Autor: Sven Blatt
KUNSTPALAST Düsseldorf: Erika Kiffl – Fotografie. Von Ai Weiwei bis Gerhard Richter
Erika Kiffl – Fotografie. Von Ai Weiwei bis Gerhard Richter
Kuratorin: Anne Rodler
07.08. – 18.10.2015
Mit etwa 100 Fotografien widmet das Museum Kunstpalast der bedeutenden Chronistin der Düsseldorfer Kunstszene seit den 1960er Jahren, der Fotografin Erika Kiffl (*1939 in Karlsbad, heute Tschechien), eine Einzelausstellung. Erika Kiffl kam im jugendlichen Alter nach Düsseldorf, studierte Grafik in Krefeld sowie Gebrauchsgrafik an der hiesigen Kunstakademie und entschied sich nach verschiedenen Tätigkeiten in der Werbe- und Modebranche für die freie Fotografie.
Nach der Flucht aus der Tschechoslowakei im Jahr 1946 verbrachte Erika Kiffl ihre Kindheit bis 1951 in Österreich. In den Jahren 1979 und 1980 kehrte sie hierher zurück und besuchte u.a. die Künstler Arnulf Rainer und Hermann Nitsch in ihren Ateliers. Zahlreiche Reisen führten die engagierte Fotografin zudem nach Polen zur Zeit der Solidarność-Bewegung. Ihre Aufnahmen der Vorbereitungen zu den „Dialog“-Ausstellungen 1989 in Düsseldorf und 1990 in Warschau vermitteln einen Eindruck des engen Austausches, der zwischen deutschen und polnischen Künstler stattgefunden hat.
„Erika Kiffl geht mit ihrer Kamera an die Entstehungsorte der Kunst. Sie selbst bezeichnet ihr fotografisches Arbeiten als „work in process“, „als das Aufspüren und Festhalten des kreativen Moments“. (Anne Rodler, Kuratorin). Ihre Künstlerfotos zeigen stets die Einheit von Ort, Person und Ereignis in der Kunstszene. Sie hat die Aktivitäten der Kunstakademie ebenso begleitet wie Ausstellungen des Kunstpalasts. Künstler wie Gotthard Graubner, Gerhard Hoehme, Gerhard Richter, Ulrike Rosenbach und Günther Uecker hat sie in ihren Ateliers fotografiert, lange bevor sie berühmt wurden.
1995 schuf Erika Kiffl in China eine umfangreiche Serie von Fotos junger Künstlern, die zu dem geplanten, aber nicht realisierten Kulturfestival „China Heute“ in München 1996 eingeladen waren. (Da in einem begleitenden Veranstaltungsprogramm chinesische Regimekritiker zu Wort kommen sollten, wurden 180 Künstlern, die auf dem Festival einen Querschnitt durch die junge, zeitgenössische Künstlerszene darstellen sollten, die Ausreise nicht gestattet.) Kiffls Aufnahmen aus den Ateliers von Ai Weiwei, Zeng Fanzhi, Jiang Jie sind bedeutende Zeugnisse von Kulturdialog, der von chinesischer Seite abgebrochen wurde.
„Die Arbeiten von Erika Kiffl sind gewollt Kunstdokumentationen im doppelten Sinne: Sie sind Dokumentationen von Kunst, aber auch Dokumentation, die Kunst ist. Diese Bilder sind Denkanstöße, zum Verhältnis von Privatheit und Öffentlichkeit, von Mensch, Kunst, Raum, Inszenierung beispielsweise. Gleichzeitig helfen sie dem Unbeteiligten, überhaupt einen Einblick in das Leben zu erhalten, das mit der Kunst untrennbar verbunden ist.“ (Beat Wismer, Generaldirektor Museum Kunstpalast)
Die Ausstellung gibt mit ca. 100 Fotografien einen Überblick über Kiffls künstlerisches Lebenswerk seit 1964. Alle Fotos gehören zum Archiv künstlerischer Fotografie der rheinischen Kunstszene (AFORK), das im Museum Kunstpalast beheimatet ist.
Erika Kiffl ist eine der Initiatoren dieses 2003 gegründeten und von der Landeshauptstadt Düsseldorf und der Kunststiftung NRW maßgeblich unterstützten Archivs. Inzwischen ist das AFORK zu einer gefragten Anlaufstelle für Forscher und Interessierte, die sich mit der rheinischen Kunstszene beschäftigen, geworden. Ca. 1000 Fotografien werden von Erika Kiffl in diesem einzigartigen Archiv aufbewahrt und finden so auch Eingang in das Bildgedächtnis derer, die den Kunstkontext nicht selbst miterleben konnten.
