Veröffentlicht am

Ausstellungen – Programm 2023 der Bundeskunsthalle

Ausstellungsprogramm 2023 der Bundeskunsthalle

Mit Die Letzten ihrer Art. Handwerk und Berufe im Wandel beschließen wir ab
2. Dezember das Jahr mit einer gesellschaftspolitischen Ausstellung, die den beruflichen Wandel in Nordrhein-Westfalen in den Blick nimmt und sich fünf gefährdeten Professionen widmet. Mit zwei weiteren, ganz unterschiedlichen Ausstellungen, Die Oper ist tot – Es lebe die Oper! und Ernsthaft?! Albernheit und Enthusiasmus in der Kunst, gibt die Bundeskunsthalle in der Adventszeit und über den Jahreswechsel hinweg bis in das Frühjahr hinein viele Gründe für einen abwechslungsreichen Besuch….

…bis sich ein kulturhistorisches Highlight ab 1. April 2023 in Szene setzt:
1920er! Im Kaleidoskop der Moderne beleuchtet die 1920er-Jahre mit ihrer Umbruch-phase und als Experimentierfeld der westlichen Moderne. Die Gleichzeitigkeit und
Radikalität dieser Epoche verleiht ihr noch im 21. Jahrhundert – und das nicht erst seit „Babylon Berlin“ – eine bemerkenswerte Aktualität mit hoher medialer Aufmerksamkeit und bildet den Ausgangspunkt dieser Ausstellung mit ihren rund 250 Exponaten.

Interactions präsentiert ab dem 30. April im Zusammenspiel mit der Bonner Rutschbahn von Carsten Höller, Jeppe Heins Wasserpavillon auf dem Museumsplatz und The Curve von Bettina Pousttchi auf dem Dach der Bundeskunsthalle ein Sommerprogramm der Interaktionen, zeitgenössische Arbeiten im Innen- und Außenbereich, die zum
interaktiven Spiel einladen, sich aber auch mit Bildsprachen, Tanz, Musik oder Klang
beschäftigen.

Letztes Jahr wurde Josephine Baker als sechste Frau überhaupt in die Ruhmeshalle der
französischen Nation, in das Pantheon, aufgenommen. Grund genug, nach Hannah Arendt und Simone de Beauvoir mit ihr ab dem 18. Mai die von Eva Kraus initiierte
„Frauenreihe“ fortzusetzen. Die Ausstellung zeigt Josephine Baker als Weltstar,
Freiheitskämpferin und Ikone, die bis heute Inspiration für viele Künstler*innen und Vorbild für Selbstermächtigung und gesellschaftliches Engagement ist.

Als kulturgesellschaftliches und zugleich gesellschaftspolitisches Projekt wirft
Wer wir sind ab 26. Mai einen Blick auf die Gegenwart und Vergangenheit jener Einwanderungsgesellschaft, die die Bundesrepublik Deutschland ausmacht. Das Recht auf Teilhabe und der Schutz vor Diskriminierung sind in unseren Grundrechten verbrieft. Gleiche Rechte bedeuten jedoch nicht gleiche Voraussetzungen: Herkunft, Religion und Kultur können zum Stigma werden. Wie steht es heute also tatsächlich um die Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft?

Unter dem Arbeitstitel Postmoderne 1967–1992 startet der Kunstherbst mit und in dem größten Exponat dieser Ausstellung, der Bundeskunsthalle selbst. Denn mit ihrem spielerischen Charakter ist die 1992 eröffnete Bundeskunsthalle eine Erbin der Postmoderne. Die Ausstellung indes bietet einen chronologischen Überblick durch die Jahre und stellt Entwicklungen in Kunst, Design, Architektur, Mode, Medien, Darstellenden Künsten, Musik, Literatur, Theorie, Politik, Film, Technologie und Wissenschaft gleichwertig nebeneinander und zueinander in Bezug. Ab 29. September.

Einen knappen Monat später, am 27. Oktober, beginnt die wohl traditionsreichste
Ausstellung. Bereits seit 1994 präsentiert die Bundeskunsthalle den Bundespreis für Kunststudierende. Der alle zwei Jahre stattfindende Bundeswettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zeigt zum 26. Mal die aktuellste Produktion zeitgenössischer bildender Kunst in Deutschland mit bis zu acht Preistragenden.

Die bahnbrechenden Beiträge des Philosophen Immanuel Kant (1724–1804) zur
Aufklärung, seine Überlegungen zur Ethik, Emanzipation, Erkenntnistheorie und Völkerrecht gelten bis heute als Referenzpunkte für richtungsweisende Debatten. Am Vorabend seines 300. Geburtstages am 22. April 2024 wird die Ausstellung Immanuel Kant und der Geist der Aufklärung ab 24. November 2023 auch einem philosophisch nicht vorgebildeten, explizit auch jungen Publikum die vier berühmten kantischen Fragen: „Was kann ich wissen? Was darf ich hoffen? Was soll ich tun? Was ist der Mensch?“ näherbringen.

Kurz bevor sich das Jahr 2023 verabschiedet, wird die Künstlerin Anna Oppermann (1940–1993) als Schlüsselfigur der deutschen Konzeptkunst vorgestellt. In den sechziger Jahren entwickelte sie ihre radikal offene und dialogische Sprache. Ihre komplizierten Assemblagen aus Zeichnungen, Fotografien und Objekten entwickelten sich zu großformatigen, raumgreifenden Installationen, für die die Künstlerin den Begriff
„Ensemble“ prägte.

Wenn die Ausstellungstüren schließen, gehen beilive arts die Scheinwerfer an. Internationale Produktionen aus Tanz, Theater, Musik und Performance stehen auf dem Programm. Erfolgreich im Jahr 2021 gestartet, komplettiert STUDIO BONN mit Diskussionen das Kunst- und Kulturjahr in der Bundeskunsthalle. Der Gesprächsreihe „Globale Nervensysteme“ gesellt sich im Jahr 2023 neu „Wo sind denn alle?“ hinzu.

