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Düsseldorfer Kunstakademie | Rundgang 2018: Kunst bis unter die Decke!


Düsseldorfer Kunstakademie
Rundgang 2018: Kunst bis unter die Decke

Sven Blatt

(Der Artikel wurde soeben um eine Galerie weiterer sehenswerter Werke ergänzt – siehe gegen Ende des Artikel)


In der Düsseldorfer Kunstakademie gibt es seit gestern beim sog. Rundgang im wahrsten Sinne des Wortes wieder Kunst „bis unter die Decke“ – und weil das anscheinend noch nicht ausgereicht hat, tauchten zwei Studenten mit ihrer Performance eben mal ab (schon zu Genüge durch die Schlagzeilenpresse gewandert, daher möchte ich an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen).

Bereits am Eröffnungstag – also unter der Woche – Schlagenbildung der kunstbegeisterten Pilger zum Eiskellerberg. Der Einlass gestaltet sich dann jedoch relativ zügig – so wie verlassende Besucher aus der Kunstakademie rauströpfeln werden auch wieder welche nachgefüllt.

Die der allgemeinen Öffentlichkeit noch bis zum Sonntag frei zugängliche alljährliche Leistungsschau teilen sich wie jedes Jahr die sich noch mitten im Studium befindlichen angehenden Künstler/ innen mit den Absolventen der Kunstakademie, denen man in ihrer jeweiligen Abschlusspräsentation selbstverständlich einen großzügigeren Platz einräumt. Der Anteil an Abschlusspräsenta-
tionen scheint dabei dieses Jahr gefühlt besonders groß zu sein.

Ansonsten präsentieren sich die einzelnen Klassen künstlerisch – und das meine ich positiv – sehr inhomogen. Während es in früheren Jahren durchaus möglich war anhand der Kunst eines Studenten auf seine Professorin oder Professoren zu schließen und die jeweilige „Schule“ einen sichtbar prägenden Einfluss hinterließ, ist dies heute so gut wie nicht mehr möglich (bis vielleicht auf die Klasse Fritsch, wo man dann doch eine gewisse Handschrift erkennt).

Das ist auch gut so, denn es soll schließlich neue Kunst entstehen und z. B. nicht nur ein weiterer Immendorff-Zögling. Auch wenn man sich der Kunstgrößen, die die Düsseldorfer Kunstakademie hervorge-
bracht hat, durchaus bewusst ist (und dieses Jahr davon einige Eingang in die aktuell gezeigten Werke fanden), will man erkennbar eigene Wege gehen.

Malerische Collage bekannter Düsseldorfer Kunstgrößen (darunter wohl auch der Werkkünstler selbst) – zu erkennen Lüpertz, Beuys und Immendorff

Auch in der Vermarktung der eigenen Kunst geht man mittlerweile neue Wege, weg aus der Ecke, wo man früher noch Aussagen hörte wie man mache Kunst um der Kunst willen und alles andere (wie die Finanzierung einer Existenz) würde erst mal nicht interessieren, hin zu einer immer professionelleren Selbstvermarktung schon bereits zu Studienzeiten. Wo früher noch – wenn überhaupt – gedruckte Visitenkarten lagen werden heute Flyer aus schwerem Hochglanzpapier drappiert und die Flure mit aufwändig produzierten Postern bestückt (fast schon tapeziert). Auch wurde gerade eine von Studenten initiierte Web-Galerie (www.kunstakademie.gallery) gelaunched.

Kritiker mögen das als Kommerzialisierung verunglimpfen, aber warum soll die Kunst davon verschont bleiben bzw. man ihr das nicht auch zugestehen, wo sich das Rad doch auch sonst aller Orten immer schneller dreht und von höchstrangigen „Vorbildern“ vorgelebt wird. Aber wer sagt denn auch, dass Kunst nur gut ist, wenn sie bei Hunger entstanden ist. Ob man allerdings in Sachen Selbstvermarktung so weit gehen muss wie Meral Alma, die gleich eine Videoproduktionsfirma inkl. zweier Kameraleute, Visagistin und Produzentin für den Dreh eines Imagevideos zum Rundgang in die Kunstakademie angeheuert hat, das sein mal dahingestellt.

Meral Alma „Schrein“

Die Entscheidung darüber muss jeder Künstler selbst für sich treffen. Es ist halt auch die Frage: wieviel Aufmerksamkeit brauche ich, um als Künstler Erfolg zu haben und ab wann schadet sie mir. Vielleicht ist das aber auch einfach nur ihr ganz normaler „Zirkus des Lebens“, wie Alma ihre Ausstellung betitelt hat.