Eröffnung:
Donnerstag, 6.8.2015, 19 Uhr
Öffnungszeiten:
Di – So und feiertags 11 – 18 Uhr, Do 11 – 21 Uhr, Mo geschlossen
Tickets:
5 €, erm. 4 €
Kuratorenführung:
Do, 27.8.2015, 18 Uhr
Öffentliche Führungen:
So, 6.9. und 27.9.2015, jeweils um 15 Uhr
Konzert im Rahmen der Blauen Stunde
Duo SeidenStrasse
Do, 17.9.2015, 19 Uhr
Kurzführung
Zum Kunstwerk des Monats
Mi, 7.10.2015 + Do, 8.10.2015, jeweils 12.30 Uhr
Gebühr: 3 €
Katalog
Erika Kiffl. Fotografie 1964 – 2014 / hrsg. von Daniel Marzona. Distanz Verlag Berlin 2014. 208 Seiten. Mit Beiträgen von Ingrid Bachér, Renate Buschmann, Dietmar Elger, Robert Fleck, Gregor Jansen, Hans-Georg Lohe, Jutta Mattern, Ulrike Merten, Vanessa Sondermann, Raimund Stecker, Stephan von Wiese, Beat Wismer. Preis: 34,90 €
SOMMERRUNDGANG KUNSTAKADEMIE Düsseldorf
SOMMERRUNDGANG KUNSTAKADEMIE Düsseldorf
Die Präsentation der Abschlussarbeiten der 33 Absolventen und Absolventinnen findet vom 07.07.2015 bis zum 12.07.2015 statt und wird von interessanten und spannenden Veranstaltungen begleitet. Informationen dazu werden Sie in einem Programmheft, das in der Akademie ausliegt, vorfinden.
Ausloten von Schnittstellen – Das Tanzfestivals „Tanz im August“ in Berlin
Tanzfestival TANZ IM AUGUST in Berlin
Die Schnittstellen ausloten – Bildende Kunst und Tanz sowie die asiatische Tanzszene stehen im Mittelpunkt des bedeutendsten deutschen Tanzfestivals ‚Tanz im August‘ in Berlin
Ein Gastbeitrag von Susanne Braun
"Available Light" by Lucinda Childs, John Adams and Frank Gehry from Larry Murray on Vimeo.
1983 hat das ‚Museum of Contemporary Art‘ in Los Angeles seinen Ausstellungsraum ‚Temporary Contemporary‘ mit ‚Available Light‘ von John Adams, Lucinda Childs und Frank O. Gehry eröffnet, in diesem Jahr ist die Europapremiere bei der Eröffnung des 27. internationalen Tanzfestivals am 13. August im ‚Haus der Berliner Festspiele’ zu sehen. Darüber hinaus bieten die Veranstalter dem Publikum an diesem Abend eine Ausstellung auf einer Bühne, ein 24-Stunden-Event und eine architektonische Installation in einem Theater und demonstrieren mit dieser Auswahl ganz deutlich, dass klare Grenzen zwischen den Genres oft nicht zu ziehen sind. Da erscheint es nur folgerichtig, dass die Bilder der ‚Sammlung Haubrock‘, die Werke von Carol Bove, Olafur Eliasson, Elmgreen & Drahtes oder Philippe Pardon beinhaltet, nur einen Tag lang in ‚HAU1‘ des ‚Hebbel am Ufer‘ zu sehen ist und deufert&plischke etwa 24 Stunden lang die Grenzen zwischen Kunst, Künstler und Publikum verschwinden lassen, um heraus zu finden, ob das Theater ein Ort für bürgerliches Engagement sein kann.
