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01.11.: Eröffnung ARTFAIR Köln (bis 04.11.2012)

10. ARTFAIR Köln vom 01. – 04. NOV 2012

Heute (01.11.2012) öffnete die ARTFAIR zum 10. Mal ihre Pforten für das breite Publikum. Im Jubiläumsjahr zeigen lt. Ausstellungskatalog 86 Galerien in drei Hallen im Kölner Staatenhaus auf einer Gesamtfläche von 16.000 Quadratmetern internationale Kunst aus Gegenwart und Moderne. Nach den Worten der beiden Gründer und Direktoren Walter Gehlen und Andreas Lohaus hat sich die ARTFAIR dabei in den Jahren seit ihrer Gründung als Off-Show für Kunst bis 5.000 Euro rasant zu einem respektierten Forum erstklassiger nationaler und internationaler Galerien entwickelt.

Thomas Röthel (vertreten durch "Fischerplatz Galerien, Ulm") beim Aufbau seiner Skulpturen auf dem Vorplatz
... und nun sichtlich froh, dass es geschafft ist



















Die Organisatoren hatten bereits gestern zu einem Preview eingeladen. Wie Walter Gehlen bei diesem Pressetermin einleitend betonte, ist es ihnen als den Machern der ARTFAIR nach wie vor ein wichtiges Anliegen, vor allem auch junger und noch bezahlbarer Kunst mit diesem Format ihrer Kunstmesse ein geeignetes Forum zu bieten. Nach Gehlens Worten sind sie aber auch sehr erfreut, darüber hinaus mit der diesjährigen Jubiläumsausgabe der Messe auch besonders zahlreiche etablierte Positionen solch namhafter Künstler wie John Chamberlain, Mel Ramos, Gerhard Richter, Georg Baselitz und A. R. Penck zeigen zu können. Co-Direktor Andreas Lohaus betonte abschließend, dass der Erfolg der ARTFAIR nur im Rheinland mit seiner stark verwurzelten Tradition des Kunstsammelns und seiner wirtschaftlichen Potenz denkbar war, so dass ein Abwandern der Messe in andere Städte oder gar Länder trotz entsprechender Angebote nie ein Thema für sie war.

Die beiden Direktoren Walter Gehlen (rechts) und Andreas Lohaus bei der Begrüßung der Medienvertreter

Die Messe selbst darf einmal mehr auf die Teilnahme prominenter Galerien zählen. Unter den zahlreichen klangvollen Namen finden sich unter anderem die Galerie Michael Schultz, Berlin | Seoul |Beijing, Galerie Terminus, München, Galerie Erhard Witzel, Wiesbaden, AB GALLERY LUZERN+ZÜRICH, Galerie Kunstraum 21, Köln, Galerie Albert Baumgarten, Freiburg, J-P. Ritsch-Fisch Galerie, Strasburg, Galerie Voss, Düsseldorf oder die Galerie Barbara von Stechow, Frankfurt am Main.

Eingangsbereich zum linken Messeflügel im Erdgeschoss




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Für diejenigen unter Ihnen, die die ARTFAIR besuchen möchten und für die es vielleicht der erste Besuch einer Kunstmesse ist, sei Folgendes vorausgeschickt: Kunstmesse ist nicht gleich Museumsausstellung! Entsprechend sollte man seine persönliche Wahrnehmungsfähigkeit ganz anders kalibrieren und seine Erwartungen einstellen, als bei einem beschaulichen Museumsbesuch zum gemütlichen Ausklang eines Sonntagnachmittags. Auch wenn man Kunst noch so gerne mag und sich für sie interessiert kann sich nämlich andernfalls auf einer Kunstmesse (selbst bei der noch vergleichsweise überschaubaren ARTFAIR) ganz schnell ein Übersättigungseffekt einstellen. Man sollte sich also mit einem gewissen Wahrnehmungsfilter ausstatten, der natürlich dennoch nicht völlig blind machen darf und auch etwas Zeit mitbringen. Möchte man gewissen Künstlern bzw. ihren Werken “nachstellen“, sollte man sich vorab anhand des Übersichtsplanes und des Katalogs über deren Standort informieren und gezielt darauf hinsteuern, sonst kann es schon mal passieren, den ein oder anderen namhaften Künstler zu “übersehen“, da diese natürlich fairer Weise nicht besonders herausgehoben werden. Man sollte sich auch zu Beginn des Messebesuchs darüber im Klaren sein, dass diese über zwei Etagen geht und sich daher vielleicht zu Beginn nicht zu intensiv mit den ersten Messekojen auseinandersetzen und sich “die Kräfte richtig einteilen“.

