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MUSEUM KUNSTPALAST: Ausstellung „ZURBARÁN“ (ab 10.10.2015)


ZURBARÁN – Meister der Details



10.10.2015–31.1.2016




Nach den erfolgreichen Ausstellungen zu Caravaggio (2006) und El Greco (2012) widmet das Museum Kunstpalast ab Herbst 2015 dem spanischen Maler Francisco de Zurbarán (Fuente de Cantos 1598–1664 Madrid) eine umfangreiche Sonderschau. Die mit 71 wertvollen Leihgaben aus zahlreichen internationalen Museen, aus spanischen Klöstern und Kirchen – wie der Kathedrale von Sevilla, dem Metropolitan Museum (New York), dem Museo del Prado (Madrid), der National Gallery (Washington / London), der Alten Pinakothek (München) sowie aus privaten Sammlungen – bestückte Retrospektive zeigt den Künstler erstmals im deutschsprachigen Raum.

Das Spektrum der in enger Zusammenarbeit mit dem Museo Thyssen-Bornemizsa, Madrid, entstandenen, in Düsseldorf von Beat Wismer zusammen mit Mar Borobia, Museo Thyssen-Bornemisza, und der Zurbarán-Expertin Odile Delenda kuratierten Werkschau, reicht von frühen Arbeiten bis hin zu den späteren Meisterwerken. Gezeigt werden in der stimmungsvoll inszenierten Ausstellung neben Hauptwerken aus bekannten Museumssammlungen auch Gemälde, die bislang noch nie oder nur selten in der Öffentlichkeit zu sehen waren, dazu Neuentdeckungen sowie erst jüngst restaurierte Werke.
Erstmals gezeigt wird zudem auch eine Auswahl von acht faszinierenden Stillleben aus dem kleinen Œuvre des in der väterlichen Werkstatt ausgebildeten hochbegabten Juan de Zurbarán (1620–1649) .

Francisco de Zurbarán Santa Casilda, ca. 1635 Öl auf Leinwand, 171 x 107 cm,  Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid  © Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid Francisco de Zurbarán
Francisco de Zurbarán
Santa Casilda, ca. 1635
Öl auf Leinwand, 171 x 107 cm,
Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid
© Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid
Francisco de Zurbarán

Francisco de Zurbarán verbrachte den Großteil seines Lebens in Sevilla, wo er eine Vielzahl von religiösen Einzelwerken, aber auch Zyklen für zahlreiche Klostergemeinschaften schuf. Sowohl seine stillen Andachts- und Altarbilder als auch seine skulptural wirkenden Bildfiguren weiblicher Heiliger zeigen Zurbarán als ausgesprochenen Meister einer virtuosen Licht-Schatten-Modellierung. Im Gegensatz zu den Darstellungen von Mönchen in asketischer Strenge strömen seine Bildnisse von in kostbaren Roben gekleideten weiblichen Heiligen stets einen andalusisch anmutenden, fast modisch weltlichen Charme aus.

Die Bewunderung der vor 400 Jahren, während des Goldenen Zeitalters Spaniens entstandenen Kunst von Zurbarán hält bis heute an. Würdigte der spanische Kunsthistoriker Antonio Palomino im 18. Jahrhundert Zurbarán noch als „spanischen Caravaggio”, so rief der surrealistische Künstler Dalí im 20. Jahrhundert: „Achtung! Zurbarán wird uns jeden Tag ein wenig moderner vorkommen und noch viel entschiedener als der italianisierende Greco ein Sinnbild des spanischen Genies sein.“

Für den italienischen Kunsthistoriker Roberto Longhi galt Zurbarán als „der größte Konstrukteur von Form mittels Licht nach Caravaggio und vor Cézanne“, für den Schriftsteller Cees Nooteboom ist er „der Maler-Zauberer“, Neo Rauch würdigt Zurbarán als einen Maler „der das Licht um die Gegenstände herumlegt und sie dadurch kraftvoll herausmodelliert.“

Nach Restaurierung des Bildes: Francisco de Zurbarán, Heiliger Franziskus in Meditation, ca. 1630-35, Öl auf Leinwand, 124,5 x 163,5 cm, Museum Kunstpalast, © Museum Kunstpalast – Horst Kolberg – ARTOTHEK
Nach Restaurierung des Bildes: Francisco de Zurbarán, Heiliger Franziskus in Meditation, ca. 1630-35, Öl auf Leinwand, 124,5 x 163,5 cm, Museum Kunstpalast, © Museum Kunstpalast – Horst Kolberg – ARTOTHEK

Es mag überraschen, einen Barockmeister als artist‘ artist zu bezeichnen, tatsächlich aber ist der Begriff, der ja unter Künstlern als Ehrentitel gilt, bei Francisco de Zurbarán absolut berechtigt. Der Maler ist außerhalb Spaniens einem breiten Publikum noch wenig bekannt; wer ihn allerdings kennt, und dazu gehören gerade auch viele zeitgenössische Künstler, begegnet seinem Werk mit Hochachtung. Zurbaráns Gemälde können von asketischer Strenge ebenso wie von warmer Innigkeit geprägt sein, seine Darstellungen basieren auf einem strengen Bilddenken, das man gerne mit Begriffen aus der modernen Kunst umreißen möchte. Dies gilt auch für seine exquisiten Stillleben, die meist Teil einer größeren Komposition sind; erstmals können wir dazu auch eine größere Werkgruppe seines früh verstorbenen Sohnes Juan de Zurbarán zeigen, der sich ganz auf die Stillleben-Malerei spezialisiert hatte. Dass wir nach der El Greco-Ausstellung von 2012 nun diese Ausstellung zeigen können, bedeutet für mich persönlich nicht weniger als die Realisierung eines lang gehegten Traumes. (Beat Wismer, Generaldirektor Museum Kunstpalast, Kurator der Ausstellung)

Dem auf religiöse Themen und christliche Motive spezialisierten Maler Zurbarán gelang es in der Zeit der Gegenreformation wie kaum einem anderen, in seiner Kunst die mystische Konzeption des Glaubens in nachhaltig beeindruckender Weise wiederzugeben. In seinem Œuvre findet sich neben Gemälden von asketischen Mönchen, z. B. von Dominikaner-, Franziskaner- und Kapuzinerorden, eine Vielzahl von elegant gekleideten Frauenbildnissen, die dem heutigen Betrachter, u. a. mit ihren auf Tellern präsentierten Augäpfeln, rätselhaft erscheinen, und sich schließlich vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen Heiligenlegenden als christliche Märtyrerinnen offenbaren.

Francisco de Zurbarán Santa Lucía, um 1645-1650 Öl auf Leinwand, 183 × 111,5 cm
Francisco de Zurbarán
Santa Lucía, um 1645-1650
Öl auf Leinwand, 183 × 111,5 cm

Für die Auftraggeber dieser Gemälde war der sinnliche Effekt für den Betrachter, das realistische Nachempfinden der heiligen Männer und Frauen bzw. des Heilsgeschehens von großer Bedeutung. Ergriffenheit, Schock im Angesicht dieser religiösen Malerei war intendiert.