Virve Sutinen, künstlerische Leiterin des Festivals, betont bei der Präsentation des Programms, dass es zwar keinen thematischen Schwerpunkt im strengen Sinne gebe, aber eine besonders hohe Anzahl der rund 60 Veranstaltungen drehten sich um die Beziehung zwischen Bildender Kunst und Tanz, die asiatische Tanzszene und die ‚Ikone des New Dance‘ Rosemary Butcher. In diesem Jahr hat der Hautpstadtkulturfonds seine Zuschüsse um 200.000€ erhöht und dadurch ein vielfältigeres Programm mit mehr Uraufführungen als sonst möglich gemacht. „Die gezeigten Arbeiten sprechen für sich selbst und es ist meine Überzeugung, dass Kunst komplizierte Wirklichkeiten entwirren und so dem Unbekannten eine Form geben und eine Stimme verleihen kann. Kunst und besonders Tanz ermöglichen es uns, die Welt mit den Augen eines anderen zu betrachten und etwas zu fühlen, zu sehen und zu erfahren, wofür uns noch die Begriffe fehlen“, äußerte sich Virve Sutinen zu der Bedeutung des Festivals.
After The Last Sky from Rosemary Butcher on Vimeo.
Choy Ka Fair lässt in seinem Dokumentationsfilm ‚Soft Machine: Surjit Nongmeikapam (India) & Rianto (Indonesia)‘ die asiatische Tanzszene in 86 Interviews aus China, Indien, Indonsien, in diesem Jahr außerdem ‚Ehrengast der Frankfurter Buchmesse‘, Japan und Singapur selbst zu Wort kommen. Eisa Jocson zeigt in ihrem Stück ‚Host‘ weibliche und transgender Hostessen, die in japanischen Clubs eine Form von Weiblichkeit inszenieren, die an die japanische Geisha-Tradition anknüpft. Die ‚Korea National Contemporary Dance Company‘ und der Choreograf Ahn Aesoon beschäftigen sich in ‚Bul-ssang‘ mit den vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Ost und West.
Aber es verschwimmen nicht nur die Grenzen zwischen den künstlerischen Genres, sondern auch zwischen Menschen und Maschinen sowie Kunst und Physik. Bei Antony Hamilton und Alisdair MacIndoe geben 64 computergesteuerte Maschinen den Rhythmus vor, wohingegen Cie Gilles Jobin in seinem Stück ‚Quantum‘ aus Physik Tanz macht, wofür er drei Monate am europäischen Forschungszentrum für Kernenergie in Genf verbracht hat. Mit dem Gleichgewicht zwischen Ordnung und Unordnung, das es nach dem Naturgesetz nie geben kann, beschäftigen sich der koreanische Choreograf Geumhyung Jeong und die ‚Compagnie SIGA‘.
Das Tanzfestival ‚Tanz im August‘ wird vom 13. August bis 4. September von dem Theater ‚HAU Hebbel am Ufer’ in Berlin veranstaltet. Das Programm ist auf mehreren Bühnen der Stadt zu sehen, an ‚HAU1‘ und ‚HAU3‘ des ‚Hebbel am Ufer’, der ‚Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz‘, im ‚Haus der Berliner Festspiele‘, der ‚Schaubühne am Lehniner Platz‘, den ‚Sophiensaelen‘, dem ‚RADIALSYSTEM V‘ und der ‚Akademie der Künste‘.
Mehr Informationen zum Programm und die Möglichkeit, Karten zu bestellen, gibt es unter: www.tanzimaugust.de
Ein Newsletter wird kurzfristig weitere Informationen und Termine bereit stellen.
BEWIRB DICH: 3. OFFLYRIK-FESTIVAL 2017
KUNST|Lyrik|Düsseldorf
3. OFFLYRIK-FESTIVAL 2017
Die Bewerbungsphase hat begonnen!
www.Lyrikfestival.de / Die Literaturszene besteht nicht nur aus Bestsellerautoren und Preisträgern. Es gibt eine Offszene aus Lyrikern, die auf der Bühne zuhause sind. Sie performen ihre Gedichte in ihrem ganz eigenen Stil, treten aber bei Poetryslams eher selten auf. Ihre Wortkunst entfaltet sich magisch und popschamanisch, ihre Lesungen sind legendär! Und wir reden hier nicht von vergangenen Tagen, denn diese Dichter sind kein Mythos, sondern leben im Hier und Jetzt. Sie produzieren Livelyrik mit Tiefgang! Tiefenliterarische Ekstasen! Das 1.Offlyrikfestival fand 1995 im Kölner BelAir statt. 1996 dann das zweite im Kieler SubRosa. Lyrikperformer wie stan lafleur, Alex Nitsche, Harald ‘Sack’ Ziegler, Peter Rech, Thorsten Nesch, Hadayatullah Hübsch, Ron Schmidt und Tom de Toys intonierten ihre poetischen Texte mit teilweise geradezu theatralischer Stimmakrobatik – ein Fest für die Ohren, progressive Lyrik der Offszene so zu erleben! Mit 20-jähriger Verzögerung plant nun das G&GN-INSTITUT das 3.Festival in Düsseldorf, mit einigen Veteranen und Newcomern der Lyrikszene. Ausnahmedichter mit ungewöhnlicher Gegenwartslyrik und Bühnentalent: Eventliteratur vom Feinsten! EXISTENZIELLE TABULOSE POESIE!
