Auf dieser Seite bzw. deren Unterseiten vermitteln wir Künstler mit ihren künstlerisches Darbietungen, Kursen und Ahnlichem. Künstler, die sich mit ihrem Programm bei uns für eine Vermittlung präsentieren möchten, können sich gerne mit uns in Verbindung setzten (redaktionätkunstduesseldorfde).
Beispiele für Künstler, die wir hier vermitteln, können sein: performing artists aller Art, z. B. Schnellzeichner, Karikaturisten, Bodypainter, Akrobaten, Zauberer, Comedians, Poeten, Alleinunterhalter, Musiker, Bands, Theatergruppen, Actionpainter usw.
Gerne können Künstler hier auch ihre Kunstkurse präsentieren.
REIHE AUSSTELLUNGSREZENSIONEN AUF KUNSTDUESSELDORF.DE
REAL HUMANS in der KUNSTHALLE DÜSSELDORF
von Marianne Hoffmann
Ein Schwarm von Reihern, eine Insel mit Pflanzen, eine bewaffnete Computerspielfigur, ein Dinosaurier, ein Motorboot, Steine und Staub befinden sich in einem permanenten Wandel, indem sie aneinanderstoßen, sich vermengen, um die eigene Achse drehen und größer werden. Mit “Thousand Islands Thousand Laws” lässt sich Ian Cheng mit dem Betrachter in eine Welt ein, die sich nicht als Einheit erfassen lässt. Es ist ein animierter Film, in dem es keine Sicherheiten gibt außer, dass Leben eine ständige Veränderung ist.
Ian Cheng ist einer von drei Künstlern, die in der Kunsthalle Düsseldorf ein schwieriges Gebiet der Kunstvermittlung mit neuen Inhalten füllen. Unter dem Oberbegriff “Real Humans” zeigen, neben Ian Cheng, Wu Tsang und Jordan Wolfsons Werke, die auf unterschiedliche Weise Bedingungen des Menschseins reflektieren. Alle drei untersuchen in unterschiedlichen Vorgehensweisen und mit unterschiedlichen Verfahrensweisen die sozio-kulturellen, biologischen, ökonomischen und psychologischen Strukturen, in die der Mensch ihrer Meinung nach eingebunden ist. Jeder der drei Künstler hat in der Düsseldorfer Kunsthalle seinen eigenen Raum bekommen. Das ist insofern von Bedeutung, als man sich unbedingt die verschiedenen Ergebnisse in diesen auch architektonisch unterschiedlichen Räumen ansehen soll und muss.
Ian Cheng, der zum ersten Mal in Deutschland ausstellt, studierte zunächst Kognitionswissenschaften in Kalifornien, bevor er sich in New York als Künstler niederließ. Er spezialisierte sich im Genre Film und Video auf speziell hergestellte Echtheitssimulationen. Es ist ein besonderes Verfahren zur Herstellung von potentiell endlosen und unvorhersehbaren Animationen. Ein Zufallsgenerator entscheidet in seinem Video, wie die Figuren zu agieren haben. Chating Roboter sind die Stimmengeber in „Baby ft.Nicoya“ aus 2014. Eigentlich wurden Chatbots als eine Art Dienstleister eingesetzt, die menschliche Gesprächspartner imitieren können. Ihre menschlichen Stimmen und Ansagen werden übereinander gespielt, sodass nur noch streckenweise bzw. häppchenweise zu identifizieren ist, was gesprochen wird. Die einzige Konstante in Ian Chengs „Thousand Islands Thousand Laws“ ist die Veränderung. Leben ist Mutation ist Simulation. Ganz anders geht er in einem großen „Spruchbild“ vor. Man liest zunächst „ohm y god“ und assoziiert nach längerem Nachdenken dann doch noch, dass dort eigentlich „oh my god“ steht. Das ganze Spruchbild wird zum Buchstabenbild, die rote Farbe erinnert an Blut und an Morddrohungen, die verwaschen an einer Hauswand stehen. Man kennt das aus Krimis und ist schnell gelangweilt, denn die Videos um dieses Banner herum lenken den Blick auf bewegte Bilder, und was will der Mensch heute anderes? Besonders poetisch umgesetzt ist dies in der Arbeit „Something Thinking of You“ aus 2015. In einer freien Adaption der Abhandlung „Der Ursprung des Bewusstseins durch den Zusammenbruch der bikameralen Psyche“ des Psychologen Julian Jaymes (1978) entwirft Ian Cheng ein filmisches Experiment der Erforschung der Grenzen des Verstandes. In seinem Film lässt Cheng Organismen eine Wanderung ins Ungewisse unternehmen. Diese dunklen Organismen huschen durchs Bild, das anmutet als läge eine verschneite Landschaft zugrunde. Ein sich niemals wiederholender Handlungsverlauf hält den Betrachter an den Bildsequenzen fest.