Ausstellungsübersicht
bis 5. Februar 2023
DIE OPER IST TOT – ES LEBE DIE OPER!
bis 10. April 2023
ERNSTHAFT?! ALBERNHEIT UND ENTHUSIASMUS IN DER KUNST
bis 2. April 2023
DIE LETZTEN IHRER ART. HANDWERK UND BERUFE IM WANDEL
9

  1. April bis 30. Juli 2023
    1920er!
    Im Kaleidoskop der Moderne
    Lotte B. Prechner, Jazztänzerin, 1929,
    © Foto: Jürgen Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn
  2. April/1. Mai – Mitte Oktober 2023
    INTERACTIONS
    Visualisierung Nevin Aladag
    © Nevin Aladag, 2022
  3. Mai bis 24. September 2023
    JOSEPHINE BAKER
    Freiheit – Gleichheit – Menschlichkeit
    Freda Josephine McDonald, genannt Josephine Baker (1906–1975), US-amerikanische Sängerin, Tänzerin und Revueleiterin
    um 1940, © bpk / adoc-photos
    10
  4. Mai bis 8. Oktober 2023
    WER WIR SIND
    Batho ba ha ba TLhalonganye, 2020–2023,
    © Courtesy die Künstlerin und blank projects, Kapstadt, Foto: dewil.ch (CC BY-NC-ND)
  5. September 2023 bis 28. Januar 2024
    POSTMODERNE
    1967–1992 (Arbeitstitel)

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
©Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, Foto Peter Oszvald

  1. Oktober 2023 bis 7. Januar 2024
    BUNDESPREIS FÜR KUNSTSTUDIERENDE
  2. Bundeswettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
    Preisträger*innen bei der Preisverleihung 2021
    © 25. Bundeswettbewerb – Bundespreis für Kunststudierende 2021 : Eröffnungsansichten, Foto: Bastian Geza Aschoff © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn
    11
  3. November 2023 bis 10. März 2024
    IMMANUEL KANT UND DER GEIST DER AUFKLÄRUNG
    Gottlieb Doebler, Immanuel Kant, 1791
    © Ostpreußisches Landesmuseum / Leihgabe Stadt Duisburg
  4. Dezember 2023 bis 7. April 2024
    ANNA OPPERMANN
    Anna Oppermann im Elfenbeinturm (in Raumprobleme), Musée dArt Moderne de la Ville de Paris 1981
    © Courtesy Nachlass Anna Oppermann und Galerie Barbara Thumm / Courtesy Estate of Anna Oppermann and Galerie Barbara Thumm