Bewerbungsmodalitäten hier.
KUNSTSAMMLUNG NRW (K20) Düsseldorf: Miró. Malerei als Poesie
kunstsammlung NRW (K20) Düsseldorf
Miró. Malerei als Poesie
13.06. – 27.09.2015
K20 Grabbeplatz
Kuratorin (Düsseldorf): Marion Ackermann
Co-Kuratorin (Düsseldorf): Valerie Hortolani
Mit seinen scheinbar heiter-naiven Motiven ist der spanische Maler Joan Miró (1893-1983) weltweit bekannt. Tanzende Sterne und fantasievolle Symbole aller Art bevölkern seine Bilder. Zu einer Neuentdeckung des populären Künstlers lädt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf ein: Miró. Malerei als Poesie ist der Titel einer umfangreichen Ausstellung, die zum ersten Mal das enge Wechselspiel zwischen der Kunst des Spaniers und der avantgardistischen Literatur seiner Generation verdeutlicht. Die rund 110 Gemälde, Zeichnungen und Malerbücher aus allen Schaffensphasen Mirós sind vom 13. Juni bis zum 27. September 2015 im K20 am Grabbeplatz zu sehen. Die mit dem Bucerius Kunst Forum erarbeitete Ausstellung ist gegenüber der Hamburger Präsentation für Düsseldorf wesentlich erweitert worden.
Mit vier wichtigen, in der Ausstellung gezeigten Werken des Künstlers besitzt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen selbst die bedeutendste Miró-Kollektion in Deutschland. Miró. Malerei als Poesie knüpft an eine Reihe von Ausstellungen wie “Alexander Calder – Avantgarde in Bewegung“ oder “Kandinsky, Malewitsch, Mondrian. Der weiße Abgrund Unendlichkeit“ an, mit der die NRW- Landesgalerie einen neuen Blickwinkel auf scheinbar so vertraute Künstler der Klassischen Moderne bietet. Die Leihgaben der Ausstellung stammen aus international angesehen Sammlungen wie der Fundació Joan Miró in Barcelona, der Fundació Pilar y Joan Miró auf Mallorca, dem Museum of Modern Art (MoMA) New York, dem Philadelphia Museum of Art und der Tate in London.
Ein besonderes Kapitel widmet die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen dem Thema der Malerbücher Mirós und der Bibliothek des manischen Lesers. Dank umfangreicher Leselisten des Spaniers („tout Freud“, „alles von Freud“) kann sich der Ausstellungsbesucher in der teilweise rekonstruierten Bibliothek Mirós selbst in die Lieblings-Lektüre des Künstlers vertiefen. Seine Malerbücher, von denen seit den späten 20er Jahren insgesamt 250 Stück in engem Austausch mit den Autoren und in kleiner bibliophiler Auflage entstanden, sind der intensivste Ausdruck der Beschäftigung Mirós mit der Literatur. Unter anderem sind als Höhepunkte der Buch-Kunst des 20. Jahrhunderts Parler seul (1948/50) zu Texten von Tristan Tzara sowie À toute épreuve (1958) zu Paul Éluard zu sehen, in denen sich Text und Bild ideal und gleichberechtigt ergänzen.
Als 27-Jähriger verließ Miró 1920 seine Heimatstadt Barcelona und ging nach Paris, suchte dort die Nähe seines Idols Picasso und geriet rasch in den Strudel von Dadaismus und Surrealismus: Bedeutende Literaten wie Tristan Tzara, Max Jacob, Pierre Reverdy, Paul Éluard oder André Breton zählten bald zu seinen engen Freunden. Ernest Hemingway erstand – mit geliehenem Geld – als früher Bewunderer 1925 ein Gemälde Mirós.
Doch schon in seinem Frühwerk „Nord-Süd“ (1917) hatte Miró seine Nähe zur Literatur dokumentiert: Das Bild zeigt nicht nur einen Goethe-Band, sondern auch die Titelseite der von Reverdy und Guillaume Apollinaire gegründete Literatur-Zeitschrift Nord-Sud.