Wu Tsangs Interesse gilt unterschiedlichen Formen von Identitätskonstruktionen und damit verbundenen Fragen von Diskriminierung und Zugehörigkeit. Sein großes Anliegen sind die alltäglichen Erlebnisse von Menschen, die aufgrund ihrer Sexualität, sozialen Klasse oder ethnischen Herkunft diskriminiert werden. Durch die von ihm entwickelte Methode der „Full body quotation“, dem sogenannten Ganzkörperzitat, schafft Tsang einen Verfremdungseffekt, der Spannungen im Film erzeugt und Wahrnehmung verändert. Seine Werke im Stile des magischen Realismus haben Preise gewonnen, so zum Beispiel der Film „Wildness“, der aus 2012 stammt und in Düsseldorf gezeigt wird, außerdem kommt es zur Uraufführung seiner neuesten Arbeiten „The Looks“ aus 2015. „Wildness“, sein preisgekrönter Spielfilm, kreist um die Bar Silver Platter in L.A.. Dort hat die LGBT-Gemeinschaft (Lesbisch, Homosexuell, Bisexuell, Transgender) seit 1963 ihr Zuhause. Gemeinsam mit Freunden organisiert Tsang dort die experimentelle Performance-Kunst-Party „Wildness“, mit dem Ergebnis, dass ein neues Publikum in diese eingeschworene Bargemeinschaft eindrang, was zwangsläufig zu Problemen führen musste. Doch die zunehmende Popularität dieser Bar und ihrer eingeschworenen Gemeinschaft führte auch zu mehr Wahrnehmung und Offenheit gegenüber Ausgegrenzten. Eine Bar spielt sich selbst, ein ungewöhnlicher und immer noch brandaktueller Film. In seinem neuen Film „The Looks“ spielt die Performerin „Boychild“ die Hauptrolle. Sie zeigt, wie eine zukünftige Gesellschaft von Avataren überwacht wird, den sogenannten Looks. Dabei sind die Looks künstliche intelligente Frequenzen, die den sozialen Austausch der Menschen über soziale Medien überwachen. Das Material zu diesem Film entstammt einer Performance von Boychild, die im Stadelijk Museum in Amsterdam stattgefunden hat. Es sind das phantastische Bling-Bling Kostüm der Künstlerin, ihr mit Pailletten überzogener Kopf, die Anmut der Bewegungen, das scheinbar Zerrissene im Zelluloid, das keines ist, die den Betrachter in den Bann ziehen.