Mit seinem ästhetischen Naturalismus und den poetischen Anklängen in seinen Heiligen- und Altarbildern galt Zurbarán bereits früh als ein Ausnahmekünstler, dem es virtuos gelang, die haptische Qualität eines Lammfells eben so wie die stofflichen Eigenschaften von Wolle, Seide oder Brokat und den Faltenwurf der unterschiedlichen Gewänder malerisch überzeugend zum Ausdruck zu bringen.
„Sie sind nicht nur der Maler des Königs, sondern auch der König der Maler“, soll Philipp IV, König von Spanien, dem hoch geachteten Zurbarán einmal zugerufen haben.

Im Museum Kunstpalast gehört Zurbaráns Heiliger Franziskus in Meditation zu den wichtigen barocken Meisterwerken in der ständigen Sammlung. Das Gemälde hat einen besonderen Stellenwert: Es ist eines der nur fünf authentischen Werke Zurbaráns in öffentlichen Sammlungen in Deutschland und erst jüngst mit Unterstützung des TEFAF Museum Restoration Fund restauriert worden.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von S. M. König Felipe VI. von Spanien und von Bundespräsident Joachim Gauck.

Sponsoren:
Banco Santander, E.ON, Kunststiftung NRW, Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen

Ausstellungsumfang:
71 Werke von Francisco de Zurbarán
8 Werke von Juan de Zurbarán

Öffnungszeiten:
Di-So 11–18 Uhr, Do 11–21 Uhr, Mo geschlossen
Feiertage 11–18 Uhr,
Weihnachtsfesttage und Neujahr 13–18 Uhr
Heiligabend und Silvester geschlossen

Eintrittspreis pro Person:
Regulär: 12 €, ermäßigt 9,50 €
Gruppenermäßigung ab 10 Personen: 9,50 € p. P.
Kinder bis 6 Jahre frei, Kinder von 7–17 Jahre: 1 €

Deutsche Bahn:
Der Sparpreis Kultur der deutschen Bahn ist erhält lich ab sofort unter www.bahn.de/kultur

Führungen mit Gebühr:
5 € + erm. Eintritt, Anmeldung erforderlich, Platzreservierung
samstags und sonntags, 14 Uhr, donnerstags 18 Uhr

Gruppenführungen:
60 Minuten: 75 €, zzgl. Eintritt pro Person
Führungen auch in englischer, französischer, spanischer, italienischer und russischer Sprache buchbar.
Fremdsprachenzuschlag: 10 €
Gruppengröße: max. 20 Personen
Fremdführungsgebühr: 26 € / Fremdführungen sind nur nach
Voranmeldung möglich, die Eintritte sind vor Ort an der Kasse
zu entrichten.

Infos/Buchungen:
T +49 (0)211-566 42 160
F +49 (0)211-566 42 914
bildung@smkp.de

Katalog:
Der von Beat Wismer mit Odile Delenda und Mar Borobia herausgegebene Katalog erscheint im Hirmer Verlag. Umfang ca. 300 Seiten, ca. 170 Farbabbildungen Preis: Museumsausgabe: 39,90 €, Buchhandelsausgabe ca. 49, 90 €

Audioguide:
In deutscher und englischer Sprache mit Einspielung barocker Musik, 60 Min., 3 € Film: Zur Ausstellung erscheint ein Film zum Werk von Zurbarán. Filmisch dokumentiert sind u. a. Schauplätze seines Wirkens in Spanien, wie das Kloster in Guadalupe, und die Restaurierung des zur Sammlung des Museum Kunstpalast gehörenden Gemäldes Heiliger Franziskus in Meditation. Preis: ca. 15 €





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SOMMERRUNDGANG KUNSTAKADEMIE Düsseldorf


SOMMERRUNDGANG KUNSTAKADEMIE Düsseldorf



Die Präsentation der Abschlussarbeiten der 33 Absolventen und Absolventinnen findet vom 07.07.2015 bis zum 12.07.2015 statt und wird von interessanten und spannenden Veranstaltungen begleitet. Informationen dazu werden Sie in einem Programmheft, das in der Akademie ausliegt, vorfinden.

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Ausloten von Schnittstellen – Das Tanzfestivals „Tanz im August“ in Berlin


Tanzfestival TANZ IM AUGUST in Berlin



Die Schnittstellen ausloten – Bildende Kunst und Tanz sowie die asiatische Tanzszene stehen im Mittelpunkt des bedeutendsten deutschen Tanzfestivals ‚Tanz im August‘ in Berlin

Ein Gastbeitrag von Susanne Braun





"Available Light" by Lucinda Childs, John Adams and Frank Gehry from Larry Murray on Vimeo.


1983 hat das ‚Museum of Contemporary Art‘ in Los Angeles seinen Ausstellungsraum ‚Temporary Contemporary‘ mit ‚Available Light‘ von John Adams, Lucinda Childs und Frank O. Gehry eröffnet, in diesem Jahr ist die Europapremiere bei der Eröffnung des 27. internationalen Tanzfestivals am 13. August im ‚Haus der Berliner Festspiele’ zu sehen. Darüber hinaus bieten die Veranstalter dem Publikum an diesem Abend eine Ausstellung auf einer Bühne, ein 24-Stunden-Event und eine architektonische Installation in einem Theater und demonstrieren mit dieser Auswahl ganz deutlich, dass klare Grenzen zwischen den Genres oft nicht zu ziehen sind. Da erscheint es nur folgerichtig, dass die Bilder der ‚Sammlung Haubrock‘, die Werke von Carol Bove, Olafur Eliasson, Elmgreen & Drahtes oder Philippe Pardon beinhaltet, nur einen Tag lang in ‚HAU1‘ des ‚Hebbel am Ufer‘ zu sehen ist und deufert&plischke etwa 24 Stunden lang die Grenzen zwischen Kunst, Künstler und Publikum verschwinden lassen, um heraus zu finden, ob das Theater ein Ort für bürgerliches Engagement sein kann.

Virve Sutinen, künstlerische Leiterin des Festivals, betont bei der Präsentation des Programms, dass es zwar keinen thematischen Schwerpunkt im strengen Sinne gebe, aber eine besonders hohe Anzahl der rund 60 Veranstaltungen drehten sich um die Beziehung zwischen Bildender Kunst und Tanz, die asiatische Tanzszene und die ‚Ikone des New Dance‘ Rosemary Butcher. In diesem Jahr hat der Hautpstadtkulturfonds seine Zuschüsse um 200.000€ erhöht und dadurch ein vielfältigeres Programm mit mehr Uraufführungen als sonst möglich gemacht. „Die gezeigten Arbeiten sprechen für sich selbst und es ist meine Überzeugung, dass Kunst komplizierte Wirklichkeiten entwirren und so dem Unbekannten eine Form geben und eine Stimme verleihen kann. Kunst und besonders Tanz ermöglichen es uns, die Welt mit den Augen eines anderen zu betrachten und etwas zu fühlen, zu sehen und zu erfahren, wofür uns noch die Begriffe fehlen“, äußerte sich Virve Sutinen zu der Bedeutung des Festivals.



After The Last Sky from Rosemary Butcher on Vimeo.


Choy Ka Fair lässt in seinem Dokumentationsfilm ‚Soft Machine: Surjit Nongmeikapam (India) & Rianto (Indonesia)‘ die asiatische Tanzszene in 86 Interviews aus China, Indien, Indonsien, in diesem Jahr außerdem ‚Ehrengast der Frankfurter Buchmesse‘, Japan und Singapur selbst zu Wort kommen. Eisa Jocson zeigt in ihrem Stück ‚Host‘ weibliche und transgender Hostessen, die in japanischen Clubs eine Form von Weiblichkeit inszenieren, die an die japanische Geisha-Tradition anknüpft. Die ‚Korea National Contemporary Dance Company‘ und der Choreograf Ahn Aesoon beschäftigen sich in ‚Bul-ssang‘ mit den vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Ost und West.