„Die Dichter arbeiteten an einer Befreiung von Syntax, Klang und Sinn. Der Angriff auf den Rationalismus war ihre Provokation“, beschreiben die beiden Ausstellungskuratorinnen Marion Ackermann (Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen) und Ortrud Westheider (Bucerius Kunst Forum) das literarische Klima der Zeit: “Stärker als der Kontakt zu anderen Malern in Paris beeinflusste ihn dieser Austausch mit den Dichtern. Aus ihren Ideen schöpfte er die Inspiration für sein malerisches Vorgehen, das ihm 1923 zum künstlerischen Durchbruch verhalf.“
Miró, dessen bildnerische Strategie nun eine beständige Grenzüberschreitung von Malerei und Poesie wird, integriert schriftartige Chiffren, einzelne Buchstaben oder Wortfragmente in seine Malereien. In der für dieses Thema exemplarischen Serie von „Bild-Gedichten“ („Peinture-poème“) gehen Bilder und Wörter vieldeutige Verbindungen ein wie etwa in dem Gemälde „Bild-Gedicht“. Sterne im Geschlecht von Schnecken“ (1925). Miró verstand sich nun als ein „Malerdichter“, der keinen Unterschied mehr zwischen den Kunstgattungen machte. Umgekehrt regten die Werke des Spaniers auch die Literaten des Surrealismus wie André Breton an, die ebenso wie der Maler ihre Anregungen aus den Tiefen des Unterbewussten bezogen. „Miró ist wahrscheinlich der Surrealistischste von uns allen“, urteilte 1928 Breton als Wortführer der surrealistischen Literatur.
Unter dem Eindruck des Spanischen Bürgerkrieges verdunkelten sich die Farben des überzeugten Katalanen und entschiedenen Gegners der Franco-Diktatur; zerrissene Gestalten kehrten in Mirós bedrohliche Bildwelt zurück („Der Flug des Vogels über die Ebene III“/1939). Den im französischen Exil der 1940er Jahre entstandenen und an Sternkarten angelehnten Bildserien der Constellations stellte Breton in einer späteren Buchausgabe seine Verse zur Seite.
Extreme Querformate kennzeichnen Werke der 1940er bis 60er Jahre wie „Gemälde-Objekt“ von 1953, deren Zeichenfolgen als nicht zu entziffernde Schriften erscheinen. Spuren des Abstrakten Expressionismus wie auch der asiatischen Kalligraphie lassen sich in späteren Werken entdecken, die von einem aggressiven Malduktus geprägt sind, und damit die Aufbruchsstimmung und den Protest der 70er Jahre widerspiegeln. Schon in seinen Chiffrenbildern wie „Stille“ von 1968, in denen er sich erneut mit dem Thema der Leere beschäftigt, erscheinen die einzelnen Buchstaben in Stempelästhetik, scheinbar von den Spruchbändern damaliger Demonstrationen entlehnt. Im Spätwerk tauchen wieder die Motive von Sternen, Mond und Wolken auf: Trotz aller Harmonie von Horizont und Himmelskörper – in den knappen, melancholischen „Gemälden“ (um 1973) wird die Skepsis Mirós gegenüber der Moderne deutlich.
KUNSTPUNKTE Düsseldorf 2015 – Künstler zum „Anfassen“
Die KUNSTPUNKTE sind neben dem RUNDGANG, DER GROSSEN NRW sowie der NACHT DER MUSEEN das Highlight in jedem Kunstjahr in Düsseldorf. Kunstinteressierte haben dabei die Möglichkeit, die Entstehungsorte und Kreativzentren, die sich über das Nord- und Südfirmament von Düsseldorf verteilen, konzentriert auf zwei Wochenenden zu besuchen, um sich dort aktuelle Kunst der in Düsseldorf beheimateten Künstlerinnen und Künstler anzuschauen und sich wenn gewünscht, mit den Künstlern über deren Kunst auszutauschen.
An den diesjährigen Kunstpunkten sind rund 500 Künstler beteiligt. Die Bandbreite reicht dabei von jungen Newcomern der Kunstakademie Düsseldorf bis hin zu den „alten, etablierten Hasen“.