1920er!
Im Kaleidoskop der Moderne

  1. April – 30. Juli 2023
    Die 1920er-Jahre gelten als Umbruchphase und Experimentierfeld der westlichen Moderne. Die Gleichzeitigkeit und Radikalität dieser Epoche verleiht ihr noch im 21. Jahrhundert eine bemerkenswerte Aktualität und bildet den Ausgangspunkt dieser Ausstellung. Kaleidoskopartig wird die Vielfalt der unterschiedlichen Bilder und Stimmen zu
    immer neuen Konstellationen zusammengefügt, die den Blick für die Einzigartigkeit der
    Ereignisse sowie für die Analogien zur heutigen Zeit gleichermaßen schärfen sollen.
    Das Jahrzehnt wird einerseits von einer tiefen Zerrissenheit geprägt, andererseits wird es
    von einem ungebrochenen Fortschrittsglauben und noch nie dagewesenem Innovationsschub in allen gesellschaftlichen Bereichen (Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik)
    erfasst. Das Wort NEU entwickelt sich zum allgegenwärtigen Schlagwort der Epoche.
    Obgleich richtungsweisende Entwicklungen bereits vor 1900 einsetzten, kommen sie
    erst Jahrzehnte später – durch eine immense Beschleunigung und internationale Verflechtungen entfesselt – richtig zum Tragen.
    Auch Kunst und Kultur erheben selbstbewusst den Anspruch, die „neue Wirklichkeit“
    mitgestalten zu wollen. Weitgespannte Künstlernetzwerke entfalten ihre Wirkungsmacht
    über die traditionellen Kunstzentren um/nach 1900 – Paris, Wien, München, London –
    hinaus, die bis in die USA, nach Lateinamerika und Asien ausstrahlt. Die rasante Internationalisierung des Kunstbetriebs erweitert die etablierte Netzgeografie um weitere
    Kunstmetropolen wie Berlin, Moskau, Rom, Prag, New York oder Mexiko City. Gesellschaftliche Umbrüche, politische Divergenzen, Massenkommunikation und Mobilität
    tragen zur Ausbildung urbaner, multikultureller Avantgarden bei, deren Mitglieder sich
    jenseits der Generationsgrenzen durch programmatische Orientierung und multimediale Kunstpraxis definieren. Es ist eine Epoche der Kontraste und Konflikte, in der sich
    unterschiedliche Kunstpositionen nebeneinander behaupten.
    Die Disziplinen übergreifend angelegte Ausstellung will dieses kaleidoskopartige Bild der
    1920er-Jahre einer aktuellen Betrachtung unterziehen. Drei große Themenkomplexe
    bestimmen und strukturieren das Ausstellungsnarrativ: Das Phänomen der Großstadt als
    Biotop und Zerrbild der Moderne; der Diskurs über die neuen Rollenbilder von Frau und
    Mann sowie die Konstruktion und Wahrnehmung der neuen Lebenswelten. Dabei soll
    nicht nur der Topos der verrückten, wilden Jahre bemüht, sondern die ästhetischen Zirkulationsprozesse zwischen den einzelnen Kunstströmungen und Kunstzentren jenseits der
    gängigen (geo-kultur-politisch sanktionierten) Denkmuster von Zentrum und Peripherie
    offengelegt werden. In den Fokus gerückt werden die prägenden Phänomene dieser Epoche – Globalisierung, Geschwindigkeit, Experimentierlust, Hinterfragung der Geschlechterrollen, urbane Lebenswelten, die Vielfalt künstlerischer Konzepte, veränderte Sehgewohnheiten, Technisierung, Massenkommunikation – erfassen und einen differenzierten
    Einblick in das Kaleidoskop der Moderne gewähren. Gleichzeitig stehen mögliche Parallelen zu den Entwicklungen in den ersten Dekaden des 21. Jahrhunderts bewusst im
    Raum.
    Kuratorin und Ausstellungsleiterin: Agnieszka Lulińska
    13
    INTERACTIONS
  2. April/1. Mai – Mitte Oktober 2023
    Die Bundeskunsthalle veranstaltet ein Sommerprogramm der Interaktionen, des Spiels
    sowie visueller und akustischer Impulse rund um das Haus und ergänzt damit die vorhandenen Kunstwerke im Außenraum: Den sich allsommerlich auf dem Platz präsentierenden Wasserpavillon Circular Appearing Rooms von Jeppe Hein, die Bonner Rutschbahn
    von Carsten Höller, die sich um seine eigene Achse die Fassade hinauf schlängelt und The
    Curve von Bettina Pousttchi, die sich ebenfalls der Bewegung widmet. Alle drei werden als
    partizipative Angebote von einem breiten Publikum sehr dankbar genutzt und eröffnen
    neue Momente der eigenen Wahrnehmung.
    Mit den „Interaktionen“ werden verschiedene Orte des öffentlichen Raumes der Bundeskunsthalle – teilweise auch bis zum Herbst – besetzt: Vom Dach über das Foyer und das
    Forum in den Innenhof und auf den Vorplatz werden ausgewählte Kunstwerke oder
    Aufführungen angeboten, die zum interaktiven Spiel einladen, sich aber auch mit Bildsprachen, Tanz, Musik oder Klang als grenzüberschreitende und universelle Kommunikationsform beschäftigen. Performances verschiedener Künstlerinnen bilden eine gestische Ergänzung. Interaktionen, Interventionen, auch mögliche Irritationen sollen den Besucherinnen die
    Möglichkeit geben, an der Kunst spielend teilzunehmen; sie wird als offenes Angebot
    verstanden, das sowohl dem individuellen als auch dem kollektiven Erleben dient – ein
    Miteinander, bei dem Rollen hinterfragt, Offenheit, Toleranz und Sensibilität gefördert
    werden.
    Die eingeladenen Künstler*innen sind an einer gesellschaftlichen Kunstpraxis interessiert, die erweiterte Erfahrungen anbietet, auch um eine mögliche Distanz zur Kunst und
    innerhalb einer Gesellschaft abzubauen.Ein kleines Festivalprogramm und eine Abendveranstaltung zur Eröffnung (Tanz in den Mai) ergänzen die Lebendigkeit des Programms.
    Kuratorin und Ausstellungsleiterin: Susanne Kleine
    14
    JOSEPHINE BAKER
    Freiheit – Gleichheit – Menschlichkeit
  3. Mai – 24. September 2023
    Am 30. November 2021 wurde Josephine Baker als sechste Frau überhaupt in die Ruhmeshalle der französischen Nation aufgenommen, ins Panthéon. Eine Ehrung mit Signalwirkung, denn Josephine Baker war viel mehr als ein Glamourgirl, auch wenn dieser
    Aspekt viele ihrer Lebens-leistungen überstrahlt. Sie war eine Freiheitskämpferin, die