Aber es verschwimmen nicht nur die Grenzen zwischen den künstlerischen Genres, sondern auch zwischen Menschen und Maschinen sowie Kunst und Physik. Bei Antony Hamilton und Alisdair MacIndoe geben 64 computergesteuerte Maschinen den Rhythmus vor, wohingegen Cie Gilles Jobin in seinem Stück ‚Quantum‘ aus Physik Tanz macht, wofür er drei Monate am europäischen Forschungszentrum für Kernenergie in Genf verbracht hat. Mit dem Gleichgewicht zwischen Ordnung und Unordnung, das es nach dem Naturgesetz nie geben kann, beschäftigen sich der koreanische Choreograf Geumhyung Jeong und die ‚Compagnie SIGA‘.



Das Tanzfestival ‚Tanz im August‘ wird vom 13. August bis 4. September von dem Theater ‚HAU Hebbel am Ufer’ in Berlin veranstaltet. Das Programm ist auf mehreren Bühnen der Stadt zu sehen, an ‚HAU1‘ und ‚HAU3‘ des ‚Hebbel am Ufer’, der ‚Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz‘, im ‚Haus der Berliner Festspiele‘, der ‚Schaubühne am Lehniner Platz‘, den ‚Sophiensaelen‘, dem ‚RADIALSYSTEM V‘ und der ‚Akademie der Künste‘.

Mehr Informationen zum Programm und die Möglichkeit, Karten zu bestellen, gibt es unter: www.tanzimaugust.de

Ein Newsletter wird kurzfristig weitere Informationen und Termine bereit stellen.





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BEWIRB DICH: 3. OFFLYRIK-FESTIVAL 2017


KUNST|Lyrik|Düsseldorf

3. OFFLYRIK-FESTIVAL 2017

Die Bewerbungsphase hat begonnen!


lyrik




www.Lyrikfestival.de / Die Literaturszene besteht nicht nur aus Bestsellerautoren und Preisträgern. Es gibt eine Offszene aus Lyrikern, die auf der Bühne zuhause sind. Sie performen ihre Gedichte in ihrem ganz eigenen Stil, treten aber bei Poetryslams eher selten auf. Ihre Wortkunst entfaltet sich magisch und popschamanisch, ihre Lesungen sind legendär! Und wir reden hier nicht von vergangenen Tagen, denn diese Dichter sind kein Mythos, sondern leben im Hier und Jetzt. Sie produzieren Livelyrik mit Tiefgang! Tiefenliterarische Ekstasen! Das 1.Offlyrikfestival fand 1995 im Kölner BelAir statt. 1996 dann das zweite im Kieler SubRosa. Lyrikperformer wie stan lafleur, Alex Nitsche, Harald ‘Sack’ Ziegler, Peter Rech, Thorsten Nesch, Hadayatullah Hübsch, Ron Schmidt und Tom de Toys intonierten ihre poetischen Texte mit teilweise geradezu theatralischer Stimmakrobatik – ein Fest für die Ohren, progressive Lyrik der Offszene so zu erleben! Mit 20-jähriger Verzögerung plant nun das G&GN-INSTITUT das 3.Festival in Düsseldorf, mit einigen Veteranen und Newcomern der Lyrikszene. Ausnahmedichter mit ungewöhnlicher Gegenwartslyrik und Bühnentalent: Eventliteratur vom Feinsten! EXISTENZIELLE TABULOSE POESIE!

Bewerbungsmodalitäten hier.



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KUNSTSAMMLUNG NRW (K20) Düsseldorf: Miró. Malerei als Poesie


kunstsammlung NRW (K20) Düsseldorf

Miró. Malerei als Poesie



K20 am Krabbeplatz (Foto: Sven Blatt, &copy Sven Blatt)
K20 am Krabbeplatz (Foto: Sven Blatt, &copy Sven Blatt)



13.06. – 27.09.2015
K20 Grabbeplatz



Kuratorin (Düsseldorf): Marion Ackermann
Co-Kuratorin (Düsseldorf): Valerie Hortolani





Mit seinen scheinbar heiter-naiven Motiven ist der spanische Maler Joan Miró (1893-1983) weltweit bekannt. Tanzende Sterne und fantasievolle Symbole aller Art bevölkern seine Bilder. Zu einer Neuentdeckung des populären Künstlers lädt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf ein: Miró. Malerei als Poesie ist der Titel einer umfangreichen Ausstellung, die zum ersten Mal das enge Wechselspiel zwischen der Kunst des Spaniers und der avantgardistischen Literatur seiner Generation verdeutlicht. Die rund 110 Gemälde, Zeichnungen und Malerbücher aus allen Schaffensphasen Mirós sind vom 13. Juni bis zum 27. September 2015 im K20 am Grabbeplatz zu sehen. Die mit dem Bucerius Kunst Forum erarbeitete Ausstellung ist gegenüber der Hamburger Präsentation für Düsseldorf wesentlich erweitert worden.


Joan Miró (1893-1983), Personnages rythmiques (Rythmische Figuren), 1934, Öl auf Leinwand, 193 x 171 cm, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, © Successió Miró / VG Bild-Kunst 2015 Foto: Foto: Walter Klein © Kunstsammlung NRW
Joan Miró (1893-1983), Personnages rythmiques (Rythmische Figuren), 1934, Öl auf Leinwand, 193 x 171 cm, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, © Successió Miró / VG Bild-Kunst 2015
Foto: Foto: Walter Klein
© Kunstsammlung NRW
Mit vier wichtigen, in der Ausstellung gezeigten Werken des Künstlers besitzt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen selbst die bedeutendste Miró-Kollektion in Deutschland. Miró. Malerei als Poesie knüpft an eine Reihe von Ausstellungen wie “Alexander Calder – Avantgarde in Bewegung“ oder “Kandinsky, Malewitsch, Mondrian. Der weiße Abgrund Unendlichkeit“ an, mit der die NRW- Landesgalerie einen neuen Blickwinkel auf scheinbar so vertraute Künstler der Klassischen Moderne bietet. Die Leihgaben der Ausstellung stammen aus international angesehen Sammlungen wie der Fundació Joan Miró in Barcelona, der Fundació Pilar y Joan Miró auf Mallorca, dem Museum of Modern Art (MoMA) New York, dem Philadelphia Museum of Art und der Tate in London.