Sein Spiel mit Mythen und Bedeutungen der kapitalistischen Welt, seine aufgeladenen Assemblagen aus verschiedenen Materialien der Popkultur, macht Jordan Wolfson auf eindrucksvolle Weise zu einer Welt voller zerrissener Individuen, die zwischen der Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Intimität und einem Bedürfnis nach Abgrenzung und Einzigartigkeit schwanken. In „Raspberry Poser“ werden Welten gekonnt gemischt und umcodiert. Dabei ist das Wort Raspberry schon im Englischen doppeldeutig: es bedeutet sowohl Himbeere als auch Schnauben. Zu seinen Filmen zeigt Wolfson eine Reihe von unbetitelten Skulpturen, in denen collagierte Bildarrangements in vom Künstler selbst angefertigten Aluminiumrahmen gefasst sind. Dabei spielen Bumper Sticker eine große Rolle. Das sind Aufkleber, die von Unternehmen zur Werbung oder auch von Privatpersonen zur Markierung einer bestimmten Zugehörigkeit, zum Beispiel auf Autos, angebracht werden. Zitate der Popkultur ergänzen diese Bilder, die der Künstler Skulpturen nennt. Das gleiche gilt auch für Tintenstrahldrucke aus dem Bereich Comic mit der Hand des Künstlers im Bild.
Der schwächste Teil der Real Human Ausstellung, aber das liegt wie immer im Auge des Betrachters. Alle drei Künstler (!) sind Jahrgang 80 bzw. zu Beginn der 80er geboren. Die beiden Kuratorinnen sind jünger. Es scheint, dass mit „Real Humans“ ein Dialog der jüngeren Generation stattfindet, der vielleicht auf der bei „arte“ gezeigten gleichnamigen Serie „Real Humans“ eine Basis findet. Das Besondere bei der Arte Serie ist, dass sie im Land der Krimis in Schweden spielt. Die Hubots (Abkürzung für Human Robots), erledigen Aufgaben, die für gewöhnliche Maschinen zu schwer sind, und sind so unabkömmlich im Alltag der Menschen geworden. Diese aus dem Jahre 2012 stammende Serie hat viele Anknüpfungspunkte in Düsseldorf oder umgekehrt. Es ist eine Ausstellung, die viel Angst zeigt und Probleme unseres Menschseins in eine neue Sprache transferiert. Nicht immer verständlich, aber immer sehenswert.
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Weitere Informationen zu dieser Ausstellung finden Sie hier. Die Ausstellung geht noch bis zum 19. April.
Vom 11. April bis 21. Juni 2015 präsentiert der Skulpturenpark Waldfrieden eine Auswahl von Werken des österreichischen Künstlers Erwin Wurm. Unter dem Titel „Am I Still A House?“ werden Skulpturen und Videoarbeiten Erwin Wurms gezeigt, die sich auf das Motiv des Hauses beziehen.
Erwin Wurm gehört gegenwärtig zu den erfolgreichsten Künstlern aus Österreich. Die Ansätze seines Schaffens sind vielschichtig und entsprechend vielfältig sind die Ausdrucksformen seines Werks. Neben Skulpturen umfasst sein Oeuvre Filme, Fotografien, Zeichnungen und Performances, wobei er selbst zusammenfassend feststellt, dass es ihm darum gehe, den „Alltag aus einer anderen Perspektive zu zeigen“. Die Motive seiner Kunst sind meist Objekte der Alltagswelt. Doch im Zuge des künstlerischen Prozesses werden seine Häuser, Autos, Kleidungsstücke u.v.m. formal verfremdet oder in ungewohnter Weise verwendet. Ein bekanntes Beispiel dieser Methode sind seine improvisierten „One Minute Sculptures“. Dabei gibt der Künstler Anweisungen zur Interaktion mit Alltagsgegenständen. Die ausführende Person wird durch die Aktion für einen kurzen Zeitraum selbst zur Skulptur.
Die Ausstellung „Am I Still A House?“ präsentiert Skulpturen Erwin Wurms, die sich auf das Motiv des Hauses beziehen. Darunter ist die begehbare Plastik „Fat House“ aus dem Jahr 2004, ein Landhaus in Originalgröße, das mit einer menschenhaften Fettleibigkeit versehen ist. Ein Video im Inneren der Skulptur zeigt eine Computeranimation des sprechenden Hauses, das über existentielle Fragen monologisiert. Ebenso wie „Fat House“ sind auch die übrigen Exponate auf irritierende Weise verformt: sie sind fett und adipös, zerklüftet, sie schmelzen dahin oder zeigen Spuren gewalttätiger Bearbeitung. Diese Verfremdung verleiht den Werken ihre skulpturale Qualität und führt die Wahrnehmung in einen Grenzbereich, wo die spontane Identifizierung des Kunstwerks mit dem banalen Motiv „Haus“ scheitert. Stattdessen wird die abstrakte, formale Qualität des Objektes in den Blickpunkt gerückt.