    sich intensiv für gleiche Rechte für alle Menschen engagiert hat, unabhängig von ihrer
    Hautfarbe, Religion, Nationalität, Geschlecht oder sexuellen Orientierung. Ein Grund,
    der zu Recht Geehrten eine Ausstellung zu widmen, die in unserer Frauenreihe präsentiert wird und an die große Präsentation 1920er! Im Kaleidoskop der Moderne anknüpft.
    Josephine Baker, die 1906 in St. Louis am Mississippi in einem armen Schwarzenviertel
    geboren wurde, hat als Kind Rassentrennung und Rassenunruhen erlebt. Nach einem
    Karrierestart in Amerika, ging sie nach Europa und wurde in Paris der 1920er Jahre zum
    ersten weiblichen Superstar mit afroamerikanischen Wurzeln und zur höchstbezahlten
    Revuetänzerin der Welt. Mit ihren wild-exotischen Bühnenauftritten begeisterte sie das
    Publikum und die Pariser Kunst- und Literatenszene. Picasso soll sie mehrfach Modell
    gestanden haben, Hemingway schrieb über sie, Henri Matisse machte einen Scherenschnitt und Alexander Calder mehrere Drahtskulpturen. Später inspirierte Josephine
    Baker Künstler wie Andy Warhol, Keith Haring und Peter Lindbergh sowie Performerinnen wie Grace Jones, Madonna, Angelina Jolie und Naomi Campbell.
    Josephine Baker war zwar eine Ikone der 1920er Jahre, doch ihre Strahlkraft hat nie
    nachgelassen, weil sie ihr Leben dem Kampf um Freiheit gewidmet hat. Sie adoptierte
    zwölf Kinder unterschiedlicher Herkunft und statuierte mit ihrer Regenbogenfamilie ein
    Exempel gegen Rassismus und für Gleichheit und Gleichberechtigung. Für ihren Einsatz
    für ein freies Frankreich wurde sie nach 1945 von Charles de Gaulle ausgezeichnet. Für
    ihr Engagement in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung wird seit 1951 am
  4. Mai der Josephine Baker Day gefeiert. Martin Luther King holte sie für den March on
    Washington 1963 nach Amerika.
    Die Ausstellung beschäftigt sich mit Josephine Baker als Weltstar, Freiheitskämpferin
    und Ikone. Sie beleuchtet, worauf ihr Erfolg als erster „schwarzer“ Superstar gründete
    und wie sie die vermeintlichen Stigmata ihrer Hautfarbe in ihre Stärke verwandelte:
    Josephine Baker eroberte als Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin ein Weltpublikum.
    Der Ruhm wurde ihre Waffe im Kampf gegen die Rassenpolitik der Nationalsozialisten,
    gegen den Rassismus innerhalb der amerikanischen Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg
    und schließlich in der Bürgerrechtsbewegung. Bis heute ist sie Vorbild für Selbstermächtigung und gesellschaftliches Engagement.
    Die Neue Nationalgalerie, Berlin, plant für das Jahr 2023 ebenfalls eine Ausstellung zu
    Josephine Baker. Während sich die Bundeskunsthalle dem Leben und der Rezeption
    Josephine Bakers widmet, lässt sich die Berline Ausstellung von dem Motto
    „Life is art, art is life“ leiten.
    Kuratorinnen: Mona Horncastle, Katharina Chrubasik
    Ausstellungsleiterin: Katharina Chrubasik
    15
    WER WIR SIND
  5. Mai – 8. Oktober 2023
    Wer wir sind wirft einen Blick auf die Gegenwart und Vergangenheit jener Einwanderungsgesellschaft, die die Bundesrepublik Deutschland ausmacht, gegen deren Benennung als solche sie sich aber lange zur Wehr gesetzt hat. Heute sind wir längst in der
    postmigrantischen, postkolonialen Gesellschaft angekommen. Aber ist damit alles gut?
    Leben wir in einer Gesellschaft, in der Traum von Chancengleichheit und der Rechtssicherheit ungeachtet von Herkunft und Hautfarbe Realität geworden ist? Die jüngste Vergangenheit und die derzeitigen Debatten zeigen uns klar auf, dass Anspruch und Wirklichkeit noch längst nicht kongruent sind. Eine Frage, die im Zentrum steht, ist daher jene
    nach den Ursachen für den strukturellen Rassismus in Deutschland – jenen der Vergangenheit und jenen der Gegenwart.
    Das Recht auf Teilhabe und der Schutz vor Diskriminierung sind in unseren Grundrechten verbrieft. Gleiche Rechte bedeuten jedoch nicht gleiche Voraussetzungen: Herkunft,
    Religion und Kultur können zum Stigma werden. Wie steht es heute also tatsächlich um
    die Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft? Auf welche Defizite und Errungenschaften
    können wir blicken – und wo darf sich der Sektor der Kunst und Kultur im Hinblick darauf verorten? Identität ist zum Schlagwort unserer Zeit geworden. Herkunft oder Religion, soziale Zugehörigkeit oder sexuelle Identität – all diese Kategorien können als identitätsstiftend begriffen werden. Es handelt sich gleichzeitig um Unterscheidungsmerkmale,
    auf denen sich Gruppenzugehörigkeiten gründen und mit den gleichen Mechanismen
    Ausgrenzung und Zurücksetzung produzieren.
    Das Diskriminierungsmuster, das unsere Gesellschaft am kontinuierlichsten durchdringt, ist der Rassismus. Lange tabuisiert, wird er mittlerweile als strukturelles Problem
    erkannt. Langsam, aber in immer breiteren Ebenen bildet sich ein Bewusstsein über gesellschaftliche Benachteiligung und Privilegierung. Ein Diskurs, der die Schieflage benennt, in der sich Anspruch und Wirklichkeit unserer demokratischen Gesellschaft befinden, ist gerade erst im Entstehen begriffen. Die Fragen, die immer virulenter werden,
    betreffen vor allem jene Bereiche, in denen unsere Lebensrealität und die Ideale unserer
    Gesellschaft auseinanderdriften. Wenn wir keine rassistische Gesellschaft sein möchten –
    warum hat Rassismus in ihr dann so viel Platz?
    Die Kunst als Avantgarde der Gesellschaft zu begreifen bedeutet auch, sie als Seismografen wahrzunehmen. Stärker denn je wird auch in der zeitgenössischen Kunstproduktion
    die eigene Perspektive thematisiert und hinterfragt. Identität und Erfahrungswelt der
