben.
Museen, Kunststätten und Kunstevents, über die wir regelmäßig berichten: K20 + K21 (Kunstsammlung NRW), Museum Kunstpalast, Forum NRW, Museum Ludwig (Köln), Folkwang Museum (Essen), Zeche Carl, Von-der-Heydt Museum, Skulpturenpark Waldfrieden/Cragg Foundation, Wuppertal, Kunstakademie Düsseldorf und seinen Rundgang, Die Große NRW, Kunstpunkte, asphalt – SommerFestival für Theater und Musik, Düsseldorf ist ARTig!, Boui Boui Bilk u. a.
Folgende Künstlerinnen bzw. Künstler haben sich z. Zt. eine Künstlerseite bei uns eingerichtet: Anna Arderiu, Marc Ballhaus, Stefan Bau, Gela Behrmann, Gabriele Bieber, Sven Blatt, Anna Bosca, Jutta Brandt-Stracke, Sonja Brockers, Gisbert Danberg, Mona Eichhof, Martina Fischer, Fabian Freese, Brigitte Grawe, Anna Maria Grill-R., Anja Hühn, Suria Kassimi, Willi Lemke, Anette Lenzing, Lukas Lenzing, Sabine Lorenz, Mojo Mendiola, Mirella Müller, Petra Nolting, Annette Palder, Ulrike Redlich Kocks, Gabi Ritschel, Ralf Schmidt, Elke Sommer, Silvia Springorum, Elke Andrea Strate, Christian A. Walter, Anna Nwaada Weber, Gabriele Weide und Georg Weishaupt.
Über diese bekannten deutsche und internationalen Künstler haben wir berichtet bzw. berichten wir regelmäßig: Gerhard Richter, Anthony Cragg, Jonathan Meese, Andreas Gursky, Katharina Fitsch, Richard Deacon, Joseph Beuys, David Hockney, Saul Steinberg, Joseph Beuys, Man Ray, Bryan Adams, Paul Klee, Didier Vermeiren, Rubens, Munch, Matisse u. v. a.
Mittlerweile haben sich auch einige Galerien angesiedelt: Galerie VOSS, Kunstraum-unten, TZR Galerie Kai Brückner sowie THE BOX DÜSSELDORF. In Kürze folgt der Kunstraum HENGESBACH.
Als Kunstgruppe vertreten ist bislang die GEDOK A46.
Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit und sind gespannt, wohin wir uns noch entwickeln werden. Worüber wir uns in diesem Zusammenhang besonders freuen, ist, dass wir in jüngster Zeit einige Sponsoren gefunden haben, was uns ermöglichen wird, unser Angebot professionell auszubauen. Unser Dank gilt hier inbesondere den Firmen Boesner, Winsor&Newton, International Art Movers KNAB sowie DIE MAYERSCHE DROSTE, die uns Kunstbuchrezensionen beisteuert. An dieser Stelle möchten wir betonen, dass uns jederzeit weitere Sponsoren und natürlich auch weitere Mitglieder in unserem Kunstnetzwerk willkommen sind.
Auch wenn sich derzeit noch nicht abzeichnet, ob der diesjährige Sommer kommt – das ASPHALT Sommerfestival für Theater und Musik 2013 kommt ganz gewiß: das Programm ist raus, der Vorverkauf hat begonnen!
Das junge Festival, welches im vergangenen Jahr eine erfolgreiche Premiere feiern konnte, bleibt nach den Worten seiner Veranstalter auch im zweiten Jahr seinem Konzept treu: Die Stadt Düsseldorf und ihre Lebens-Räume werden danach weiterhin im Fokus stehens. Urbane Strukturen, Plätze und Gebäude werden durch Schauspiel und Musik kulturell belebt. Vorstellungen finden in den Räumen einer alten Backfabrik und auf Hinterhöfen, in Schulen, Museen und vor Einkaufszentren statt. ASPHALT will die Bewohner der Stadt durch künstlerische Impulse dazu verführen, ihre gewohnten Routen und Routinen zu verlassen. Das Festival möchte den Blickwinkel auf das Alltägliche verändern.
ASPHALT findet bewusst im Hochsommer statt. Wenn die großen Häuser der Landeshauptstadt Spielpause haben, wenn das kulturelle Leben aufgrund der Ferienzeit nur auf Sparflamme brennt, bietet ASPHALT zehn Tage und Nächte lang Kunst und Kultur satt. Durch die temporäre Belebung von ungewöhnlichen Orten als Spielstätten und die Einbeziehung einzelner Stadtteile bringt das Festival den Bürgern die Kultur direkt vor die Haustür.