Joan Miró (1893-1983), Poème (III) (Gedicht. III), 1968, Acryl auf Leinwand, 205 x 174 cm, Fundació Joan Miró, Barcelona, © Successió Miró / VG Bild-Kunst 2015 Foto: Foto: Jaume Blassi © Kunstsammlung NRW
Joan Miró (1893-1983), Poème (III) (Gedicht. III), 1968, Acryl auf Leinwand, 205 x 174 cm, Fundació Joan Miró, Barcelona, © Successió Miró / VG Bild-Kunst 2015
Foto: Foto: Jaume Blassi
© Kunstsammlung NRW
Ein besonderes Kapitel widmet die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen dem Thema der Malerbücher Mirós und der Bibliothek des manischen Lesers. Dank umfangreicher Leselisten des Spaniers („tout Freud“, „alles von Freud“) kann sich der Ausstellungsbesucher in der teilweise rekonstruierten Bibliothek Mirós selbst in die Lieblings-Lektüre des Künstlers vertiefen. Seine Malerbücher, von denen seit den späten 20er Jahren insgesamt 250 Stück in engem Austausch mit den Autoren und in kleiner bibliophiler Auflage entstanden, sind der intensivste Ausdruck der Beschäftigung Mirós mit der Literatur. Unter anderem sind als Höhepunkte der Buch-Kunst des 20. Jahrhunderts Parler seul (1948/50) zu Texten von Tristan Tzara sowie À toute épreuve (1958) zu Paul Éluard zu sehen, in denen sich Text und Bild ideal und gleichberechtigt ergänzen.


Joan Miró (1893-1983), Cercle rouge, étoile (Roter Kreis, Stern), 13. Juli 1965, Öl und Acryl auf Leinwand, 116 x 89 cm, Privatsammlung, als Dauerleihgabe in der Fundació Pilar i Joan Miró a Mallorca, © Successió Miró / VG Bild-Kunst 2015 Foto: Foto: Joan Ramon Bonet © Kunstsammlung NRW
Joan Miró (1893-1983), Cercle rouge, étoile (Roter Kreis, Stern), 13. Juli 1965, Öl und Acryl auf Leinwand, 116 x 89 cm, Privatsammlung, als Dauerleihgabe in der Fundació Pilar i Joan Miró a Mallorca, © Successió Miró / VG Bild-Kunst 2015
Foto: Foto: Joan Ramon Bonet
© Kunstsammlung NRW

Als 27-Jähriger verließ Miró 1920 seine Heimatstadt Barcelona und ging nach Paris, suchte dort die Nähe seines Idols Picasso und geriet rasch in den Strudel von Dadaismus und Surrealismus: Bedeutende Literaten wie Tristan Tzara, Max Jacob, Pierre Reverdy, Paul Éluard oder André Breton zählten bald zu seinen engen Freunden. Ernest Hemingway erstand – mit geliehenem Geld – als früher Bewunderer 1925 ein Gemälde Mirós.

Doch schon in seinem Frühwerk „Nord-Süd“ (1917) hatte Miró seine Nähe zur Literatur dokumentiert: Das Bild zeigt nicht nur einen Goethe-Band, sondern auch die Titelseite der von Reverdy und Guillaume Apollinaire gegründete Literatur-Zeitschrift Nord-Sud.

„Die Dichter arbeiteten an einer Befreiung von Syntax, Klang und Sinn. Der Angriff auf den Rationalismus war ihre Provokation“, beschreiben die beiden Ausstellungskuratorinnen Marion Ackermann (Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen) und Ortrud Westheider (Bucerius Kunst Forum) das literarische Klima der Zeit: “Stärker als der Kontakt zu anderen Malern in Paris beeinflusste ihn dieser Austausch mit den Dichtern. Aus ihren Ideen schöpfte er die Inspiration für sein malerisches Vorgehen, das ihm 1923 zum künstlerischen Durchbruch verhalf.“


Joan Miró (1893-1983), Le Cheval, la pipe et la fleur rouge (Das Pferd, die Pfeife und die rote Blume), 1920, Öl auf Leinwand, 82,5 x 75 cm, Philadelphia Museum of Art, Philadelphia, Geschenk von Herrn und Frau C. Earle Miller 1986, © Successió Miró / VG Bild-Kunst 2015 Foto: Foto: Philadelphia Museum of Art © Kunstsammlung NRW
Joan Miró (1893-1983), Le Cheval, la pipe et la fleur rouge (Das Pferd, die Pfeife und die rote Blume), 1920, Öl auf Leinwand, 82,5 x 75 cm, Philadelphia Museum of Art, Philadelphia, Geschenk von Herrn und Frau C. Earle Miller 1986, © Successió Miró / VG Bild-Kunst 2015
Foto: Foto: Philadelphia Museum of Art
© Kunstsammlung NRW



Miró, dessen bildnerische Strategie nun eine beständige Grenzüberschreitung von Malerei und Poesie wird, integriert schriftartige Chiffren, einzelne Buchstaben oder Wortfragmente in seine Malereien. In der für dieses Thema exemplarischen Serie von „Bild-Gedichten“ („Peinture-poème“) gehen Bilder und Wörter vieldeutige Verbindungen ein wie etwa in dem Gemälde „Bild-Gedicht“. Sterne im Geschlecht von Schnecken“ (1925). Miró verstand sich nun als ein „Malerdichter“, der keinen Unterschied mehr zwischen den Kunstgattungen machte. Umgekehrt regten die Werke des Spaniers auch die Literaten des Surrealismus wie André Breton an, die ebenso wie der Maler ihre Anregungen aus den Tiefen des Unterbewussten bezogen. „Miró ist wahrscheinlich der Surrealistischste von uns allen“, urteilte 1928 Breton als Wortführer der surrealistischen Literatur.

Unter dem Eindruck des Spanischen Bürgerkrieges verdunkelten sich die Farben des überzeugten Katalanen und entschiedenen Gegners der Franco-Diktatur; zerrissene Gestalten kehrten in Mirós bedrohliche Bildwelt zurück („Der Flug des Vogels über die Ebene III“/1939). Den im französischen Exil der 1940er Jahre entstandenen und an Sternkarten angelehnten Bildserien der Constellations stellte Breton in einer späteren Buchausgabe seine Verse zur Seite.

Extreme Querformate kennzeichnen Werke der 1940er bis 60er Jahre wie „Gemälde-Objekt“ von 1953, deren Zeichenfolgen als nicht zu entziffernde Schriften erscheinen. Spuren des Abstrakten Expressionismus wie auch der asiatischen Kalligraphie lassen sich in späteren Werken entdecken, die von einem aggressiven Malduktus geprägt sind, und damit die Aufbruchsstimmung und den Protest der 70er Jahre widerspiegeln. Schon in seinen Chiffrenbildern wie „Stille“ von 1968, in denen er sich erneut mit dem Thema der Leere beschäftigt, erscheinen die einzelnen Buchstaben in Stempelästhetik, scheinbar von den Spruchbändern damaliger Demonstrationen entlehnt. Im Spätwerk tauchen wieder die Motive von Sternen, Mond und Wolken auf: Trotz aller Harmonie von Horizont und Himmelskörper – in den knappen, melancholischen „Gemälden“ (um 1973) wird die Skepsis Mirós gegenüber der Moderne deutlich.


Installationsansicht, K20 Grabbeplatz, © Successió Miró / VG Bild-Kunst 2015 Foto: © Achim Kukulies © Kunstsammlung NRW
Installationsansicht, K20 Grabbeplatz, © Successió Miró / VG Bild-Kunst 2015
Foto: © Achim Kukulies
© Kunstsammlung NRW




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KUNSTPUNKTE Düsseldorf 2015 – Künstler zum „Anfassen“



Die KUNSTPUNKTE sind neben dem RUNDGANG, DER GROSSEN NRW sowie der NACHT DER MUSEEN das Highlight in jedem Kunstjahr in Düsseldorf. Kunstinteressierte haben dabei die Möglichkeit, die Entstehungsorte und Kreativzentren, die sich über das Nord- und Südfirmament von Düsseldorf verteilen, konzentriert auf zwei Wochenenden zu besuchen, um sich dort aktuelle Kunst der in Düsseldorf beheimateten Künstlerinnen und Künstler anzuschauen und sich wenn gewünscht, mit den Künstlern über deren Kunst auszutauschen.