    Künstlerinnen wird zum integralen Bestandteil der Kunstbetrachtung. Vor allem aber geraten die Institutionen in den Blick: Wer wird gehört und gesehen, wer trifft die Entscheidungen und wie durchlässig sind die Machtstrukturen? Die Ausstellung Wer wir sind macht es sich auch zur Aufgabe, gemeinsam mit Künstlerinnen kritisch über Machtstrukturen und das eigene Selbstverständnis zu reflektieren.
    Kuratorinnen: Johanna Adam, Lynhan Balatbat-Helbock, Dan Thy Nguyen Kuratorische Assistenz: David Muñoz, Elizabeth Namwanje (Volontärinnen des ICP –
    Intercultural Change Program)
    Kooperationspartner: DOMiD (Dokumentationszentrum und Museum für über die
    Migration in Deutschland)
    16
    DIE POSTMODERNE
    1967 – 1992 (Arbeitstitel)
  6. September 2023 – 28. Januar 2024
    Das größte Exponat dieser Ausstellung ist die Bundeskunsthalle selbst. Zwar wollte ihr
    Architekt Gustav Peichl kein Postmoderner sein. Doch verbindet ihn schon diese Distanzierung mit den meisten Designerinnen und Architektinnen, die unter dem Begriff der
    Postmoderne verbucht werden – gleich, ob damit ein Stil gemeint ist oder ein gesellschaftlich-kulturelles Phänomen. Abstandnahme ist ein Grundprinzip postmoderner
    Gestaltung – die Skepsis gegenüber den Universalismen und Reinlichkeitsideologien der
    Moderne; und die Absage ans Diktat der Funktionalität.
    Die Ausstellung unterhält, indem sie all die Exzentrik in Design, Architektur, Mode und
    Pop präsentiert, von der bahnbrechenden Studie Learning from Las Vegas (1974) bis zu
    Michael Graves gigantischen Ressorthotels für die Disney World in Orlando (1990); von
    David Bowies Spiel mit Geschlechterrollen bis zu Michael Jacksons Musikvideo Thriller.
    Und sie vermittelt, indem sie daraus Kontexte baut und pointierte Fragen an die Gegenwart formuliert. Die Ausstellung führt in ein frenetisches Vierteljahrhundert, das wie ein
    Zerrspiegel der Gegenwart erscheint, weil sich in ihm bis heute bestimmende Brüche
    auftun: die Abwendung von politischen Bewegungen und die Hinwendung zum Selbst;
    die Digitalisierung; die Kulturalisierung der Ökonomie und die Ökonomisierung der
    Kultur; die Verschiebung der Realität in die Medialität, etc.
    Diese strukturelle Verwandtschaft trotz historischem Abstand ist vielleicht mit ein
    Grund, warum über die Postmoderne in den letzten Jahren wieder gestritten wurde:
    Während nach 1980 geborene Intellektuelle, zumal Künstlerinnen und Designerinnen,
    sich begeistert den eklektischen Provokationen in Kunst, Theorie, Architektur und Design zuwenden, werfen konservative Autorinnen der Postmoderne einen Nihilismus vor, der dem Rechtspopulismus und letztlich Präsident Trump und dem Brexit den Boden bereitet habe. Die Ausstellung versammelt das Material, das es erlaubt, alle Annahmen und Vorurteile über die Postmoderne zu überprüfen. Und im Abstand einer Generation zu fragen: Wenn seit der Jahrtausendwende die Postmoderne immer weniger zur Gegenwartsbeschreibung dient – ist sie dann vorbei oder stecken wir erst recht mitten drin? Ein chronologischer Überblick der Jahre 1967 bis 1992 stellt Entwicklungen in Kunst, Design, Architektur, Mode, Medien, Darstellenden Künsten, Musik, Literatur, Theorie, Politik, Film, Technologie und Wissenschaft gleichwertig nebeneinander und zueinander in Bezug. Die Ausstellung eröffnet mit Musikvideos, die Geschmack, Atmosphäre und Themen der Zeit aufrufen. Von da ab entfaltet sich ein chronologischer Parcours, in dem Möbel, Bücher, Modeentwürfe, Architekturmodelle, Manuskripte und das erste Mobiltelefon oder der erste PC Konstellationen eingehen. Die bis heute einflussreiche Kunst insbesondere der Pictures Generation, darunter Sturtevant, Barbara Kruger, Louise Lawler, John Baldessari und Sherrie Levine, bildet präzise gesetzte konzeptuelle Fluchtpunkte. Kuratorinnen: Eva Kraus, Kolja Reichert
    Ausstellungsleiterin: Susanne Annen
    17
    BUNDESPREIS FÜR KUNSTSTUDIERENDE
  7. Bundeswettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
  8. Oktober 2023 – 7. Januar 2024
    Der Startschuss für den 26. Bundespreis für Kunststudierende ist gefallen. Die 24 Kunsthochschulen in Deutschland haben jeweils ihre zwei Kandidatinnen für den Wettbewerb nominiert. Bis Ende November 2022 erfolgt die Einsendung der digitalen Portfolios durch die Kunststudierenden. Aus den eingereichten Portfolios wählt die Jury, bestehend aus drei unabhängigen Expertinnen, im Januar 2023 bis zu acht Preisträgerinnen aus. Für den 26. Bundespreis für Kunststudierende konnten Fatima Hellberg, Direktorin Bonner Kunstverein, Anna Nowak, Kuratorin, Kunsthaus Hamburg, und Christiane Mennicke-Schwarz, Künstlerische Leitung, Kunsthaus Dresden gewonnen werden. Der Bundespreis für Kunststudierende wird alle zwei Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ausgeschrieben. Es ist ein Wettbewerb, der sich an Studierende der 24 deutschen Kunsthochschulen richtet, die in der Rektorenkonferenz der Kunsthochschulen versammelt sind. Jede Hochschule nominiert zwei Studierende, die sich um die Preise bewerben. Der Bundespreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen für junge Künstlerinnen in Deutschland.
    Die Gestaltung von Plakat, Katalog und Website wird jeweils von einer der beteiligten
    Hochschulen übernommen. Beim 26. Bundeswettbewerb ist die Staatliche Akademie der
    Bildenden Künste Stuttgart dafür verantwortlich.
    Die Bundeskunsthalle präsentiert den Wettbewerb bereits seit 1994. Er wurde 1983 unter
    dem Titel Kunststudenten stellen aus ins Leben gerufen. Die Ausstellung bietet damit einen
    guten Einblick in die sehr junge Produktion zeitgenössischer bildender Kunst in Deutschland.
    Kooperationspartner: Bundesministerium für Bildung und Forschung und Deutsches
    Studentenwerk
    Ausstellungsleitung: Martin Hoffmann