Was neu ist und was uns Bojan Vuletic, einer der künstlerischen Direktoren des Festivals, bereits in seinem Interview mit uns im vergangenen Jahr angekündigt hatte: In seinem zweiten Jahr erweitert ASPHALT sein Spektrum und präsentiert neben Theater und Musik auch eine Videoinstallation, zeitgenössischen Tanz und ein Theaterstück für Kinder und Familien.
Ebenfalls eine Neuerung: Statt sechs Tage wie im Vorjahr wird ASPHALT 2013 zehn Tage dauern, mehr Programmpunkte und mehr Spielorte bieten. Zentraler Festivalort ist wie im Vorjahr eine ehemalige Backfabrik in Flingern-Süd, das ehemalige „HPZ“, das mittlerweile in „Weltkunstzimmer in der Hans-Peter-Zimmer-Stiftung“ umbenannt wurde.
Einige Highlights aus dem Programm: eine Videoinstallation der documenta-Künstlerin Danica Dakić, eine Theaterinszenierung von Filmregisseur Sönke Wortmann, zeitgenössisches Tanztheater von vier jungen, preisgekrönten Choreografinnen, cooler Jazz aus New York, überschäumende Chansons aus Frankreich, eine Odyssee entlang der Düssel, ein Bühnenkrimi für Kinder und eine kammermusikalische Re-Komposition von Boris Vians Roman „Der Schaum der Tage“…
Wer nun neugierig auf das vollständige Programm geworden ist, der kann sich bereits hier bei uns einen Überblick verschaffen:
Programm ASPHALT 2013
CITÉ
Videoinstallation von Danica Dakić, deutsche
Erstaufführung: Le Corbusiers Baudenkmal „Cité
radieuse“ in Marseille dient als Schauplatz
einer filmischen Auseinandersetzung über
Realität und Utopie. Fr 2.8. # 18:30 Uhr Weltkunstzimmer
ASPHALT tanzt!
Viermal zeitgenössischer Tanz aus Köln,
Düsseldorf und Berlin in einer Veranstaltung:
Vier junge, preisgekrönte Choreografinnen
zeigen ihre neuesten Arbeiten, darunter drei
Uraufführungen. Fr 2.8. # 20:00 Uhr Weltkunstzimmer
Zoufris Maracas
Einst Straßenmusiker in der Pariser Métro,
heute gefeierte Bühnenhelden:
Die französische Band vereint Chansons und
Weltmusik, Underground und Bohème. Fr 2.8. # 22:00 Uhr Weltkunstzimmer
Rrr.käppchen
Theaterstück für Kinder und Familien des
Theaterkollektivs per.Vers., Uraufführung:
Ein rasanter Bühnenkrimi, in dem Mut und
Gemeinschaft siegen. Sa 3.8. # 17:00 Uhr So 4.8. # 17:00 Uhr Fr 9.8. # 17:00 Uhr Sa 10.8. # 16:00 Uhr So 11.8. # 16:00 Uhr Weltkunstzimmer
L’ écume des jours – Der Schaum der Tage
Der surrealistische Roman von Boris Vian in
einer Re-Komposition für ein New Yorker Ensemble mit Streichquartett, Harfe, Tuba und Trompete: zeitgenössische Musik des Komponisten Bojan Vuletic, deutsche Erstaufführung. Sa 3.8. # 20:00 Uhr # Weltkunstzimmer So 4.8. # 20:00 Uhr # t.b.a.
ASPHALT Paradies Party
t.b.a. Sa 3.8. # 22:30 Uhr Weltkunstzimmer
Heine – pur & on the rocks
Lyrisch-musikalische Soloperformance: Matthias
Fuhrmeister singt und spielt Gedichte, Texte und
Lieder von Heinrich Heine. So 4.8. # 20:00 Uhr Weltkunstzimmer
Düssel – eine Odyssee
Theaterperformance im öffentlichen Raum:
Die Irrfahrten des Odysseus von Homer dienen
als Vorlage für eine Stadtführung der besonderen Art. Uraufführung des Theaterkollektivs per.Vers. Mo 5.8. # 19:00 Uhr Di 6.8. # 19:00 Uhr Mi 7.8. # 19:00 Uhr Do 8.8. # 19:00 Uhr Abfahrt im Hof des Weltkunstzimmers
we watch you watch
Theaterstück im öffentlichen Raum, Gastspiel von ultraviolett und Drama Köln: Passanten werden Teil einer Performance, von der sie nichts ahnen – und das Publikum darf sie belauschen. Di 6.8. # 17:00 Uhr # t.b.a. Di 6.8. # 20:00 Uhr # t.b.a.