Weiterer Einblick in die Messehalle
Beeindruckende Installation "Land Of Fusion" von Francesca Martí (Gerhardt Braun Gallery, Mallorca)

Die auf der ARTFAIR gesichtete Kunst vor dem inneren Auge Revue passieren lassend kann festgestellt werden: Neue, übergreifende Trends sind nur ansatzweise zu erkennen. Das liegt aber nicht an der ARTFAIR, sondern an unserer Zeit des “ALLES HAT NEBENEINANDER SEINE EMANZIPIERTE BERECHTIGUNG“ – es werden heutzutage keine prägenden, sich gegenseitig verstärkenden, Kunstbewegungen mehr geschaffen. Jeder Künstler schafft sich seine eigene, kleine Bewegung. Resultat: ein Sammelsurium individuellster Positionen ohne erkennbar übergreifende Merkmale. Positiv ausgedrückt bietet das der Nachfrageseite für Kunst den Vorteil, sich nach der jeweiligen Vorliebe auch individuell “bedienen zu können“. Es gibt viele “Zitate“ und Abwandlungen der Vergangenheit, z. T. unter zur Hilfenahme dessen, was der Lauf der Zeit an neuer Materialien zu Tage gefördert hat. Ein kleinerer Trend war allerdings dennoch auszumachen: der Versuch, die dritte Dimension durch die unterschied-lichsten Mittel verstärkt in die Malerei einzubinden. Das meiste, was auf der Messe geboten wird, ist leicht verdauliche, gefällige und ansprechende Kunst „guter Namen“ und bietet wenig Anlass zur Diskussion oder gar Polarisation. Aber als Kunstmesse ist dies wohl auch nicht deren Zielsetzung.

Der Umstand des manigfaltigen Nebeneinanders macht es zu einem gewissen Maße auch schwierig, das “gesichtete Material“ systematisch darzustellen ohne plumper Weise das naheliegende Ordnungsmerkmal der Galeriezugehörigkeit zu bemühen. Im Folgenden werde ich daher versuchen, die vorgefundene Kunst eher lose und grob stilistisch zu clustern, quasi den eingangs erwähnten individuellen Filter verwenden, um das Gesehene etwas zu verdichten. Dadurch fällt notwendiger Weise auch einiges unter den Tisch, aber selbst der Katalog zur ARTFAIR ist ja schließlich kein Gesamtverzeichnis der dort gezeigten Kunstwerke. Wer die Gesamtsicht möchte, der kann diese noch höchtpersönlich bis zum 04. NOV durch einen Besuch der Messe erhalten.

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RAUM

Einige Maler wie Christoph Bouet, Christopher Lehmpfuhl oder Ralph Fleck erweitern ihre Malerei um die „Dritte Dimension“, in dem sie Ölfarbe pastos auftragen, teilweise fast zu Reliefs aufschichten, was ihre Malerei dadurch sehr lebendig wirken läßt und dem auftreffenden Licht (und dem daraus resultierenden Schatten) einen größeren eigenen Gestaltungsspielraum lässt.

Christoph Bouet | Weiden im Schnee | 100 x 120 | Ö/LW
Ralf Fleck (Galerie Albert Baumgarten, Freiburg) | "Paris 19-VIII | 2012 | 160 x 160 | Ö/LW

Christopher Lehmpfuhl (Galerie Schrade, Karlsruhe) | Gebirgsbach (Meran) | 2006 | 140 x 60



















Andere Künstler erweitern ihre Kunstwerke in den Raum durch eine spezielle Art von „Architektur“ ihrer Werke bzw. der Träger ihrer Werke.

Maxim Wakultschik (Galerie Michael Nolte) | Multipersonality #34 | 2012 | 102 x 94 | Öl auf Holz, Aluminiumrahmen

Ilse Haider (Galerie Erhard Witzel, Wiesbaden) | "Erich Wolfgang Korngold" | 2012 | Silberprint auf Peddigrohr | 140 x 90 x 20

Seitenansicht




DUKTUS

Zwei Maler sind erwähnenswert, da beide durch einen bestechenden, eigenen Duktus ins Auge fallen: Markus Fräge sowie Alireza Varzandeh, mein malerischer Favorit in dieser Beziehung, da seine Malerei nicht so glattgebügelt, angepasst und hochglanzpoliert daher kommt, wie so manch andere gesehene Malerei. Die von ihm dargestellten Szenen des Alltags haben dadurch etwas Unverfälschtes, Lebendiges.