IMMANUEL KANT UND DER GEIST DER AUFKLÄRUNG

  1. November 2023 – 10. März 2024
    Am 22. April 2024 jährt sich der Geburtstag des Philosophen Immanuel Kant (1724–
    1804) zum 300. Mal. Kants bahnbrechende Beiträge zur Aufklärung, seine Überlegungen
    zur Ethik, Emanzipation, Erkenntnistheorie und Völkerrecht gelten bis heute als Referenzpunkte für richtungsweisende Debatten. Die Ausstellung soll das Werk Immanuel
    Kants einem philosophisch nicht vorgebildeten, explizit auch jungen Publikum mittels
    innovativer, leicht zugänglicher Vermittlungsformate nahebringen. Dabei sollen die vier
    berühmten kantischen Fragen: „Was kann ich wissen? Was darf ich hoffen? Was soll ich
    tun? Was ist der Mensch?“ die Ausstellung inhaltlich strukturieren. Im Rahmen dieser
    Themenkreise werden hochkarätige Exponate (Gemälde, Grafiken und Skulpturen, wissenschaftliche Instrumente, Modelle und Karten, Handschriften und Drucke u. a) die
    Kernthemen der Aufklärung, die den Ausgangspunkt für Kants Wirken bildeten, visualisieren.
    Gleichzeitig rücken die historische Person Immanuel Kant, sein Umfeld und seine Netzwerke in den Fokus der Betrachtungen – eine Perspektive, die in der Kant-Forschung
    bisher relativ wenig Beachtung fand. Kants Biografie war aufs Engste mit der städtischen
    Umgebung von Königsberg verbunden, wo er 73 Jahre seines langen Lebens verbrachte.
    Die preußische Residenzstadt bildete nicht nur sein kreatives Milieu (die Lehrtätigkeit,
    die legendären täglichen Stadtspaziergänge und die Tischgesellschaften), sondern strahlte
    als geistiges Zentrum ihrer Epoche in den gesamtdeutschen und europäischen Raum
    hinein.
    Eine nach dem neuesten Stand der Technologie entwickelte VR-Rekonstruktion des barocken, 1944/45 völlig zerstörten, Königsbergs bildet ein zentrales Vermittlungselement
    der Ausstellungsinhalte. Die drei VR-Stationen ermöglichen ein immersives Erlebnis,
    eine imaginäre Reise in Raum und Zeit. Diese virtuellen Welten sollen das Publikum, mit
    Kant, seinen Ideen und seiner Epoche vertraut machen. Die an signifikanten Stellen des
    Rundgangs eingeführten Vertiefungsebenen und direkte Vergleiche des rekonstruierten
    Stadtbildes mit dem heutigen Kaliningrad sowie die Illustrationen der Graphic-NovelAutorin Antje Herzog vervollständigen das multisensorische Erlebnis.
    Für das Sommersemester 2024 ist in Zusammenarbeit mit dem Digitalen Kant-Zentrum
    NRW und der Universität Bonn eine Ringvorlesung in der Bundeskunsthalle geplant, die
    sich an ein breites Publikum richtet. Sie bildet eine inhaltliche Brücke zu dem großen
    internationalen Kant-Kongress, der im September 2024 von der Universität Bonn ausgerichtet wird. Mit diesen beiden prominent besetzten Veranstaltungen wird Bonn im
    Jubiläumsjahr des Philosophen auch über das Ausstellungsende hinaus als attraktiver
    Kant-Hotspot überregional wahrgenommen.
    Kuratorisches Team: Agnieszka Lulińska und Thomas Ebers
    Ausstellungsleiterin: Agnieszka Lulińska
    Kooperationspartner: Ostpreußisches Landesmuseum, Lüneburg
    19
    ANNA OPPERMANN
  2. Dezember 2023 – 7. April 2024
    Anna Oppermann (1940–1993) hat ein großes Werk hinterlassen, das neu entdeckt werden kann. Nach ihrem Studium an der Hochschule für bildende Künste Hamburg stand
    sie als Schlüsselfigur der deutschen Konzeptkunst ab den 1960er-Jahren im konstruktiven Austausch mit Künstler*innen ihrer Zeit; durch ihre Teilnahme unter anderem an
    der documenta 6 und 8 in Kassel war sie früh im internationalen Kontext bekannt.
    Die Bundeskunsthalle hat es sich zur Aufgabe gemacht, erstmals eine umfassende Retrospektive des reichhaltigen und komplexen Schaffens der deutschen Konzeptkünstlerin
    auszurichten. Die Ausstellung wird, neben den installativen Ensembles, ihre künstlerische Praxis bis ins bildnerische Frühwerk der 1960er Jahre nachzeichnen, an welchem
    sich ihr schon frühes Interesse an Wahrnehmungsfragen ablesen lässt. Ergebnisse der in
    den letzten Jahren gewachsenen Forschung werden ebenso in die Retrospektive einfließen.
    Der von Oppermann in den frühen 1970er-Jahren geprägte Begriff des „Ensembles“ für
    ihre prozesshafte angelegten Arrangements umfasst sowohl das installierte Werk als
    auch die zugrundeliegende Methode: „Ensemble nenne ich die Dokumentation einer
    bestimmten Methode des Vorgehens bei Wahrnehmungs- und (oder) Erkenntnisübungen.“ Die konstanten Hinterfragungen des Verständnisses von Kunst, eines Werks, aber
    auch einer Künstlerin, ist Teil ihrer künstlerischen Praxis. Die Ensembles aus Notizen,
    Zeichnungen, Fotografien, Gedrucktem und Objekten belegen ihr radikales Verständnis
    eines Werks: Es ist offen sowie dialogisch angelegt und der Prozess ist Teil des Werks.
    Sprache ist neben den bildnerischen Werkteilen ein wesentlicher Bestandteil der Ensembles. Überbordende, komplexe, aber auch kleinere Assemblagen, rhizomartige Konstellationen erlauben ein Eintauchen in ihre Spurensuchen und Sicherungen. Ihre individuellen Mythologien als Ausgangspunkt sind ein Angebot der gedanklichen Teilhabe an
    grundlegenden gesellschaftlichen und allgemein menschlichen Themen.
    Gegensätzliches, Unfertiges, Privates, Alltägliches, Tradiertes, Fragmentarisches, aber
    auch Sinnliches oder Kitschiges präsentiert sich mit einer umfangreichen Vielfalt in den
    Ensembles, die durch ihre Titel eine Idee des Anlasses oder Werkgedankens offenlegen.
    Nicht die foucaultsche „Ordnung der Dinge“ steht im Fokus, sondern Reduktion, Addition und konstante Ergänzung.
    Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Nachlass Anna Oppermann,
    Galerie Barbara Thumm.
    Kuratorinnen: Susanne Kleine, Anna Schäffler
    Ausstellungsleiterin: Susanne Kleine
    20
    Salon 53177
    Februar 2023 – Sommer 2024 © please don’t touch