An den diesjährigen Kunstpunkten sind rund 500 Künstler beteiligt. Die Bandbreite reicht dabei von jungen Newcomern der Kunstakademie Düsseldorf bis hin zu den „alten, etablierten Hasen“.

Wer es bei seiner Ateliertour quer durch Düsseldorf bequem haben möchte, der kann sich eine Fahrt im Shuttlebus buchen. Die Shuttlebustour unter fachkundiger Führung dauert etwa 3 Stunden und bringt die Passagiere zu ausgewählten Ateliers im ganzen Kunstpunkte-Firmament.


Termine

1. Wochenende (Südliches Firmament): 15. und 16. August 2015
2. Wochenende (Nördliches Firmament): 22. und 23. August 2015


www.kunstpunkte.de


Offene Facebook-Gruppe „KUNSTPUNKTE Düsseldorf“

Für die an den Kunstkunkten teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler hat die Redaktion von KUNST DÜSSELDORF zudem bei Facebook die offene Gruppe „KUNSTPUNKTE Düsseldorf“ eingerichtet. Jeder der möchte, kann dieser Gruppe beitreten um sich zu den Kunstpunkten auf dem Laufenden halten und sich auszutauschen. Teilnehmende Künstler können sich dort gerne näher vorstellen und ihre Kunst zu den Kunstpunkten präsentieren. Aber auch Besucher der Kunstpunkte bieten wir dort ein Forum, um sich zu verabreden oder Tipps auszutauschen, wo es bei den diesjährigen Kunstpunkten besonders sehenswert ist. Schaut mal vorbei, wir freuen uns auf Euch!


Atelierfront "KUNSTRAUM BRUNNEN 10"
Atelierfront „KUNSTRAUM BRUNNEN 10“

Noch ein Tipp: auch der KUNSTRAUM BRUNNEN 10 (KRB_10), einer der OFF-Räume der NACHT DER MUSEEN, ist mit den Künstlern Markus Großmann und Sven Blatt sowie vier weiteren Künstlern bei den Kunstpunkten vertreten und für einen Besuch nur zu empfehlen. Die sechs Künstler/innen bieten eine sehr große Breite an Malerei, Zeichnung, Fotografie und Bildhauerei (1. WE, 15. & 16. Aug, Brunnenstr. 10 Nähe Bilk-Arcaden, Kunstpunkt Nr. 19).




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JUNGES SCHAUSPIELHAUS: COMPANIA PAIDEIA (BRA) – „KREIDEKREIS“ (nur 5.5.!)


JUNGES SCHAUSPIELHAUS Düsseldorf

COMPANIA PAIDEIA (BRA): KREIDEKREIS

EINMALIGES GASTSPIEL IN PORTUGIESISCHER SPRACHE!
DIENSTAG, 5. MAI, 18.00 UHR
JUNGES SCHAUSPIELHAUS, MÜNSTERSTR. 446, 40470 DÜSSELDORF

Kartenpreise: Erwachsene 10 Euro, Kinder 6 Euro
Kartenreservierung: Tel. 0211.85 23 710, karten-junges@duesseldorfer-schauspielhaus.de



Círculo de Giz )„Kreidekreis“) ; Foto: Thiago Leite
Círculo de Giz )„Kreidekreis“) ; Foto: Thiago Leite



Das Junge Schauspielhaus Düsseldorf hat gemeinsam mit dem GRIPS Theater Berlin und der Compania Paidéia de Teatro aus São Paulo (Brasilien) den erfolgreichen Intendanten, Regisseur und Autor Armin Petras beauftragt, ein Stück nach Klabunds Kreidekreis zu verfassen. Jedes Theater hat sich in der aktuellen Spielzeit mit demselben Stoff beschäftigt und eine eigene Inszenierung entwickelt, die als Ring-Uraufführung auf die Bühne gebracht wird. Der Kreidekreis aus Berlin feierte am 7. Februar Premiere, das Junge Schauspielhaus Düsseldorf folgte am 28. März. Die Inszenierung der brasilianischen Compania Paidéia unter der Leitung von Amaur Falseti wird erstmalig am 2. Mai in Berlin gezeigt und kommt direkt anschließend zu einem einmaligen Gastspiel ans Junge Schauspielhaus Düsseldorf.

Círculo de Giz („Kreidekreis“) erzählt die Geschichte des kranken Jungen Li als Fabel um Liebe, Opferbereitschaft und Verlassenwerden. Brasilianische Musik nimmt in der Inszenierung großen Raum ein. Das Stück wird auf portugiesisch mit deutschen Übertiteln aufgeführt. Es ist angesetzt für Zuschauer ab 11 Jahren.

Das Gastspiel aus São Paulo bietet die einmalige Möglichkeit zu einer interkontinentalen Theaterbegegnung und einem Vergleich von zwei Inszenierungen desselben Stoffes. Die Kreidekreis-Fassung des Jungen Schauspielhauses steht weiterhin im Spielplan (Termine: 7.05., 10 Uhr / 9.06., 10 Uhr) und wird auch in die nächste Spielzeit übernommen.




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MUSEEN KÖLN – AUSSTELLUNGEN MAI / JUNI 2015

KUNST | Köln | Museen – Ausstellungsprogramm Mai & Juni 2015





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MAI / JUNI 2015

 
 
| museenkoeln  Kunst in Köln
 
 

 


DIE NEUEN AUSSTELLUNGEN DER KÖLNER MUSEEN IM MAI / JUNI 2015
 


Museum für Ostasiatische Kunst
Weißes Gold �“ Porzellan aus China: 1400 bis 1900
9. Mai bis 2. August 2015

Porzellan fand nicht nur im Reich der Mitte hohe Wertschätzung, auch in Europa und im Vorderen Orient war die Nachfrage nach dem “weißen Gold” aus China groß. In Verbindung mit den Dauerleihgaben der Peter und Irene Ludwig Stiftung präsentiert das Museum erstmals eine Auswahl der rund 100 kostbarsten und ungewöhnlichsten Porzellane seiner Sammlung. Neben herausragendem Blauweiß-Porzellan des 15. bis 19. Jahrhunderts umfasst die Schau eine Vielzahl reich mit Überglasurfarben dekorierter Stücke, außerdem Porzellan mit eleganten monochromen Glasuren, rein weißes Blanc des Chine und verschiedene Typen von glasiertem Steinzeug. Ein besonderes Highlight stellt die in leuchtenden Farben glasierte Baukeramik aus Palästen und Tempeln des 15. bis 19. Jahrhunderts dar, die zahlreiche großformatige figürliche Darstellungen enthält und von den Museumsgründern Anfang des 20. Jahrhundert in China erworben wurde. Der letzte Teil der Ausstellung ist dem chinesischen Exportporzellan gewidmet.