Wer es bei seiner Ateliertour quer durch Düsseldorf bequem haben möchte, der kann sich eine Fahrt im Shuttlebus buchen. Die Shuttlebustour unter fachkundiger Führung dauert etwa 3 Stunden und bringt die Passagiere zu ausgewählten Ateliers im ganzen Kunstpunkte-Firmament.
Termine
1. Wochenende (Südliches Firmament): 15. und 16. August 2015
2. Wochenende (Nördliches Firmament): 22. und 23. August 2015
www.kunstpunkte.de
Offene Facebook-Gruppe „KUNSTPUNKTE Düsseldorf“
Für die an den Kunstkunkten teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler hat die Redaktion von KUNST DÜSSELDORF zudem bei Facebook die offene Gruppe „KUNSTPUNKTE Düsseldorf“ eingerichtet. Jeder der möchte, kann dieser Gruppe beitreten um sich zu den Kunstpunkten auf dem Laufenden halten und sich auszutauschen. Teilnehmende Künstler können sich dort gerne näher vorstellen und ihre Kunst zu den Kunstpunkten präsentieren. Aber auch Besucher der Kunstpunkte bieten wir dort ein Forum, um sich zu verabreden oder Tipps auszutauschen, wo es bei den diesjährigen Kunstpunkten besonders sehenswert ist. Schaut mal vorbei, wir freuen uns auf Euch!
Noch ein Tipp: auch der KUNSTRAUM BRUNNEN 10 (KRB_10), einer der OFF-Räume der NACHT DER MUSEEN, ist mit den Künstlern Markus Großmann und Sven Blatt sowie vier weiteren Künstlern bei den Kunstpunkten vertreten und für einen Besuch nur zu empfehlen. Die sechs Künstler/innen bieten eine sehr große Breite an Malerei, Zeichnung, Fotografie und Bildhauerei (1. WE, 15. & 16. Aug, Brunnenstr. 10 Nähe Bilk-Arcaden, Kunstpunkt Nr. 19).
Ausschreibung Kunstpreis 2015 (Frist 01.06.2015)
11 . Internationaler Senefelder-Preis 2015
Zu Ehren von Alois Senefelder, dem Erfinder der Lithographie, schreiben die Internationale Senefelder – Stiftung (ISS) und der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) einen Wettbewerb aus, mit dem besondere Leistungen auf dem Gebiet der künstlerischen Lithographie und ihrer Weiterentwicklung im Flachdruck gewürdigt werden.
Vorgesehen sind Preisgelder von insgesamt 15.000 Euro (1. Preis 7.500 Euro, 2. Preis 5.000 Euro, 3. Preis 2.500 Euro).
Juryleitung: Prof. Dr. Gerhard Kilger – Mitglied des ISS – Beirats, Künstler und Musiker.
Zu den weiteren Details s. Ausschreibung.
Bronzeskulpturen – traditionelle Kunst in Düsseldorf
Seit Jahrtausenden schmelzen Künstler das natürliche Material Bronze, um daraus Glocken, Werkzeuge, Waffen, aber auch beeindruckende Kunstwerke zu schaffen. Mit Hilfe der Bronze, einer Legierung, die aus Zinn und Kupfer besteht, lassen sich Werke schaffen, die die Zeit überdauern. In Düsseldorf, der Stadt der Kunst, erinnern mehrere Bronze-Skulpturen an den wohl berühmtesten Sohn der Stadt, Heinrich Heine.
Aufstrebende Jünglinge und lebensgroße Bücher – Bronzeskulpturen in Düsseldorf
Das Medium Bronze ist in der Kunststadt Düsseldorf stets präsent. Zahlreiche Museen laden zum Verweilen ein und die Kunstakademie Düsseldorf lockt immer wieder junge Talente aus aller Welt an. Wie viele Künstler vor ihnen, so auch Auguste Rodin oder Pablo Picasso, experimentieren sie mit Metallen und schaffen auf diese Weise langlebige Kunstwerke. Wer durch den in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts entstandenen Ehrenhof flaniert, der sieht die Skulptur „Der aufstrebende Jüngling“ von Georg Kolbe. Dieser gewann 1931 einen Wettbewerb zur Gestaltung des Ehrenhofs, durfte seine Schöpfung aufgrund der politischen Entwicklungen aber nicht aufstellen. Dem Juden Heinrich Heine in der Zeit des Nationalsozialismus ein Denkmal zu setzen, war unmöglich. Erst 1949 fand das Werk seinen Standort.