Die Bundeskunsthalle hat in 53177 Bonn, Stadtteil Bad Godesberg, Am Fronhof 1, ein
Ladenlokal angemietet, ein Raum, in dem Gemeinschaft, Dialog und Kultur neu gedacht
werden. Er trägt den Namen „Salon“, ein Wort, das in verschiedenen Kulturkreisen verwendet wird. Das Outreach-Projekt ermutigt Godesberger Vereine wie Bürgerinnen dazu, Programm selbst zu gestalten – sei es für den monatlichen Lesekreis, den Hip-HopWorkshop oder den Zeichenkurs. Der neue Ort ermöglicht Erfahrungen und stellt Lernangebote bereit. Frei von Barrieren und Hierarchien lädt SALON 53177 zum Ausprobieren, Verweilen und Einander-Kennenlernen ein. Durch das Projekt möchte die Bundeskunsthalle besonders diejenigen Gruppen ansprechen, die aus unterschiedlichen Gründen bislang nicht an den Angeboten des Hauses teilhaben konnten. Eintrittskosten, Sprachbarrieren oder auch fehlende Identifikation mit den Inhalten der Ausstellungen sind Beispiele für Hürden, die den Zugang dieser Gruppen zu kulturellen Angeboten erschweren. Die enge Zusammenarbeit mit der Stadtgesellschaft im SALON 53177 kann diese Hürden abbauen – und gleichzeitig neue Brücken bauen: Wo Nachbarinnen miteinander
ins Gespräch kommen, Ideen austauschen und eigene Projekte entwickeln, wird auch der
Zusammenhalt im Stadtteil gefördert. Dabei versteht die Bundeskunsthalle die Vernetzung mit lokalen Akteur*innen und den Aufbau eines breiten Kooperationsnetzwerks
als zentrale Bausteine des Projekts: Statt in Konkurrenz zu bestehenden Initiativen zu
treten, möchte sie im Gegenteil voneinander lernen und gemeinsam ein ansprechendes
Angebot gestalten. Für die Teilnahme an den Angeboten wird keinerlei Vorerfahrung in
den Bereichen Kunst oder Museum benötigt – lediglich Freude am Experimentieren und
Interesse am Austausch.
SALON 53177 ist derzeit im Aufbau und wird in Zusammenarbeit mit dem Studio please
don’t touch, Dortmund, gestaltet. Am 30. November 2022 findet die erste Veranstaltung
mit einer Märchenerzählerin und einem Bastelangebot statt, im Dezember 2022 soll er
bereits zeitweise zugänglich sein, um Neugierde zu wecken. Im Jahr 2023 sollen bis zu
300 Workshops im künstlerischen, kreativen und musikalischen Bereich sowie ein
Sommerfest stattfinden.
Das von der Beauftragten für Kultur und Medien geförderte Outreach-Projekt zur
Bekämpfung von Rassismus und Rechtsextremismus hat im August 2022 begonnen.
Der Förderzeitraum endet im Juni 2024.
Projektleitung: Fiona Sprack, Eva Kraus, Johanna Adam
21
Live arts
MOUVOIR / Stephanie Thiersch, Martha Mavroidi, Mariana Sadovska & friends
Tanz/Performance/Konzert
Hello to Emptiness