Erwin Wurm, geboren 1954 in Bruck, Österreich, studierte zunächst an der Universität Mozarteum Salzburg, besuchte anschließend die Hochschule für angewandte Kunst und die Akademie der bildenden Künste in Wien. Von 2002 bis 2010 lehrte er als Professor für Bildhauerei/Plastik und Multimedia an der Universität für Angewandte Kunst Wien. 2013 wurde er mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet.
Rita McBride ist die aktuelle Rektorin der altehrwürdigen Düsseldorfer Kunstakademie. Sie hat die Nachfolge von Tony Cragg angetreten, der gerade von der Akademie für seine Lehrtätigkeit und sein Engagement geehrt wurde. Vor ein paar Tagen konnten in einer langen Senatssitzung vakante Professorenstellen neu besetzt werden, doch die spielen für den aktuellen Rundgang keine Rolle.
Im Erdgeschoss reihen sich die Arbeiten der Abschlussklassen aneinander. Laura Sachs aus der Klasse von Prof. Kiecol präsentiert sensible Arbeiten zum Thema Form und Konstruktion. Dabei stellt sie sich die Frage: “Was verändert ein minimaler Eingriff an meinem Objekt?“ In ihrem Fall eine braun getönte Leinwand. Eine Stahlklammer am oberen Rand der Leinwand angebracht, verändert die Wahrnehmung. Ein Gitter aus unterschiedlichen Materialien setzt auf malerische Effekte durch Licht und Schatten. Ihr geht es wie dem Chirurgen, der mit einem minimalinvasiven Eingriff das optimale Ergebnis erzielen will, ohne den Patienten zu sehr zu belasten.
Ganz andere Gedanken hat der Kommilitone Sebastian Bathe mit seiner im selben Raum aufgestellten 3-teiligen Arbeit. Er setzt einen quadratischen gerahmten Betonsockel in die Mitte des Raumes, ordnet dahinter geometrisch zugeschnittene Holzplatten an, setzt eine weitere dahinter und endet mit einer Stahlstele an der Wand. Schwarzer Endpunkt der Raumbetrachtung. Es ist ein sehr differenziert ausgearbeitetes Werk, auf die Raumsituation zugeschnitten und trotzdem ist Sebastian Bathe uneins mit sich und dem Werk. Der Künstler steckt voller Selbstzweifel. Sein Gehirn komponiert ein Lied und eine neue Arbeit für einen anderen Raum und einen anderen Ausgangspunkt. Die Arbeit mit dem ungewöhnlichen Titel: „Fick Dich, ich fahr nach Kalifornien“ lässt auf alle Fälle auf mehr hoffen.
Viele der Studenten im Erdgeschoss der Akademie, die nun zum letzten Mal am Rundgang teilnehmen und ausstellen, sind selbstsicher genug zu wissen, dass sie ihren Weg gehen werden und das in Düsseldorf oder Duisburg oder Wuppertal, jedenfalls dort, wo sie sich Atelierräume leisten können. Berlin ist für sie keine Option.
Die Gänge in der Kunstakademie scheinen nicht enden zu wollen, und so freut man sich über Abwechslung auf den Fluren und den Abbiegungen, die sich anbieten, größere Werke an prominenter Stelle zu präsentieren. Daphne Stahl hat diese Gelegenheit genutzt, um eine Stahlskulptur Mensch in eine Art Hamsterrad zu fesseln. Eine Anspielung auf die Ausbildung in der Akademie oder das Leben? Wer wagt die Interpretation eines gefälligen Kunstwerkes?