Alireza Varzandeh (Projektraum Knut Osper) | Sommerregen X | 2012 | 180 x 230 | Ö/LW
ebenfalls Alireza Varzandeh | Easy Day II | 2012 | 180 x 230 | Ö/LW

Martin Fräger (Galerie.mühlfeld+stohrer, FFM) | Mädchen mit Küchenstilleben | 2012 | 110 x 150 | Ö/LW

Fläche/Ikonografie

Im Gegensatz zu den zuvor gezeigten Beispielen bleiben die nun folgenden Künstler in glatten Flächen, reduzieren, stilisieren – z. T. collagenhaft über mehrere Ebenen „geschichtet“, z. T. aber bleiben diese auch reduziert auf nur eine wahrgenommenen Ebene (Hintergründe werden mangels Perspektive oder reduzierter Perspektive zur reinen Projektionsfläche).

Heiner Meyer (Galerie Barbara v. Stechow, FFM) | Chanel | 2012 | 120 x 160 | Ö/LW | 26.000 EUR
ebenfalls Heiner Meyer | Take a Box | 2012 | 120 x 145 | Ö/LW
Kirsten van den Bogaard (Art Galerie 7, Köln) | Acryl auf Dibond
ebenfalls Kirsten van den Bogaard
Ruth Bussmann (Galerie Alber Baumgarten, Freiburg) | Passanten 2010 | 120 x 160 | 7.000 EURÖ/LW
Dirk Brömmel (DavisKlemmGallery, FFM) | C-Print auf Diasec
Koje "Galerie an der Pinakothek der Moderne - Barbara Ruetz | im Vordergrund Christopher Corso "The Next Level"




PIXEL

Nun noch zu ein paar Vertretern, die den Pointilismus in der ein oder anderen individuellen Spielart zu neuem Leben erwecken.

Davide La Rocca (Galerie Voss, Düsseldorf | Irene pp-RGB60" (Ausschnitt) | 200 x 150 | 2012 | Ö/LW
Thomas Baumgärtel (DavisKlemmGallery, FFM) | Harald Schmidt | 2012 | 170 x 170 | Schablonenspray/LW (Bananenstil Pointilismus)
3 Arbeiten von Lu Yueling (Galerie Jane Zhang, FFM), rechts "Pieces of Memories" | 2011 | 120 x 150 | Öl/LW
Ralph Fleck (Galerie Albert Baumgarten, Freiburg) | Station 13-X | 2012 | 140 x 160 | Ö/LW




(Un)schärfe

Wolfgang Kessler (Kunsthaus Hannover) | Zwischenraum - Kapitel II | 2011 | 60 x 100 | Ö/LW
Zhang Tieying (Galerie Jane Zhang, FFM) | Spring Rain #2 | 2011 | 90 x 120 | Ö/LW
Stephan Kaluza (Galerie Michael Schulz, Berlin) | Berg 1 | 2012 | 120 x 50 | Ö/LW hinter Plexiglas




Resümee

Die ARTFAIR bietet auch dieses Jahr wieder eine gute Möglichkeit sich einen Überblick über im deutschsprachigen Raum (Mallorca beziehe ich da mal großzügig mit ein) gehandelte Kunst über die eigene lokale Galerien-Landschaft hinweg zu verschaffen, auch wenn zwischen dem von den jeweiligen Galerien Gezeigten nun auch “keine Welten liegen“.

Die Prämisse, mit der die ARTFAIR vor nun 10 Jahren an den Start ging, mit ihrem Messeformat auch noch bezahlbare Kunst für “Kunstsammler-Einsteiger“ anzubieten, hat sich im Laufe der Zeit doch relativiert. Die mit unter 5.000 EUR von den Machern der Kunstmesse als noch bezahlbar definierte Kunst war doch sehr rar gesät. Vieles Gesehene hat mittlerweile diese Preislage locker verlassen, so dass man nicht selten Kunst im mittleren Format zwischen 10.000 und 20.000 EUR vorgefunden hat. Aus Sicht einer Messerleitung lässt sich das natürlich nachvollziehen: welche Messe lehnt schon eine namhafte Galerie ab, weil ihr die Preise zu hoch sind und über am Markt durchsetzbare Preise definiert sich heutzutage (auch) das Renommee einer Galerie oder einer Messe – und zudem: was heißt schon “noch bezahlbar“ – das ist halt wie so vieles relativ.


Text und Fotos: Sven Blatt
Copyright für Text und sämtliche Fotos: Sven Blatt