  1. und 21. Januar 2023
    Trauerrituale und Klagegesänge sind so alt wie die Menschheit selbst. Hello to Emptiness
    erkundet den Umgang mit Trauer und Verlust in einem poetischen Abend zwischen
    Choreografie und Konzert, der der Intimität und dem Verbindenden traditioneller und
    moderner Klagelieder aus Griechenland, Korea und anderen Ländern nachspürt.
    Ausgehend von griechischen Klagegesängen, den Moiroloi (dt. „Rede über das Schicksal“), macht sich die Regisseurin und Choreografin Stephanie Thiersch mit einem hochkarätigen Ensemble aus fünf Musikerinnen und Tänzerinnen auf die Suche nach dem
    verlorenen Wissen um Trauerrituale. Ein „Chor der Älteren“ unterstützt, kommentiert
    oder verdreht die Gesänge und Bilder, verbindet Dunkelheit mit Licht, Leichtigkeit mit
    Witz. Lieder und Riten aus Ost- und Südeuropa, barocke Stücke und zeitgenössische
    Kompositionen finden ebenso Eingang wie Texte von Amanda Gorman oder Kae Tempest.
    Über den persönlichen Bereich des Verlustes hinaus erweitert Hello to Emptiness die künstlerische Fragestellung in die aktuellen allgemeinen Probleme unserer Zeit: Wie prägen
    Klimawandel, Artensterben und Kriege unsere Form der Klage und Trauer? Wie hat die
    Pandemie unseren Blick und unser Denken in Bezug auf Verlust verändert? Welchen
    Wert schreiben wir als Gemeinschaft dem Leben zu, und welche Räume erschaffen wir,
    um in diesem Leben zu trauern?
    Bahar Temiz, Olympia Bukkakis
    Performance
    Lavender Paths
  2. März 2023
    Szenisch-musikalische Performance zu Musik von Ludwig van Beethoven, John Adams,
    Robert Schumann, Bryce Dessner und Caroline Shaw.
    In Kooperation mit dem Theater im Ballsaal Bonn
    22
    Minimal Utopia Orkestra
    Konzert
  3. April 2023
    Folkloristische Avantgarde? Spontane Durchdachtheit? Minimalistischer Prog-Rock?
    Maghreb Rap. Können Sie sich nicht vorstellen? Das alles ist „Minimal Utopia“, ein Experiment entstanden aus dem Projekt „Heimatlieder aus Deutschland“. Das heute 8-köpfige
    Ensemble spielte im Januar 2020 als Abschluss des vom Deutschen Musikfonds geförderten Kunstprojekts im Berliner radialsystem vor ausverkauftem Haus. Die fragmentierte
    Folklore aus vier Kontinenten, in der kubanische und vietnamesische, aber auch serbische und marokkanische Musiken in einem neuen Ding aufgehen, wurde frenetisch
    gefeiert. Fast 2 Jahre später spielt das MUO nun seinen zweiten Auftritt als offizielle Beendigung des Kunstprojekts und Record Release Party in Einem. Beim Auftritt am 21.
    April 2023 in der Bundeskunsthalle zeigt das MUO einen weiterentwickelten Sound, der
    nun neben den zahlreichen handgemachten Instrumenten auch elektronische Elemente
    enthält. Das ist kein Stück „multikulti“, nicht beliebig, sondern einfach jetzt: So widersprüchlich wie die Zeit, in der wir leben.
    Amos Ben-Tal/Off Projects & Ragazze Quartett
    Tanz/Musik
  4. und 14. September 2023
    PART
    Der israelische Choreograf Amos Ben-Tal wird mit seiner jungen, in den Niederlanden
    gegründeten Company Off Projects eine Zusammenarbeit mit dem Ragazze Quartett und
    dem Sound Designer Salvador Breed eingehen. Gemeinsam werden sich Beethovens
    Streichquartett 132 vornehmen, tief in dessen Struktur eintauchen, diese sorgsam auseinandernehmen und physisch wie musikalisch – auch mittels elektronischer Musik – neu
    zusammensetzen.
    In Kooperation mit dem Beethovenfest Bonn
    Weitere Programmpunkte für 2023 sind in Planung.
    Programmkuratorin: Miriam Barhoum
    23
    STUDIO BONN – Diskursprogramm
    Globale Nervensysteme, „Wie Katastrophen weltweit zusammenhängen“, 20. Oktober 2022,
    v.l.n.r. Pali Palavathanan, Zita Sebesvari, Kolja Reichert, Grace Ndiritu
    Foto: aschoffotografie, 2022 © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn
    Studio Bonn ist das Diskurs-Format der Bundeskunsthalle. Als öffentlicher Think Tank
    richtet es sich an Expertinnen wie an ein allgemein interessiertes Publikum. Internationale Künstlerinnen, Wissenschaftlerinnen, Programmiererinnen oder Aktivistinnen diskutieren live in der Bundeskunsthalle, im Kanzlerbungalow oder an gelegentlich wechselnden Orten Fragen, welche die Gesellschaften von morgen bestimmen werden. In deutsch- und englischsprachigen Videos und Podcasts bleiben die Veranstaltungen zugänglich und laden zum kollektiven Weiterdiskutieren ein. Ergänzt um vertiefende Essays, wächst so ein Korallenriff langfristigen Nachdenkens über unseren „Common Ground“. Neben den Themenzyklen Tauschwerte und The Common Ground begann im Oktober 2022 die erste von zwei neuen Serien: Globale Nervensysteme. In ihr diskutieren Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen und Amtsträgerinnen, welche Sinne wir schärfen müssen und
    welche neuen Erzählungen und Weltbilder helfen können, kommenden Katastrophen zu
    begegnen. Ziel ist die Förderung einer stärker vernetzten Sensibilität für globale Abhängigkeiten, wie sie sich in den Künsten schon zeigt. Am 26. April (tbc) fragt die Veranstaltung der Reihe: Wie mit der Angst umgehen?, und welcher Gewinn darin liegen kann,
    wenn die eine Herausforderung die Reduktion der Erderwärmung auf 1,5 Grad ist, die
    andere, nicht weniger große, die Anpassung der Vorstellungskraft an dennoch zu erwartende Katastrophen. In Kooperation mit dem Institut für Umwelt und menschliche
    Sicherheit der United Nations University, Bonn stellen am 18. Oktober Chefautorin Zita
    Sebesvari und Designer Pali Palavathanan den dritten Interdependent Risk Report vor und
    diskutieren ihre Methoden mit einer Schriftstellerin. Das Globale Nervensysteme Festival
    beschließt in Kooperation mit Live Arts vom 5. bis 7. Dezember das Jahr.
    2023 kommt die Serie Wo sind denn alle? hinzu: über Quiet Quitting, leere Theater, und die
    Frage, was von der Gesellschaft bleibt, wenn niemand mehr zur Arbeit oder ins Museum
    geht. Die erste Veranstaltung dazu findet am 31. Januar (tbc) statt. Die zweite – am 20.
    Juni 2023 (tbc) – widmet sich dem Thema: Wenn die Besucherzahlen nicht steigen, was
    passiert mit den Kultureinrichtungen.

Weitere Infos: www.bundeskunsthalle.de