Zirkus des Lebens

Es gibt dann aber wiederum auch die konträren Gegenbeispiele – namenlose, zumeist in den Fluren aufgehängte und dann trotzdem künstlerisch interessante Werke. Das soll es jetzt aber zu diesem Thema auch gewesen sein.

2 Flurporträts, Künstler „anonym“
Flurwerk, Künstler unbekannt
Flurwerk, Künstler unbekannt



Künstlerisch überzeugen dieses Jahr insbesondere die Klassen Grosse, Gursky und Anzinger.

Die Klasse Grosse hat es verstanden, den Ausstellungsraum als Gesamt-Kunstwerk zu inszenieren und dennoch die Einzelwerke gleichrangig nebeneinander zu stellen und dabei alle 3 Dimensionen mit einzubeziehen.

Ansicht Klasse Grosse

Die Klasse Gurski besticht durch ihre Professionalität und ihrem handwerklichen wie künstlerischen Perfektionismus. Hier nimmt ein großer 4K-Flach-TV eine räumlich zentrale Rolle ein, der den Betrachter mit der brilliant „produzierten“ gemeinsamen Videoarbeit „Apartment Monologue“ von Hedda Schattnik und Roman Szczesny in seinen Bann zieht.

Daneben faszinieren ebenso die Arbeiten von Alexander Romey sowie Lucia Sotnikova, die soeben den diesjährigen Absolventenpreis erhalten hat, ein mit einem Stipendium verbundenen Förderpreis, den die Freunde und Förderer der Kunstakademie Düsseldorf alljährlich vergeben.

Alexander Romey – Werk aus Abschlusspräsentation – Klasse Gursky
Alexander Romey – Werk aus der Abschlusspräsentation – Klasse Gursky



In der Klasse Anzinger sind insbesondere die Arbeiten von Nicolas Schützinger hervorzuheben. Die in Öl gehaltenen Werke gewähren einen Blick in häusliche, zum Teil intime Lebensmomente und halten dabei dennoch einen würdevollen Abstand, so dass in keinem Moment ein Gefühl von Voyeurismus entsteht. Der gekonnte Umgang mit Licht und Schatten und seine farbliche Umsetzung erzeugt dabei eine intensive, fast gefühlte räumliche Atmosphäre – handwerklich und künstlerisch bereits sehr ausgereift.

Nicolas Schützinger | Arbeit aus der Abschlusspräsentation | Klasse Anzinger
Nicolas Schützinger | Arbeiten aus der Abschlusspräsentation | Klasse Anzinger
Nicolas Schützinger | Arbeit aus der Abschlusspräsentation | Klasse Anzinger

Die Bildhauerklassen können nach dem Weggang einiger Absolventen im vergangenen Jahr nicht mehr ganz an das hohe Niveau der Vorjahre anknüpfen. Hier scheint man sich zumindest teilweise in einer Neufindungs- und Experimentierphase zu befinden. Aber auch dieses Jahr gibt es natürlich einige hervorzuhebenden Arbeiten. Hier nur einige Beispiele.



Joscha Bender
Mara Wagmann | „Zorn“
Malte Schwidessen
Aljoscha Lahner



Insgesamt ist es der Kunstakademie bzw. deren Studentinnen und Studenten mit dem Rundgang 2018 gelungen, dem noch jungen Düsseldorfer Kunstjahr nach der „Grossen NRW“ (s. unsere Besprechung) bereits jetzt schon ein weiteres Kunsthighlight zu schenken. Düsseldorf hat somit ein gutes Kunstjahr 2018 eingeläutet – und das quasi aus „eigenem Künstlermaterial“.

In diesem Sinne – auf ein weiter spannendes Düsseldorfer Kunstjahr 2018.


Galerie weiterer sehenswerter Arbeiten

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Der Rundgang geht noch bis diesen Sonntag und ist täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet .

KUNSTAKADEMIE Düsseldorf
Eiskellerstr. 1
40213 Düsseldorf



Allgemeine Hinweise zum Fotomaterial:

Die Fotos wurden ob der großen Beleuchtungs- und Perspektiven-
herausforderungen digital bearbeitet, so dass es sehr wahrschein-
lich zu gewissen Abweichungen bei der werkgetreuen Darstellung gekommen sein wird. Die Bearbeitung erfolgte aber sorgsam und nach bestem Wissen und Gewissen, es sollte aber kein Studiokatalog erwartet werden.

Die Rechte an den Fotos liegen bei dem Autor – eine Zweitverwer-
tung bedarf einer entsprechenden Genehmigung.

Ich bedanke mich bei den Studentinnen und Studenten für das zahlreiche und spannende Bildmaterial.