 


Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Mit den Impressionisten entlang der Seine. Eine Reise durch die eigene Sammlung
14. Mai bis 27. September 2015

Caillebottes bunte Ruderboote liegen startklar am Ufer der Seine: Einsteigen, ablegen und im milden Sommerlicht geht es durch eine wilde Auenlandschaft von Renoir, mächtige Lastkähne von Signac und Monet schieben sich stromaufwärts, etwas später passiert man ein pittoreskes Städtchen von der Hand Morisots, um schließlich durch das galante Paris von Luce und Hayet zu treiben. Für diesen traumhaften Ausflug muss niemand im Sommer 2015 nach Frankreich aufbrechen – es reicht der Kauf einer Eintrittskarte für das Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud. Anlässlich des 90. Geburtstages seines Stifters Gerard J. Corboud verwandelt das Kölner Haus einen Teil seiner ständigen Sammlung in eine kunsthistorische Flusslandschaft. 

 


artothek
Robert Kraiss. Diana und Aktaion. Zeichnung und Skulptur
14. Mai bis 20. Juni 2015

Robert Kraiss, 1972 in Bonn geboren, zeigt in seiner Ausstellung Buntstiftzeichnungen und Korbskulpturen. Weit entfernt von allem, was man üblicher Weise mit Buntstiftzeichnung verbindet, schafft er verdichtete, fabelhafte Bildwelten. Maschinell verstärkt bearbeitet er den Bildträger beim Farbauftrag bis hin zur beginnenden Zerstörung. Zeichen und Objekte entstehen aus einem schillernden Farbspektrum, das sich Schicht um Schicht zu einem Farbraum verbindet. Auch die amorphen Formen der ausgestellten Skulpturen flimmern durch Rot-Grün-Kontrast, lösen dabei ihre Konturen auf, können Falle oder Phallus sein. Das rotierend Wirbelnde, das bei Robert Kraiss bereits früher für Meditation, Versenkung oder Ekstase stand, ist auch in diesen Werken wieder präsent: Verflochtene Strichstrukturen entstehen durch die Montage der Stifte auf einem rotierenden Bohraufsatz und ebenso rotiert das Rattangeflecht der Skulpturen spiralförmig zur Form.

 


NS-Dokumentationszentrum
Siegen für den Führer. Der Kölner Sport in der NS-Zeit
22. Mai bis 4. Oktober 2015

Leibesübungen und körperliche Ertüchtigung waren der Grundpfeiler des nationalsozialistischen Erziehungsprogramms, vor allem im Hinblick auf die „Wehrhaftigkeit“ und das spätere Soldatentum. Der gesunde und sportlich trainierte Körper wirkte zudem im Rahmen der Rassenlehre als Auslesekriterium.
Die Turn- und Sportbewegung erlebte in den zwanziger Jahren eine „Blütezeit“. Sie wurde nach 1933 systematisch in den Machtapparat der Nationalsozialisten integriert. Die Veränderungen im Vereins- und Verbandswesen, die Auswirkungen auf die jüdische, konfessionelle und Arbeiter-Sportbewegung sowie die Entwicklung in Betrieben, Schulen und Parteiorganisationen werden in der Ausstellung thematisiert. Im Rahmen der propagandistischen Bestrebungen der Nationalsozialisten spielten vor allem die Olympischen Spiele 1936 eine Rolle, auch auf der lokalen Ebene! Präsentiert werden auch zahlreiche Biografien Kölner Spitzensportler und ihre Rolle im NS-Staat.
Eine Ausstellung des NS-DOK in Zusammenarbeit mit Dr. Gabi Langen.

 


Kölnisches Stadtmuseum
ACHTUNG PREUSSEN! Beziehungsstatus: kompliziert. Köln 1815-2015
29. Mai bis 25. Oktober 2015

Eine Ausstellung des Kölnischen Stadtmuseums im Rahmen des Kooperationsprojekts des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz „Danke* Berlin. 200 Jahre Preußen am Rhein“.
Die Ausstellung ist eine mentalitätsgeschichtliche „Tiefenbohrung“ in drei Teilen, die nach den vielfältigen Spuren der preußischen Zeit in Köln und im Rheinland fahndet. Ausgangspunkt sind zu Beginn der Ausstellung die wechselseitigen gängigen Klischees, die sich mit „Rheinland“ und „Preußen“ verbanden – und die sich von 1815 an bis heute erhalten haben: wie etwa „preußische Disziplin“ und „rheinischer Frohsinn“. Daran schließt sich ein kreativer fotografischer Blick auf die preußischen Überreste im Kölner Stadtbild an. Im Hauptteil der Ausstellung werden anhand von bedeutsamen, originellen, kunstvollen wie alltäglichen oder skurrilen Exponaten 22 Geschichten erzählt, in denen der 200-jährige kölnisch-preußische Beziehungsstatus dargestellt wird – historisch seriös, kritisch aufbereitet, hintersinnig und mit Augenzwinkern.
Präsentiert wird die Schau an einem authentischen Ort der preußischen Zeit: der heute zum Kölnischen Stadtmuseum gehörenden, 1841 erbauten „Alten Wache“ in Köln.

 


Museum Ludwig
Bernard Schultze. Zum hundertsten Geburtstag
30. Mai bis 1. November 2015

Bernard Schultze (1915–2005) war ein führender Protagonist der gestisch-abstrakten Malerei und bis ins hohe Alter enorm produktiv. Er schuf farbintensive, detailreiche Gemälde, Zeichnungen und Reliefs, die schließlich auswucherten zu dreidimensionalen Farbskulpturen aus Draht, Textilien und Plastikmasse. Als er 1952 gemeinsam mit K.O. Götz und anderen die Künstlergruppe Quadriga gründete, war dies die Geburtsstunde des Informel in Deutschland. In der Folge entwickelte Schultze über Jahrzehnte eine ureigene und doch vielfach kunstgeschichtlich vernetzte Bildsprache, die ihn als singuläre Figur in Malerei, Skulptur und Zeichnung etablierte. Das Museum Ludwig beherbergt einen Großteil des künstlerischen Nachlasses und widmet Bernard Schultze eine Hommage zum hundertsten Geburtstag. Dazu erscheint das umfassende Werkverzeichnis der Gemälde und Objekte des Künstlers.

 


Römisch-Germanisches Museum
Medicus �“ Der Arzt im römischen Köln
12. Juni bis 1. November 2015

Chirurgen, Urologen, Gynäkologen, Zahnärzte, Augen-, Ohren- und Hautärzte, Schönheitschirurgen, aber auch Diagnostiker und Pharmazeuten: Die dichte medizinische Versorgung in den Städten des römischen Imperiums besaß ein Niveau, das Deutschland erst im 20. Jahrhundert wieder erreichte.
In Köln wurden bei Ausgrabungen so viele Gräber römischer Ärzte gefunden wie in keiner anderen Stadt des Römischen Reiches. Die Grabinventare mit ihrem breit gefächerten Repertoire an ärztlichen Instrumenten, Arzneikästchen, Tiegeln, Fläschchen, Mörsern, Reibplatten und Arzneistempel belegen die Arbeit der Medici. Die medizinischen Instrumente und Geräte sind nicht nur von hoher Qualität, sie muten erstaunlich zeitlos an. Skalpelle und Sonden, Wundhaken und –klammern, Knochenmeißel und Brenneisen, Zahnzangen, Katheder und Starnadeln haben vielfach funktionsgerechte Formen, die sich bis heute kaum verändert haben.
Das Vertrauen in die ärztliche Kunst ging stets einher  mit dem Vertrauen auf die Hilfe der Götter , insbesondere Äskulap, den göttlichen Arzt aus Griechenland und seine Kultpartnerin Salus, die Göttin des öffentlichen Wohlergehens. 