Frau Müller muss weg
Gastspiel des GRIPS Theaters Berlin,
Inszenierung von Sönke Wortmann: Komödie über das Desaster eines Elternabends in einer
Grundschule. Mi 7.8. # 20:00 Uhr Do 8.8. # 20:00 Uhr Fr 9.8. # 20:00 Uhr Aula des Goethe-Gymnasiums
Leere Stadt
Gastspiel von Acting Accomplices, Köln:
Theaterstück über die tragischen Absurditäten
des Krieges und zwei Brüder auf der Suche
nach Vergnügen und Versöhnung. Sa 10.8. # 20:00 Uhr Weltkunstzimmer
Omer Klein Trio
Einer der aufstrebenden Stars der New Yorker
Jazzszene spielt in seinem Trio mit Musikern aus
Israel und den USA: ein Grenzgänger zwischen
Jazz und Weltmusik. Sa 10.8. # 21:30 Uhr Weltkunstzimmer
Werther
Gastspiel des Theaters Rottstr. 5, Bochum:
Goethes epochaler Briefroman über die Leiden des
jungen Werther in einer schauspielerischen Tour
de Force. So 11.8. # 20:00 Uhr Weltkunstzimmer
Atemwende/Unschärfe – ein Klangerlebnis der besonderen Art
Autor: Sven Blatt
Vergangenen Samstag fand im Gebäude der HPZ (Hans-Peter-Zimmer-Stiftung), dem zentralen Austragungsort des asphalt-Festivals die Aufführung der beiden Kompositionen “Atemwende“ bzw. “Unschärfe“ statt. Bei erstem Teil verwendete der Komponist Bojan Vuletic Gedichte von Paul Celan als “Vorlage“ für seine Serie der “Re-composing Art“, bei der “Unschärfe“ standen 8 Gemälde von Gerhard Richter Pate. Die Kompositionen wurden von einem New Yorker Ensemble, bestehend aus dem Trompeter Nate Wooley und dem MIVOS String Quartet (Olivia De Prato, Joshua Modney, Victor Lowrie, Mariel Roberts), vorgetragen.
Da es ein Anliegen der Veranstalter ist, und was wohl für das Festival auch namensgebend war, das ist, den Raum und die Orte einer Stadt in ihr Konzept mit einzubeziehen, also statt eines Festivals, ein Stadtfestival auf die Beine zu stellen. So haben sich die Initiatoren des Festivals mit dem Gebäude der HPZ – einer alten Brotfabrik – bislang vielen besser bekannt unter dem Namen CON-SUM – dann nur folgerichtig für einen Hauptspielort weg von den etablierten Häusern hin zu authentischen Orten der Stadt entschieden. Dieser Ort steht beispielhaft für viele andere Orte der Stadt, die im Wandel der Zeit eine Funktionstransformation erfahren und dadurch auch einen neuen, anderen Lebensraum schaffen.
Wer dieses Gefühl etwas aus-
kosten möchte, der sollte etwas früher kommen und das schöne Hinterhofidyll des “asphalt-Paradies(es)“ mit der Möglichkeit zur bodenständigen Verköstigung genießen. Zum Aufführungsraum gelangt man dann “stilgerecht“ über eine Behelfstreppe in Gerüstbauweise.
Der Raum selbst ist nur Raum: karg, abgebrochene, fehlende Gebäudeteile, Reste einer Deckenverkabelung, einfache Bestuhlung, minimalistische Beleuchtung – man fragt sich unweigerlich, ob vom Abriss bedroht – für eine avantgardistischen Musikinszenierung sicherlich ein möglicher, wenn nicht gar idealer Aufführungsort.
Nun zur Aufführung selbst: der erste Teil “Atemwende“ ist besetzt mit Erster und Zweiter Geige (De Prato bzw. Modney), Trompete (Nate Wooley), Bratsche (Lowrie) sowie Cello (Roberts). Beginnt “Atemwende“ zunächst noch zaghaft, mit einem Schlieren, einem Summen, einem An- und Abschwellen und in einer gewissen Harmonie, wird dem Zuhörer ziemlich schnell vor Ohren geführt: das hier ist keine temperierte Wohlfühlmusik, sondern hier geht um die musikalische Nachempfindung einer vielschichtigen Dichterpersönlichkeit mit all ihren Höhen und Tiefen.