Micha Jönke aus der Klasse Deacon, zeigt eine Arbeit, die schon 7 Jahre alt ist, aber niemals vorher zu sehen war. Er hat sie konstruiert, mit seinem Kunststudium begonnen und die Arbeit auf den Dachboden verbannt. Da Micha Jönke auch Architektur studiert hat, versteht er seine Arbeit als Schnittstelle zwischen Architektur und Kunst. Auf einem Gerüst aus schmalen Stahlstreben und einer Platte stehen höchst banal ein Reihenhaus und ein zweites Haus. Es soll ein Haus am See sein. Die Architektur der Häuser weist weder das Reihenhaus noch das Haus am See als solches aus, dafür ist die Architektur zu futuristisch konzipiert.
Micky Damm setzt sein Wissen über Malerei und Raumskulptur ganz anders um. Er stellt ein simples Regal auf. In den Standardfächern aus dem Baumarkt liegen Leinwände, die pastose Monochromie wahrnehmen lassen.
„And the years shall run like rabbits“. Unter diesem Titel präsentiert Nina Nowak eine Raumskulptur in Beton, Stahl, gekrönt durch eine Pflanze, während Kollegin Thea Heise auf Malerei und Lithografie setzt. Arbeiten in Holz, zum Teil grell lackiert, mit geriffelter Gummisohle unterfüttert, so zeigt Katharina Beilstein ihre Variationen zum Thema Schuh. Das Ensemble trägt den bezeichnenden Titel „platforms“ und präsentiert, was Holzskulptur im 21. Jahrhundert bedeuten kann. Das Verwirrspiel der Sinne, das sie in ihrer Präsentation zeigt, prägt sich nicht nur Frauen ein.
In der Abschlussklasse von Prof. Katharina Fritsch verwirklichen Anna Szermanski und Thorsten Schoth ihre Ideen zu Positionen der Kunst der Jetzt-Zeit. Während Anna Szermansky große Leinwände mit Skeletten malerisch, bunt und blumig befüllt, setzt Thorsten Schoth auf weißen Gips und das Thema Gender und Theater. Eine klassische Skulptur der Antike, die im Begriff ist ein Mieder anzulegen, spiegelt eine Frau beim Ankleiden vor, doch sieht man ihr ins Gesicht, sieht man einen zarten Jüngling, der das Mieder mit elegantem Schwung an seinen Körper zieht. Seine Kulisse ist ein in den Himmel ragendes Banner, das eben jenen symbolisiert.
Tobias Nink ist ein Künstler, der sich mit dem befasst, was unsere Eltern uns hinterlassen, und womit wir nur noch Sperrmüll sehen. Aus diesem Sperrmüll kreiert Tobias Nink schlanke Stelen auf hohen Beinen. Einen alten Emaillegasherd hat er mit der Flex so verschlankt, dass man ihn als Einplattenherd scheinbar nutzen kann. Aber auch er zeigt mit dieser Installation sein Abschlusswerk.
Malerei, Skulptur, Rauminstallation, freie Improvisation, die Grenzen sind fließend. Die Vielfalt der künstlerischen Vorgehensweisen ist klassenübergreifend. Die Zuordnung zu den Professoren steht allein an der „Klassentür“. Und differiert von Stockwerk zu Stockwerk. Wie weit noch gelernt, gearbeitet und ausgearbeitet werden muss, zeigt sich besonders in den Klassen der Malerei. Hier sind die Unterschiede zum Teil so eklatant, dass man den Worten von Rita McBride gerne Nachdruck verleihen möchte: „Es ist aber gut, wenn sich die Trennung in Sparten auflöst. Ich bin zum Beispiel Professorin für Bildhauerei, aber in meiner Klasse wird viel gemalt. Ausgangspunkt müssen die Ideen der Studenten sein“. Doch was ist, wenn Ideen vorhanden, aber an der Technik noch sehr gefeilt werden muss. Reicht es dann schon zum Rundgang? Immerhin eine Ausstellung, die Massen anzieht. Und sie fährt fort: “Wir geben ihnen ein Vokabular, um ihre Ideen auszudrücken.“ Dass sie dieses Vokabular erreichen, zeigen die Arbeiten von Meisterschülern und jenen schon beispielhaft beschriebenen Abschlussklassen.