Bemerkenswert ist das Kunstwerk, das Ende Oktober 2012 seiner Bestimmung übergeben wurde. Das „Buch Heine“ ist drei Meter hoch und 1,80 Meter breit und ist heute an der Magistrale der ehrwürdigen Heinrich-Heine-Universität zu sehen. Der Schöpfer der großen aus Bronze gegossenen Skulptur ist der Düsseldorfer Künstler Bert Gerresheim. Das Kunstwerk ehrt Heine und erinnert an die Zensur, der viele Zeitgenossen Heines und auch der Autor selbst ausgesetzt waren. Das offene Buch zeigt die Silhouette des alten und des jungen Heine, eine Schere und eine Narrenschelle. Kunstliebhaber werden aber überall in Düsseldorf Spuren des berühmten Zeitgenossen und auch andere Bronze-Denkmäler finden.
Moderne Interpretationen der Bronzekunst
Auch in der heutigen Zeit erfreut sich die Bronzekunst vor allem unter namenhaften Künstlern und Bildhauern noch großer Beliebtheit. Eine der international führenden Kunstguss-Manufakturen ist die Edition Strassacker, die bereits in der vierten Generation Bronzeplastiken in traditioneller Handwerkskunst herstellt. Im Programm stehen Skulpturen und Großplastiken, in denen sich die unterschiedlichsten Stilrichtungen aus zeitgenössischer Kunst, Surrealismus, Realismus oder klassischer Moderne widerspiegeln. Fast 150 Künstler haben sich der Edition Strassacker bisher anvertraut und ihre Werke in Bronze gießen lassen. Die Kunstobjekte sind überwiegend figurativ, aber es finden sich auch Objekte im Angebot, bei denen sich die Künstler durch die antike Mythologie oder durch das Kunstverständnis fremder Völker haben inspirieren lassen.
JUNGES SCHAUSPIELHAUS: COMPANIA PAIDEIA (BRA) – „KREIDEKREIS“ (nur 5.5.!)
JUNGES SCHAUSPIELHAUS Düsseldorf
COMPANIA PAIDEIA (BRA): KREIDEKREIS
EINMALIGES GASTSPIEL IN PORTUGIESISCHER SPRACHE!
DIENSTAG, 5. MAI, 18.00 UHR
JUNGES SCHAUSPIELHAUS, MÜNSTERSTR. 446, 40470 DÜSSELDORF
Kartenpreise: Erwachsene 10 Euro, Kinder 6 Euro
Kartenreservierung: Tel. 0211.85 23 710, karten-junges@duesseldorfer-schauspielhaus.de
Das Junge Schauspielhaus Düsseldorf hat gemeinsam mit dem GRIPS Theater Berlin und der Compania Paidéia de Teatro aus São Paulo (Brasilien) den erfolgreichen Intendanten, Regisseur und Autor Armin Petras beauftragt, ein Stück nach Klabunds Kreidekreis zu verfassen. Jedes Theater hat sich in der aktuellen Spielzeit mit demselben Stoff beschäftigt und eine eigene Inszenierung entwickelt, die als Ring-Uraufführung auf die Bühne gebracht wird. Der Kreidekreis aus Berlin feierte am 7. Februar Premiere, das Junge Schauspielhaus Düsseldorf folgte am 28. März. Die Inszenierung der brasilianischen Compania Paidéia unter der Leitung von Amaur Falseti wird erstmalig am 2. Mai in Berlin gezeigt und kommt direkt anschließend zu einem einmaligen Gastspiel ans Junge Schauspielhaus Düsseldorf.
Círculo de Giz („Kreidekreis“) erzählt die Geschichte des kranken Jungen Li als Fabel um Liebe, Opferbereitschaft und Verlassenwerden. Brasilianische Musik nimmt in der Inszenierung großen Raum ein. Das Stück wird auf portugiesisch mit deutschen Übertiteln aufgeführt. Es ist angesetzt für Zuschauer ab 11 Jahren.
Das Gastspiel aus São Paulo bietet die einmalige Möglichkeit zu einer interkontinentalen Theaterbegegnung und einem Vergleich von zwei Inszenierungen desselben Stoffes. Die Kreidekreis-Fassung des Jungen Schauspielhauses steht weiterhin im Spielplan (Termine: 7.05., 10 Uhr / 9.06., 10 Uhr) und wird auch in die nächste Spielzeit übernommen.