Bojan Vuletic hatte mir bereits in einem Vor-
ab-Interview hierzu erklärt, dass er einen
gewissen Keil in dem Menschen Paul Celan wahrgenommen hat und dass er dies durch seine Komposition und die spezielle Besetzung dieses Werkes (die Trompete als Keil zwischen den Streichinstrumenten) zum Ausdruck bringen möchte. So ist es auch immer wieder die Trompete, die – in Momenten, in denen man als Zuhörer fast der nahenden Gefahr unterliegt, sich zurück zu lehnen – stört, verstört, irritiert. Obwohl die Streichinstrumente die Trompete immer wieder zu besänftigen, sie einzuholen versuchen, sie hierzu teilweise sogar fast zärtlich umspielen, gelingt es ihnen nur in ganz kurzen Momenten. Es bleibt eigentlich immer bei einem Nebeneinander: auch wenn rhythmisch immer wieder nach Gemeinsamkeiten bei einzelnen Motiven gesucht wird – dies wird dann meist durch Disharmonien in den Akkorden konterkariert. Der Großteil der Komposition ist gekennzeichnet von einer Zerrissenheit, eines Getriebenseins, einer Suche, die aber nur selten in Momente der Zufriedenheit und Glück zu münden scheint. Zeitweise hatte ich das Bild einer Dichterschreibstube mit ihren diversen Nebengeräschen in der Stille vor Augen, in die sich Celan – in seine Gedanken versunken – zurückgezogen hat. Vuletic räumt seiner Besetzung erheblichen improvisatorischen Spielraum ein. So werden die Instrumente in all ihren möglichen Spielarten ausgereizt: Streichinstrumente werden zeitweise zu reinen Resonanzkörpern, die nur das Schleifen der Bögen auf ihrem Holz akustisch verstärken. Die Trompete wird zur röchelnden Röhre, zum Beatbox-Instrument, zum Dicheridoo australischer Ureinwohner. Dies verlangt dem Ensemble höchste Anstrengung ab und wird von diesem dennoch virtuos gemeistert. Es dürfte spannend sein, wie diese Aufführung heute (19h30) bei der Aufführung in der Berger Kirche klingen wird.
Im zweiten Teil verhandelt Vuletic dann acht Gemälde von Gerhard Richter (Wald, Blumen, Zwei Fiat, Gehöft & Schnee, Ausschnitt, Arena und Akt an einer Treppe), allerdings in veränderter Besetzung – die Trompete fehlt. Dies ist jedoch für mich auch schon der einzig hörbare Unterschied zum ersten Teil der Aufführung. Ansonsten bleibt es – zumindest für meiner Ohren – stilistisch bei den gleichen Mustern: kleine Motivfragmente werden immer wieder durch “Nebengeräusche“ unterbrochen, für meinen Geschmack zu oft über den Einsatz von Pizzicato-Passagen realisiert. Ich interpretiere das als den Versuch, das übergeordnete Thema – die Unschärfe – heraus zu arbeiten oder auch als das schrittweise Verarbeiten des Gesehenen, quasi in einzelne, akustischen Fragmente zerlegt. Wer mit der Erwartungshaltung in diese Aufführung gegangen war oder noch gehr, die einzelnen Gemälde über die Musik wieder zu erkennen, der wird enttäuscht sein, denn es handelt sich nicht um eine Vertonung von Gemälden, wie mir Vuletic im Interview bereits erklärte, sondern um seine subjektiven musikalischen Assoziationen, die er persönlich beim Betrachten der Gemälde von Gerhard Richter hat. Entsprechend fehlen in dieser Komposition dann auch die akustischen Klischees, die man nur allzu gerne mit gewissen Bildmotiven in Verbindung bringen möchte (z. B. Vogelgezwitscher beim “Wald“). Das ist vielleicht dann auch der Unterschied zwischen dem Celan-Bezug bzw. dem Richter-Bezug: der Bezug zu den Gemälden von Richter ist konkreter als das Psychogramm von Celan – bei Richter neigt man dazu, sich automatisch ein Bild zu machen (insbesondere unterliegt man als bildender Künstler wie ich es bin, dieser Versuchung) und das läuft dann zwangsweise ins Leere. Auch wenn ich mich vermutlich nicht ganz von dieser Erwartungshaltung habe freimachen können -ich hätte mir eine klarere Unterscheidbarkeit zwischen den Teilen “Atemwende“ und “Unschärfe“ gewünscht, vielleicht auch durch einen größeren Unterschied in der Besetzung. Aber auch zwischen den einzelnen Bildern der “Unschärfe“ waren musikalische Unterschiede nur schwierig identifizierbar. Ohne Pausen zwischen den einzelnen Bildern wäre der Zuhörer etwas orientierungslos und überfordert gewesen. Für die Darstellung der “Unschärfe“ mag das in Ordnung gehen. Damit werden die verwendeten Bilder oder ihre Reihenfolge dann allerdings auch austauschbar.
Insgesamt war die Aufführung ein künstlerisches Gesamterlebnis der besonderen Art und eine willkommene Abwechslung für meine Hör- und Wahrnehmungsgewohnheiten. Ich hoffe meine Leserschaft neugierig gemacht zu haben und den ein oder anderen dazu angeregt zu haben, sich heute (08. Juli) die zweite Aufführung in der Berger Kirche ab 19h30 anzuschauen.
_______________________________
Lesen Sie zur „Atemwende/Unschärfe“ auch unser Interview: TEIL 2 mit dem Komponisten Bojan Vuletic.
Einen Einblick in die Vorbereitung dieses Festivals gibt der Festivalleiter Bereich Musik im Interview: TEIL 1.