 


Römisch-Germanisches Museum
Wasser für Roms Städte
26. Juni bis 6. September 2015

Die Technik im Aquäduktbau der Römerzeit lässt noch heute staunen. Römische Ingenieure setzten beim Wasserleitungsbau ihr ganzes Können ein. Bei der Gefälleabsteckung  beispielsweise wurde eine Messgenauigkeit erzielt, die man bis in unsere Tage kaum wieder erreichte. 
Die Ausstellung zeigt Beispiele aus dem Aquäduktbau im gesamten Römischen Reich. Die Brücken, Druckleitungen und Tunnel belegen nicht nur technisches Knowhow, sondern demonstrieren auch den Machtanspruch Roms. 

 


Deutsches Sport & Olympia Museum
GESCHNÜRT | GEKNOTET | GEKLEBT, Handgemachte Fußbälle aus aller Welt
29. Mai bis 12. Juli 2015

Die Techniken sind ebenso vielfältig wie die verwendeten Materialien. Hauptasche, der Ball ist rund! Ideenreichtum und handwerkliches Geschick ist gefragt an Orten, an denen Menschen wenig haben und Kinder ihre Spielgeräte selbst herstellen müssen.
Wie aus der Not eine Tugend gemacht werden kann, zeigt die eindrucksvolle Ausstellung,die das Deutsche Sport & Olympia Museum in Zusammenarbeit mit der Stiftung EIGEN-SINN präsentiert.
Im Blickpunkt stehen Fußbälle aus aller Welt. Allesamt handgemacht, meist von Kindern, aus zum Teil einfachsten Materialen, wie Bananenblättern, Schweineblasen, Plastikmüll oder auch alten Socken. Einfallsreichtum und eine tief verwurzelte Liebe zum Spiel spiegelt sich in jedem der präsentierten Bälle wider und bieten einen Zugang zu Lebenswelten, die im krassen Gegensatz zu den Gegebenheiten unserer von Kommerz und Überfluss geprägten Gesellschaft stehen.

 


KölnTag in den städtischen Museen jeden ersten Donnerstag im Monat: 7. Mai 2015 (Am 4. Juni wegen Feiertag kein KölnTag!!) 
Weitere Informationen unter www.museenkoeln.de

Museumsfest in allen Häusern: 17. Mai, 10 bis 18 Uhr
Auch in diesem Jahr findet das Museumsfest zusammen mit dem KulturSonntag des Kölner Stadt-Anzeigers statt, dem Medienpartner des Museumsfestes: noch mehr Kultur und noch mehr Programm an einem Tag! Unter www.museenkoeln.de finden Sie ab 7. Mai alle Informationen zum Programm der Museen, den Fahrplan der Shuttlebusse der RVK und Planungshilfe für Ihr persönliches Programm.
Die meisten Angebote und Ausstellungen sind kostenlos – bei einigen Museen, die Eintritt für die Sonderausstellungen verlangen müssen, haben die Leserinnen und Leser des Kölner Stadt-Anzeigers Vorteile! Wer den Coupon des KulturSonntags aus der Zeitung mitbringt, erhält zwei Eintrittskarten zum Preis von einer.

 


AUSSTELLUNGSÜBERBLICK MAI / JUNI 2015
(inkl. der bereits eröffneten Ausstellungen)

Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Giovanni Maria Morandi. Ein Barockkünstler in Rom, bis 28. Juni 2015
Werner Herzog & Hercules Segers. Seelenlandschaften, bis 12. Juli 2015
Mit den Impressionisten entlang der Sein, 14. Mai bis 27. September 2015

Museum Ludwig
Alibis. Sigmar Polke. Retrospektive, bis 5. Juli 2015
Wolfgang-Hahn-Preisträger: Michael Krebber und R.H. Quaytman, bis 30. August 2015
Bernard Schultze. Zum hundertsten Geburtstag, 30. Mai bis 1. November 2015

Kunst- und Museumsbibliothek
Ellen Keusen, bis 17. Mai 2015

Römisch-Germanisches Museum
Medicus – Der Arzt im römischen Köln, 12. Juni bis 1. November 2015
Wasser für Roms Städte, 26. Juni bis 6. September 2015

Museum für Angewandte Kunst Köln
SYSTEM DESIGN. Über 100 Jahre Chaos im Alltag, bis 7. Juni 2015

Museum für Ostasiatische Kunst
Boro – Stoffe des Lebens, bis 2. August 2015
Weißes Gold – Porzellan aus China: 1400 bis 1900, 9. Mai bis 2. August 2015

Kölnisches Stadtmuseum
Us unsem Fastelovends-Tresörche (Kleine Kubus-Ausstellung), bis 7. Mai 2015
ACHTUNG PREUSSEN! Beziehungsstatus: kompliziert. Köln 1815-2015, 29. Mai bis 25. Oktober 2015

NS-Dokumentationszentrum
Todesfabrik Auschwitz. Topographie und Alltag in einem Konzentrations- und Vernichtungslager, bis 3. Mai 2015
Siegen für den Führer. Der Kölner Sport in der NS-Zeit, 22. Mai bis 4. Oktober 2015

artothek
Robert Kraiss, 14. Mai bis 20. Juni 2015

Käthe Kollwitz Museum Köln
„Wie war mein Leben stark in Leidenschaft“. Käthe Kollwitz in Photographien und Selbstzeugnissen, bis 28. Juni 2015

Schokoladenmuseum Köln
tierisch süß – im Schokoladenzoo, bis 18. Oktober 2015

Deutsches Sport & Olympia Museum
GESCHNÜRT | GEKNOTET | GEKLEBT, Handgemachte Fußbälle aus aller Welt; 29. Mai bis 12. Juli 2015

Domschatzkammer Köln
Handschriften aus der Dombibliothek (10), ab 1. April 2015

SK-Stiftung Kultur der Sparkasse KölnBonn
Martin Rosswog – Entlang Europa, bis 9. August 2015
Blick in die Sammlung August Sander. Westerwald – Portraits und Landschaften, bis 9. August 2015

Tanzmuseum des deutschen Tanzarchivs Köln/SK Stiftung Kultur
Faltenwurf und Walzerschritt. Tanz und Mode im Wandel der Zeit, bis 9. August 2015

Kolumba
playing by heart. Jahresausstellung der eigenen Sammlung, bis 24. August 2015

 


AUSSTELLUNGSVORSCHAU JULI / AUGUST 2015

artothek
FORT/ART COLOGNE Award for NEW POSITIONS 2014 / ermögl. durch Dt. Telekom, 2. Jul ibis 22. August 2015

Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Amor & Psyche. Über das Begehren, 10. Juli bis 25. Oktober 2015

Museum Ludwig
Danh Võ, 1. August bis 25. Oktober 2015

Museum für Angewandte Kunst Köln
Manu Factum, 22. August bis 11. Oktober 2015 

 

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KUNSTHALLE Düsseldorf – Ausstellung: “CODY CHOI. Culture Cuts” (ab 09.05.2015)


KUNSTHALLE Düsseldorf

“CODY CHOI. Culture Cuts“

9. Mai – 2. August 2015


Cody Choi Golden boy Poster

Mit Culture Cuts widmet die Kunsthalle Düsseldorf dem Konzeptkünstler Cody Choi (* 1961, Seoul, Südkorea) erstmals weltweit eine Retrospektive. Chois Arbeitsweise ist von Zivilisationskritik geprägt, die in vielfältigen Medien wie Malerei, Skulptur, Installation, Tusche, Computermalerei und Neonschriften zu einem Dialog der Kulturen beiträgt.