Wer nach klaren Aussagen in der Kunstakademie Düsseldorf sucht, sollte auf jeden Fall die Klasse für Bühnengestaltung und Baukunst besuchen. Ein Hochhaus in Düsseldorf neu zu interpretieren, die Erweiterung der Landesbibliothek in Berlin zu überdenken oder die Ringstraßen am Dortmunder Wall macht nicht nur Sinn, sondern reizt die Sinne.
Die Tage der Rundgänge fordern den Besucher heraus, die Frage wieviel Kreativität, Talent und Potential in diesem ehrwürdigen Haus steckt und wieviel grandioses Erbe es zu überbieten gilt, begleiten den Rundgang. Und wem das alles zu viel wird, der sollte vielleicht doch nach Kalifornien ziehen.
___________________________ Anmerkung der Redaktion: Der Rundgang geht noch bis morgen (Sonntag, 8. Feb). Der Eintritt ist frei. Kunstakademie Düsseldorf, Eiskellerstr. 1, 40213 Düsseldorf.
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Kurator: Beat Wismer, in Zusammenarbeit mit Wim Wenders
Wim Wenders, 1945 in Düsseldorf geboren, ist vor allem durch Filme wie „Der Himmel über Berlin“, „Pina“ und „Das Salz der Erde“ international bekannt. Doch er bekennt: „Die photographische Arbeit ist die andere Hälfte meines Lebens“. Anders als der Filmemacher verzichtet der Fotograf Wenders auf die modernen technischen Möglichkeiten. Seine Aufnahmen, für die er die Schreibweise „Photographien“ bevorzugt als Ausdruck des Zusammenspiels von Licht (phos) und Malen (graphein), entstehen analog, ohne Kunstlicht, ohne Stativ.
Anlässlich des 70. Geburtstages des Künstlers im Jahr 2015 zeigt das Museum Kunstpalast in Kooperation mit Wenders Images, der Wim Wenders Stiftung und Blain Southern eine Auswahl von 60 bis 80 großformatigen Fotografien und Landschaftspanoramen.
– Dokumentarfilm zum 25-jährigen Bestehen von Karin Kaper und Dirk Szuszies
Von Susanne Braun
„Es war ein Moment der Befreiung. Die Berliner Mauer war das Symbol des ‘Eisernen Vorhangs’ und ich habe mich sehr geehrt gefühlt, an diesem historischen Vorgang beteiligt sein zu dürfen. Es war eine sehr interessante und euphorische Zeit, tausende von Touristen sind herbei geströmt, um uns malen zu sehen und es gab sehr viel Aufmerksamkeit von Seiten der Medien. Aber natürlich habe ich von Zeit zu Zeit an die Bedeutung dieser Malaktion gedacht, daran, dass es noch gar nicht lange her war, dass der letzte junge Mann bei dem Versuch, diese Mauer zu überwinden, umgebracht worden ist. Es gab also auch schmerzliche Momente“, beschreibt Margaret Hunter, eine von vielen Künstlern, die 1990 das mittlerweile längste noch erhaltene Stück der Berliner Mauer mit einem Gemälde verziert hat, ihre Eindrücke von damals.
Als einziges Filmteam haben die Kreuzberger Regisseure Karin Kaper und Dirk Szuszies im Jahr 2009 die Restaurierung und Sanierung der mittlerweile vom Abriss bedrohten East Side Gallery begleitet. Entstanden ist ein lebendiger und unterhaltsamer Film, der mit Archivmaterial der Künstler von 1990 einen authentischen Rückblick ermöglicht und Denkanstöße durch leidenschaftliche Stellungnahmen unterschiedlichster Akteure bietet. Im Mittelpunkt steht die Frage: Was bedeutet uns Freiheit und was ist sie uns wert?