Aufgewachsen in Seoul, muss die Familie 1983 aus Südkorea in die USA fliehen. Cody Choi zieht nach einem kurzen Studium der Soziologie in Seoul nach Los Angeles und beginnt 1985, Kunst zu studieren. Dort freundet er sich mit seinem Mentor, dem Künstler Mike Kelley an, der sein Interesse für postkoloniale Theorien und die Differenz der Kulturen weckt. Beide verbindet das Thema kollektiver Ängste und Begehren, zumeist aus religiösen, sozialen oder sexuellen Prägungen ableitbar. Es entstehen die ersten körperbezogenen Skulpturen und Konzept-Arbeiten. Im Mittelpunkt steht die Suche nach Identität in einer fremden Kultur.

The Thinker



Mitte der 1990er Jahre lebt Cody Choi in New York und nimmt eine entscheidende Rolle in der internationalen Kunstszene ein. Vor allem seine 1996 bei dem Galeristen Jeffrey Deitch gezeigten pinkfarbenen „Denker“, entstanden aus Toilettenpapier und Bepto-Bismol (einer magen-beruhigenden amerikanischen Volksmedizin) machen ihn bekannt. In Beziehungen zu Michelangelo, Auguste Rodin, Marcel Duchamp oder Gerhard Richter übernimmt Choi westliche Kunstwerke und damit bereits formulierte Haltungen, um sie im Sinne der Appropriation Art neu zu definieren. Er verhandelt sowohl philosophische als auch ästhetische Themen und Klischees, immer wieder geht es um körperbezogene, skulpturale Energiespeicher und Metabolismus (Stoffwechsel). Er thematisiert die Conditio humana, das Menschsein in einer fremdbestimmten und oberflächlichen Umgebung, indem er das gelebte Östliche seiner Herkunft mit dem Fantastischen des amerikanischen Traums in eine subjektive Beziehung setzt. Cody Choi: „Trotz unzähliger Kulturaustäusche kennen wir uns nur, aber verstehen uns nicht. Es ist so, als essen wir Nahrung, aber verdauen sie nicht.“ (1997)

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In einem datenbasierten Stoffwechselprozess nutzt Choi 1999 das Malprogramm seines Sohnes, um digitale Gemälde von Tieren als 3-D-Computerbilder zu generieren, wie mystische Totems, wie eine irreale Fortführung (s)einer Zukunft: die seines Sohnes als realer Mensch und die der digitalen Neuerschaffung von Welten, von virtuellen Realitäten aus Pixeln.

Seit 2004 lebt Cody Choi wieder in Seoul, wo er als Professor lehrt. In einem Dialog von Bild und Sprache wie in den Tuschemalereien und Neonschriften analysiert und ironisiert er neue Bedeutungen gegenüber einem fragwürdigen, kapitalistischen Wertesystem. Als „Asiate“ in den USA und als „Amerikaner“ zurück in seiner Heimat behandeln seine Arbeiten vielfältige Problemfelder kultureller Sozialisation und Assimilation. Der Künstler thematisiert die medial und kulturell produzierten Konflikte zwischen Ost und West sowie die seiner Meinung nach schonungslose Verwestlichung Asiens.



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KUNSTHALLE Düsseldorf – Ausstellung: „CODY CHOI. Culture Cuts“ (ab 09.05.2015)


KUNSTHALLE Düsseldorf

“CODY CHOI. Culture Cuts“

9. Mai – 2. August 2015


Cody Choi Golden boy Poster

Mit Culture Cuts widmet die Kunsthalle Düsseldorf dem Konzeptkünstler Cody Choi (* 1961, Seoul, Südkorea) erstmals weltweit eine Retrospektive. Chois Arbeitsweise ist von Zivilisationskritik geprägt, die in vielfältigen Medien wie Malerei, Skulptur, Installation, Tusche, Computermalerei und Neonschriften zu einem Dialog der Kulturen beiträgt.

Aufgewachsen in Seoul, muss die Familie 1983 aus Südkorea in die USA fliehen. Cody Choi zieht nach einem kurzen Studium der Soziologie in Seoul nach Los Angeles und beginnt 1985, Kunst zu studieren. Dort freundet er sich mit seinem Mentor, dem Künstler Mike Kelley an, der sein Interesse für postkoloniale Theorien und die Differenz der Kulturen weckt. Beide verbindet das Thema kollektiver Ängste und Begehren, zumeist aus religiösen, sozialen oder sexuellen Prägungen ableitbar. Es entstehen die ersten körperbezogenen Skulpturen und Konzept-Arbeiten. Im Mittelpunkt steht die Suche nach Identität in einer fremden Kultur.

The Thinker



Mitte der 1990er Jahre lebt Cody Choi in New York und nimmt eine entscheidende Rolle in der internationalen Kunstszene ein. Vor allem seine 1996 bei dem Galeristen Jeffrey Deitch gezeigten pinkfarbenen „Denker“, entstanden aus Toilettenpapier und Bepto-Bismol (einer magen-beruhigenden amerikanischen Volksmedizin) machen ihn bekannt. In Beziehungen zu Michelangelo, Auguste Rodin, Marcel Duchamp oder Gerhard Richter übernimmt Choi westliche Kunstwerke und damit bereits formulierte Haltungen, um sie im Sinne der Appropriation Art neu zu definieren. Er verhandelt sowohl philosophische als auch ästhetische Themen und Klischees, immer wieder geht es um körperbezogene, skulpturale Energiespeicher und Metabolismus (Stoffwechsel). Er thematisiert die Conditio humana, das Menschsein in einer fremdbestimmten und oberflächlichen Umgebung, indem er das gelebte Östliche seiner Herkunft mit dem Fantastischen des amerikanischen Traums in eine subjektive Beziehung setzt. Cody Choi: „Trotz unzähliger Kulturaustäusche kennen wir uns nur, aber verstehen uns nicht. Es ist so, als essen wir Nahrung, aber verdauen sie nicht.“ (1997)

046.jpg

In einem datenbasierten Stoffwechselprozess nutzt Choi 1999 das Malprogramm seines Sohnes, um digitale Gemälde von Tieren als 3-D-Computerbilder zu generieren, wie mystische Totems, wie eine irreale Fortführung (s)einer Zukunft: die seines Sohnes als realer Mensch und die der digitalen Neuerschaffung von Welten, von virtuellen Realitäten aus Pixeln.

Seit 2004 lebt Cody Choi wieder in Seoul, wo er als Professor lehrt. In einem Dialog von Bild und Sprache wie in den Tuschemalereien und Neonschriften analysiert und ironisiert er neue Bedeutungen gegenüber einem fragwürdigen, kapitalistischen Wertesystem. Als „Asiate“ in den USA und als „Amerikaner“ zurück in seiner Heimat behandeln seine Arbeiten vielfältige Problemfelder kultureller Sozialisation und Assimilation. Der Künstler thematisiert die medial und kulturell produzierten Konflikte zwischen Ost und West sowie die seiner Meinung nach schonungslose Verwestlichung Asiens.