Der unabhängig produzierte und selbst finanzierte Kinodokumentarfilm ist durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert worden. BERLIN EAST SIDE GALLERY läuft am Sonntag, dem 1. Februar, erstmals in Anwesenheit des Regisseurs Dirk Szuszies im Bambi Kino in Düsseldorf. Außerdem wird der Film am 29. Januar im Schoßtheater in Münster und im Union Kino in Bochum sowie am 31. Januar in der Camera in Dortmund in Anwesenheit des Regisseurs gezeigt.
Der Kinodokumentarfilm von Karin Kaper und Dirk Szuszies spricht nicht nur mit Künstlern der Berlin East Side Gallery selbst, sondern wartet mit einzigartigem Originalmaterial seit 1990 auf. Er ist der erste Film, der diese Berliner Institution dokumentiert und erzählt von Freiheit und Menschenrechten, die heute mehr denn je durch mächtige Investoren und wirtschaftliche Interessen bedroht werden. Einmal mehr zeugt der Film von Fehlplanungen in deutschen Großstädten, der sogar deutsch-deutsche Gedenkkultur zum Opfer fällt. (kino.de)
Ein Vierteljahrhundert innerdeutscher Geschichte wird hier anregend diskutiert. Mit Dutzenden Stimmen und Perspektiven gewinnt die East Side Gallery eine neue Dimension. Einst Horrorkonstrukt, jetzt Kunstwerk symbolisiert sie die Stadt als Zankapfel und Touristenmagnet wie kaum ein anderes Objekt in der Berliner Planungswüste. In den stärksten Momenten der Dokumentation erklären die einzelnen Künstler während der Restaurierung ihrer eigenen Bilder ihren Bezug zur Mauer. Hier gewinnt der Film eine enorme Intensität, jeweils eingefasst von originellen Perspektiven und sorgsam ausgesuchter Musik. (Programmkino, Dorothea Tackmann)
An der Berliner East Side Gallery kulminieren überaus widersprüchliche Interessen. Es geht um ein für Investoren hochinteressantes Filetgrundstück direkt an der Spree. Die Filmemacher haben das Archivmaterial und ihre Beobachtungen der letzten fünf Jahre klug montiert. Manchmal bewegend, oft sehr klarsichtig erzählen die beteiligten internationalen Künstler von ihrer Motivation. Meist geht es um die Überwindung von Diktaturen, fast immer um die Freiheit. (Tip Berlin, Lars Penning)
In Hamburg kennt man ihn, den Kampf von Initiativen gegen die Interessen mächtiger Investoren. Aber auch andernorts verteidigen Bürger und Vertreter der Subkultur ihre Nischen in boomenden Städten. Ein Beispiel ist die Berlin East Side Gallery, die seit einem viertel Jahrhundert an der Spree existiert. Hier verläuft das längste noch erhaltene Stück Berliner Mauer und bildet eine riesige Open-Air-Galerie. Sie ist Besuchermagnet und Abbild der friedlichen Revolution gegen die Teilung Deutschlands. Initiativen kämpfen um den Erhalt und gegen die Bebauung des Spreeufers und des ehemaligen Todesstreifens an der East Side Gallery. Der Film leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung und zeigt,wie lebendig Gedenkkultur sein kann. (DIE ZEIT, Lena Frommeyer)
Hätten wir solche Farben gehabt, hätte es die Wende nicht gegeben“, sagt einer der 118 Künstler über die Wandmalereien an Berlins längstem erhaltenen Mauerabschnitt. Karin Kaper und Dirk Szuszies lassen ihn und viele andere Protagonisten die Geschichte dieses Ort selbst erzählen, an dem sich Erinnerung, Kunst, Tourismus und Stadtplanung so unübersichtlich vermischen. Der Dokumentarfilm legt das wirklich Spannende frei:die Menschen hinter den Bildern – vom Allende-Kämpfer bis zum japanbegeisterten Ostberliner. (SZ, Annett Scheffel)